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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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bisschen wie ein Motorradfahrer – ein paar davon hatten im Lauf der Zeit stundenweise bei mir ausgeholfen. Ich überlegte, ob er wohl einer dieser Wochenendkrieger war. Er musterte mich unverhohlen von oben bis unten, so dass ich es auch ja merkte.
    Carlson schlüpfte aus dem Haus. Ohne stehen zu bleiben und seinen Vater zu begrüßen, ging er direkt zu dem Geländewagen.
    »Carl, das hier ist Glen Garber«, sagte Joan. »Glen, das ist Carl Bain.«
    Interessant, dachte ich. Statt seinen Sohn »Carl jun.« zu nennen, hatte er ihm den Namen Carlson gegeben. Ich hielt ihm die Hand hin, und er schüttelte sie. Sein Blick huschte von Joan zu mir. »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte er.
    »Glen ist Bauunternehmer«, verkündete Joan. »Er hat seine eigene Firma. Er wohnt gleich nebenan.« Sie zeigte auf mein Haus. »Da, gleich in dem Haus.«
    Carl Bain nickte. »Also, dann bis Montag«, sagte er, ging zu seinem Explorer und fuhr davon.
    Joan winkte ihm ein wenig zu überschwenglich hinterher. Dann wandte sie sich mir zu und sagte: »Danke für das eben.«
    »Für was?«
    »Ich fühl mich einfach sicherer mit dir nebenan.«
    Als sie ins Haus ging, warf sie mir einen Blick zu, der mir in seiner Freundlichkeit ein wenig über das unter Nachbarn übliche Maß hinauszugehen schien.

Vier
    »Wie fühlt sich das an?«, fragte Emily.
    »Wie fühlt sich was an?«, fragte Kelly zurück.
    »Wenn man keine Mom hat.«
    Sie saßen in Emilys Zimmer auf dem Boden, ein Haufen Kleider um sie herum verstreut. Kelly hatte Emilys Sachen anprobiert, und Emily hatte die Klamotten angezogen, in denen Kelly gekommen war, ebenso wie die, die sie zum Wechseln mitgenommen hatte. Kelly hatte gerade gefragt, ob sie ihre Oberteile für eine Woche tauschen könnten, als Emily mit der Frage herausplatzte.
    »Nicht sehr angenehm«, antwortete Kelly.
    »Wenn meine Mom oder mein Dad sterben müssten, dann wär’s mir wahrscheinlich lieber, dass Dad stirbt. Ich hab ihn gern, aber ich finde es schlimmer, wenn die Mutter stirbt, weil Väter von den meisten Dingen keine Ahnung haben. Wünschst du dir, dass es deinen Dad erwischt hätte?«
    »Nein, mir wär’s am liebsten keinen von beiden.«
    »Willst du Spion spielen?«
    »Wie geht das?«
    »Hast du dein Handy dabei?«
    Kelly hatte es in ihrer Hosentasche und kramte es hervor. »Also«, sagte Emily, »wir verstecken uns im Haus und jede versucht, die andere zu fotografieren, ohne dass die es merkt.«
    Kelly grinste. Das würde bestimmt Spaß machen. »Einfach nur fotografieren oder Videos machen?«
    »Für Videos gibt’s mehr Punkte.«
    »Wie viele?«
    »Also, für ein Foto gibt’s einen Punkt, für ein Video gibt’s einen Punkt pro Sekunde.«
    »Ich finde, es sollten fünf Punkte sein«, sagte Kelly. Nach kurzer Debatte kamen sie überein, dass ein Foto fünf und jede Sekunde Video zehn Punkte wert sein sollte.
    »Wenn wir uns beide gleichzeitig verstecken, wie finden wir uns dann?«, fragte Kelly.
    Daran hatte Emily nicht gedacht. »Gut, dann versteckst du dich zuerst, und ich such dich.«
    Kelly war schon auf den Beinen. »Du musst bis fünfhundert zählen. Aber nicht fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig, sondern eins, zwei, drei –«
    »Das ist zu viel. Bis hundert.«
    »Aber nicht schnell«, schärfte Kelly ihrer Freundin ein. »Nicht eins-zwei-drei-vier, sondern eins. Zwei. Drei –«
    »Gut! Dann los. Los!«
    Das Handy fest umklammert, stürmte Kelly aus dem Zimmer. Sie lief den Flur entlang und überlegte, wo sie sich verstecken sollte. Mit einem raschen Blick ins Badezimmer überzeugte sie sich, dass dieses kein gutes Versteck bot. Wäre sie zu Hause gewesen, hätte sie sich in die Duschwanne stellen und den Vorhang vorziehen können, doch die Slocums hatten eine Dusche mit Glastür. Sie öffnete eine Tür, aber dahinter befand sich ein Wäscheschrank, und die Einlegeböden standen zu weit vor, um sich zwischen sie und die Tür zu zwängen.
    Sie öffnete eine weitere Tür und erblickte ein Bett, das genau so groß war wie das, in dem ihre Eltern schliefen, allerdings hatte ihr Vater das ganze Ding jetzt für sich allein. Auf diesem Bett lag eine wollweiße Decke, und an allen vier Ecken gab es hohe Holzpfosten. Das musste das Schlafzimmer von Mr. und Mrs. Slocum sein. Es hatte ein eigenes Bad, doch auch hier war die Dusche – das beste Versteck – mit einer Glastür versehen, und über der Badewanne hing kein Vorhang.
    Kelly lief durchs Zimmer und öffnete die Tür des Kleiderschranks. Er war

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