Weil Ich Euch Liebte
loslässt. Und wenn du mir eine Frage beantwortest.«
»Welche?«
»Sheila.«
»Was ist mit ihr?«
»Warum Sheila?«
Marcus schnitt eine Grimasse. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Ich weiß nicht genau, wie du’s gemacht hast, aber ich muss wissen, warum. Wusste sie Bescheid? Hat sie gewusst, dass du ein Verhältnis mit Ann hast? Hat sie gedroht, es ihrer Mutter zu erzählen? Hast du’s deshalb getan?«
Fionas Mund klappte auf. Zuerst war sie so entgeistert, dass sie kein Wort herausbrachte, doch schließlich flüsterte sie: »Nein.«
Ihre Blicke trafen sich. »Fiona, das ist alles totaler Schwachsinn. Glen lügt, das ist –«
»Du hast Sheila umgebracht? Meine Tochter? Du hast meine Tochter umgebracht?«
Marcus schloss den Arm fester um Kellys Hals. Sie hustete und versuchte, seinen Griff zu lockern, sich zu befreien, aber gegen die Kräfte eines erwachsenen Mannes konnte sie nichts ausrichten.
»Geh zur Seite und lass mich gehen«, sagte er.
»Du kannst nicht entkommen«, sagte ich. »Die Polizei wird dich finden. Wenn du Kelly was tust, wird es nur noch schlimmer für dich. Du verlässt dieses Haus nicht mit Kelly. Vergiss es.«
Kelly versuchte weiter, sich aus Marcus’ Umklammerung zu befreien. Ich warf einen Blick auf Fiona. Sie war eine Bombe, die jeden Moment in die Luft gehen konnte.
Marcus nickte. »Dass du dich da bloß nicht täuschst. Ein Schritt weiter, und ich brech ihr das Genick. Ich schwöre – Herrgott!«
Kelly hatte das rechte Bein gehoben und Marcus mit ihrem Absatz mit aller Kraft auf den Fuß getreten. Er schrie auf, und sein Griff um ihren Hals lockerte sich.
Gleichzeitig hatte Fiona das Weinglas auf dem Couchtisch ergriffen und es gegen die Tischkante geschlagen. Sie hielt jetzt nur noch den Stiel mit dem Glasboden in der Hand, ein funkelndes Stück Glas voll scharfer Zacken.
Kelly hatte sich Marcus’ Würgegriff entwunden und rannte zu mir.
Das zerbrochene Glas vorgestreckt und einen fast schon tierischen Schrei ausstoßend machte Fiona einen Satz nach vorn. Noch ehe sie Marcus erreichte, tropfte Blut von ihren Fingern, weil sie sich selbst geschnitten hatte. Doch sie schien keinen Schmerz zu fühlen, schien nur ein Ziel zu haben: ihren Mann zu töten.
Ich wäre ja dazwischengegangen, doch Kelly klammerte sich an mich.
Marcus hob den Arm, um Fionas Angriff abzuwehren, doch sie war von einer Kraft erfüllt, die weit über die seine hinausging. Sie stürzte sich auf ihn und rammte ihm die Glaszacken in den Hals.
Blut spritzte an mehreren Stellen aus seiner Kehle. Qualvolle, gurgelnde Geräusche waren zu hören, und er presste sich beide Hände an den Hals. Blut tropfte ihm zwischen den Fingern hervor.
Ich schrie: »Fiona!«, und schüttelte Kelly ab. Ich packte Fiona, die noch immer das zerbrochene Glas schwang, von hinten.
Marcus fiel auf den Teppich.
Ich sah Kelly in die Augen und sagte ruhig und mit fester Stimme: »Drück auf die Polizeitaste an der Alarmanlage.«
Sie rannte los.
Marcus hatte seine Hände um seinen Hals gelegt, um zu verhindern, dass sein ganzes Blut aus ihm heraussprudelte. Ich hielt Fiona fest und sagte immer wieder zu ihr: »Es ist gut. Es ist gut. Du hast es geschafft. Du hast es geschafft. Du hast ihn erwischt.«
Fiona begann in meinen Armen zu weinen und zu klagen. Sie ließ das Glas fallen, drehte sich um und schlang ihre blutigen Arme um mich.
»Was hab ich getan?«, schluchzte sie. »Was hab ich getan?«
Ich wusste, sie redete nicht davon, was sie gerade mit Marcus gemacht hatte. Sie sprach davon, dass sie diesen Mann in ihr Leben geholt und auf ihre Familie losgelassen hatte.
Sechzig
Nur Sekunden, nachdem Kelly die Notruftaste gedrückt hatte, meldete sich jemand vom Sicherheitspersonal. Ich nahm den Anruf entgegen und sagte, sie sollten einen Rettungswagen und die Polizei schicken.
Kaum hatte ich aufgelegt, war die Polizei schon da. Doch das war das Resultat von Sallys Anruf bei der Polizei in Milford, die die Kollegen in Darien verständigt hatten.
Die Sanitäter kümmerten sich sofort um Marcus, und zu meiner Überraschung gelang es ihnen, ihn zu stabilisieren. Ich hatte ihn eigentlich schon abgeschrieben. Mit heulender Sirene raste der Rettungswagen davon.
Noch während sich Marcus gurgelnd auf dem Boden gewunden hatte, hatte ich Kelly aus dem Haus gebracht. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr miterleben musste, als sie ohnehin schon gesehen hatte. Ich hob sie hoch, und sie schlang die Arme um meinen Hals. Ich
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