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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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vollgestopft mit Kleidern, die auf Bügeln hingen, und der Boden war übersät mit Schuhen und Taschen. Kelly stieg hinein und schlüpfte zwischen Blusen und Kleider. Sie zog die Tür nicht ganz zu, sondern ließ einen etwa fünf Zentimeter breiten Spalt offen. Wenn Emily hereinkam, konnte sie sie filmen, wie sie das ganze Zimmer durchstöberte. Und wenn sie schließlich die Schranktür öffnete, würde Kelly »Überraschung!« schreien.
    Ob Emily sich wohl ins Höschen machen würde?
    Kelly drückte auf eine Taste ihres Handys und das Display leuchtete auf. Sie wählte die Kamerafunktion und drückte auf das Videosymbol.
    Kelly stieß mit dem Fuß gegen etwas, das sie für eine Tasche hielt. Etwas klimperte darin. Kelly kniete sich hin, steckte die Hand hinein, ertastete das, was vermutlich das Geräusch verursacht hatte, und zog es heraus.
    Sie hörte etwas. Durch den Spalt in der Schranktür sah sie, wie die Schlafzimmertür aufging.
    Sie steckte den Gegenstand in die vordere Tasche ihrer Hose. Das Handy hielt sie noch in der Hand.
    Doch es war nicht Emily, die das Schlafzimmer betrat. Es war ihre Mutter. Es war Ann Slocum.
    Oh-oh, dachte Kelly.
    Ob sie wohl Ärger bekam, weil sie sich im Kleiderschrank der Hausfrau versteckte? Kelly verhielt sich mucksmäuschenstill, als Emilys Mutter um das Bett herumging, nach dem Telefon auf dem Nachttisch griff und eine Nummer eingab.
    »Hey«, sagte sie und hielt sich den Hörer dicht vor den Mund. »Kannst du reden? Ja, ich bin allein … also ich hoffe, deinen Handgelenken geht es wieder gut … musst du eben lange Ärmel tragen, bis die Schrammen verschwunden sind … wegen des nächsten Mals … Mittwoch ginge vielleicht, wenn’s bei dir geht. Aber eins muss ich dir sagen: Ich brauche mehr für … verschiedene Auslagen und – warte mal, ich bekomme gerade noch einen Anruf … gut, bis dann! – Hallo?«
    Kelly bekam nicht einmal die Hälfte von dem mit, was gesprochen wurde, weil Mrs. Slocum so flüsterte. Mit angehaltenem Atem lauschte sie, die Furcht, entdeckt zu werden, lähmte sie.
    »Was soll das? … doch nicht … anrufen … mein Handy ist aus … keine gute Zeit … Kleine hat jemanden zum Übernachten … Ja, ist er … aber … wir haben eine Abmachung … das Geld und … etwas anderes zurück … Geschäft ist Geschäft. Für neue Angebote bin ich immer offen.«
    Ann Slocum hielt inne und schaute zum Kleiderschrank.
    Plötzlich hatte Kelly große Angst. Sich im Schrank der Mutter einer Freundin zu verstecken war eine Sache. Darüber würde sie sich vielleicht aufregen. Aber wenn ihre Privatgespräche belauscht wurden, brachte sie das wahrscheinlich auf die Palme.
    Kelly ließ die Arme sinken und presste sie in Soldatenmanier an den Körper, als würde sie dadurch wie von Zauberhand dünner, weniger auffällig werden. Die Frau begann wieder zu reden.
    »Gut, wo soll das über die Bühne gehen … alles klar. Aber … keinen Blödsinn … mit einer Kugel im Kopf enden – was zum –«
    Jetzt blickte Ann Slocum direkt in den Spalt.
    »Eine Sekunde, da ist jemand – was, zum Teufel, hast du da drin verloren?«

Fünf
    Ich saß mit einem Bier an meinem Schreibtisch und starrte das gerahmte Foto darauf an. Sheila und Kelly, im Winter vor zwei Jahren, eingemummelt gegen die Kälte, Schnee auf den Stiefeln, mit den gleichen rosa Fäustlingen. Sie standen vor einer Auswahl von Weihnachtsbäumen, der ganz links machte schließlich das Rennen, ihn nahmen wir mit, um ihn im Wohnzimmer aufzustellen.
    »Sie sagen Säuferkind zu ihr«, sagte ich. »Ich dachte, das solltest du vielleicht wissen.« Ich hob eine Hand, wie um eventuelle Einwände vonseiten des Fotos abzuwehren. »Ich will das nicht hören. Ich will überhaupt nichts von dir hören, dass du’s nur weißt.«
    Ich nahm einen Schluck aus der Flasche. Das war erst meine erste. Ich würde noch ein paar brauchen, um da hinzukommen, wo ich mich haben wollte.
    Es war einsam im Haus ohne Kelly. Würde ich überhaupt schlafen können? Vermutlich würde ich gegen zwei Uhr morgens aufstehen, ins Wohnzimmer hinuntergehen und den Fernseher einschalten. Mit ein bisschen Glück würde ich im Fernsehsessel einnicken und dann den Sonnenaufgang erleben.
    Irgendwie fand ich es nicht richtig, ganz allein in dem großen Bett zu schlafen.
    Das Telefon klingelte. Ich riss den Hörer von der Gabel. »Hallo?«
    »Hey, Glenny, wie geht’s?« Doug Pinder, meine rechte Hand in der Firma.
    »Hey«, antwortete ich.
    »Was machst du

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