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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Ich schaltete den Computer ein, und als er so weit war, öffnete ich mein Mail-Programm.
    Außer ein bisschen Spam war nicht viel im Posteingang. Eine Nachricht erregte jedoch meine Aufmerksamkeit.
    Sie war von Kelly.
    Ich hatte völlig vergessen, dass ich sie gebeten hatte, mir das Video zu schicken, das sie mit ihrem Handy aufgenommen hatte, während sie im Kleiderschrank der Slocums stand. Ich war bis jetzt nicht dazu gekommen, es mir richtig anzusehen. Jetzt hatte es wahrscheinlich auch nicht mehr viel Sinn, aber ich war neugierig.
    Immerhin hatte der Alptraum der letzten Tage mit dieser Übernachtung begonnen. Der eigentliche Alptraum hatte natürlich in der Nacht begonnen, in der Sheila starb, aber gerade, als ich mich der Hoffnung hingegeben hatte, unser Leben würde in normale Bahnen zurückkehren, geschah diese Sache mit Ann Slocum.
    Ich klickte die Nachricht an und öffnete das Video.
    Ich schob den Cursor auf das »Play«-Symbol und klickte.
    »Hey. Kannst du reden? Ja, ich bin allein … schön, ich hoffe, deinen Handgelenken geht es wieder gut … ja, dann musst du eben lange Ärmel tragen, bis die Schrammen verschwunden sind … also, weil du gefragt hast wegen des nächsten Mals … Mittwoch ginge vielleicht, wenn’s bei dir geht. Aber eins muss ich dir sagen: Ich brauche mehr für … verschiedene Auslagen und – warte mal, ich bekomme gerade noch einen Anruf … gut, bis dann! – Hallo?«
    Ich klickte auf die Stopptaste. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich jetzt wusste, worum es hier ging. Ann sprach mit George über die Handschellen. Ich klickte erneut auf den Anfang der Aufnahme, aber diesmal ließ ich das Video nach dem »Hallo?« weiterlaufen.
    Ann Slocum sagte: »Was soll das? … doch nicht … anrufen … mein Handy ist aus … keine gute Zeit … Kleine hat jemanden zum Übernachten … Ja, ist er … aber … wir haben eine Abmachung … das Geld und … etwas anderes zurück … Geschäft ist Geschäft. Für neue Angebote bin ich immer offen.«
    Dann wurde das Bild schlagartig unscharf und verschwand schließlich ganz. Offenbar war das der Moment, in dem Kelly ihr Handy weggesteckt hatte.
    Ich spielte das Video noch mal von vorne ab und dachte, Eigentlich sollte ich das an Detective Wedmore weiterschicken, wer weiß, wozu’s gut ist? Zu nicht viel, wahrscheinlich. Wenn Kelly den ganzen Anruf aufgenommen hätte, auch den Teil, wo Ann davon sprach, jemandem eine Kugel in den Kopf zu jagen, wäre das vielleicht hilfreich gewesen.
    Aber meine Neugier war schon geweckt von dem bisschen, was ich gehört hatte. Insbesondere ab da, wo Ann den zweiten Anruf entgegennahm. Hatte dieser Anrufer Ann um ein Treffen gebeten? War sie deshalb in dieser Nacht weggefahren?«
    Ich hörte mir diesen Abschnitt noch einmal an.
    »Was soll das? … doch nicht … anrufen … mein Handy ist aus … keine gute Zeit.«
    Ann sprach auch da, wo man in der Aufnahme nichts verstand. Ich drehte lauter und schaltete auf den Vollbildschirm-Modus. Vielleicht konnte ich ja etwas von Anns Lippen ablesen.
    » Was soll das? … doch nicht … anrufen … mein Handy ist aus …
    Ich klickte auf Stopp, ging zurück. Ich war mir ziemlich sicher, dass Ann in der zweiten Lücke »Nummer« und noch ein, zwei Wörter sagte.
    Wieder starten. Zuhören. Anns Mund beobachten. Ja, da war es: »Nummer«. Und ich glaubte, auch das andere erraten zu können. Sie sagte: »doch nicht diese Nummer anrufen. Oh, stimmt, mein Handy ist aus.«
    Ich nahm einen Stift und Papier und schrieb auf, was Ann meiner Meinung nach sagte.
    Immer wieder spielte ich diese Sequenz ab und setzte die Satzfetzen langsam zu einem Ganzen zusammen.
    »… doch nicht diese Nummer anrufen. Oh, stimmt, mein Handy ist aus. Das ist jetzt keine gute Zeit. Die Kleine hat jemanden zum Übernachten …«
    Das nächste Wort konnte ich nicht identifizieren, nahm aber an, es hieß »da«. Zurückgehen, wieder starten.
    »… doch nicht diese Nummer anrufen. Oh, stimmt, mein Handy ist aus. Das ist jetzt keine gute Zeit. Die Kleine hat jemanden zum Übernachten da.« Dann gab es eine Lücke von sechs, sieben Sekunden, in denen Ann nichts sagte, sondern zuhörte. Dann »Ja, ist er. In der Küche. Nein, aber … wir haben eine Abmachung. Ich bekomm das Geld und … etwas anderes zurück.«
    Um das zusammenzubekommen, brauchte ich fast zwanzig Minuten. Ich ließ die Aufnahme weiterlaufen. Jetzt kamen zwei Stellen, bei denen ich zwar sah, wie Anns Lippen sich bewegten, aber nicht

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