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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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nach ihr aus und packte sie am T-Shirt. Sie riss sich los, jedoch mit so viel Schwung, dass sie auf die Pierkante zutaumelte.
    Ann versuchte, sich zu fangen, doch dazu hätte sie ein zweites Paar Füße gebraucht. Sie stürzte vom Pier und schlug sich dabei den Kopf an der Kante an.
    Eine Sekunde später war ein Platschen zu hören, dann nichts mehr.
    Der Mann spähte ins Wasser. Es war schwarz wie die Nacht, und er brauchte einen Moment, um den Körper auszumachen. Ann lag mit ausgebreiteten Armen im Wasser, Gesicht nach unten. Dann legten sich die Arme mit stummer Anmut an ihren Körper, und sie drehte sich langsam auf den Rücken. Mit leblosem Blick starrte sie ihm sekundenlang entgegen, während eine unsichtbare Kraft ihre Beine nach unten zog. Dann folgte der Rest ihres Körpers, ihr Gesicht eine weiße Qualle, die unter die Wasseroberfläche glitt.

Zehn
    Ich brachte Kelly zu Bett und tat mein Bestes, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht sauer war, wenigstens nicht auf sie, und dass sie nichts zu befürchten hatte, was ihren Zusammenstoß mit Ann Slocum betraf. Dann ging ich hinunter in die Küche, schenkte mir einen Scotch ein und nahm ihn mit in mein Kellerbüro.
    Ich saß da und überlegte, was ich tun sollte.
    Oben in den Telefonen, die Sheila benutzt hatte, war die Nummer der Slocums bestimmt eingespeichert, hier unten bei mir jedoch nicht. Ich hatte es mir gerade mit meinem Drink gemütlich gemacht und keine Lust, wieder nach oben zu stapfen. Also wuchtete ich das Telefonbuch auf den Schreibtisch und schlug die Nummer nach. Ich nahm den Hörer in die Hand und wollte die Ziffern eintippen. Aber mein Zeigefinger rührte sich nicht.
    Ich legte wieder auf.
    Ehe ich Kelly zu Bett brachte, hatte ich mich bemüht, so viel wie möglich darüber aus ihr herauszubekommen, was Ann am Telefon gesagt hatte. Zuerst hatte ich ihr jedoch versprechen müssen, alles, wirklich alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit Emily ihre Freundin blieb.
    Kelly saß auf der Bettkante und bediente sich derselben Methode, die sie beim Buchstabieren oder Aufsagen von Gedichten anwandte. Sie schloss die Augen.
    »Also«, sagte sie und kniff die Augen zu, »Mrs. Slocum rief an und fragte diese Person, ob es ihren Handgelenken wieder gutgeht.«
    »Was?«
    »Sie hat gesagt, ich hoffe, dass deine Handgelenke sich wieder erholt haben, und du solltest lange Ärmel tragen, wenn es Schrammen gibt.«
    »Sie hat mit jemandem telefoniert, der sich das Handgelenk gebrochen hat?«
    »Glaub ich zumindest.«
    »Was hat sie noch gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr. Irgendwas, dass sie sich nächsten Mittwoch sehen.«
    »Eine Verabredung also? Als wenn jemand einen Gips tragen muss, und der Gips wird nächste Woche abgenommen?«
    Kelly nickte. »Ich glaub schon. Aber dann kam dieser andere Anruf. Das könnte einer von diesen Leuten gewesen sein, die dir so auf die Nerven gehen.«
    »Was meinst du?«
    »Na, diese Leute, die anrufen, wenn wir essen, die wollen, dass du Geld spendest oder die Zeitung kaufst.«
    »Ein Telefonvermarkter?«
    »Genau.«
    »Warum glaubst du, dass es ein Telefonvermarkter war?«
    »Weil das Erste, was sie gesagt hat, war, warum er anruft. Und irgendwas wegen ihrem Handy, dass das nicht an ist.«
    Das ergab keinen Sinn. Warum sollte Ann Slocum etwas dagegen haben, dass Kelly hört, wie sie mit einem Verkäufer telefoniert?
    »Was hat sie noch gesagt?«
    »Sie hat was von Geld gesagt. Von Geld und dafür was bekommen oder so was in der Art. Sie wollte ein Geschäft machen.«
    »Das kapier ich nicht«, sagte ich. »Sie wollte ein Geschäft mit einem Telefonvermarkter machen?«
    »Und dann hat sie gesagt, er soll keinen Blödsinn machen, weil er sonst Kugeln in den Kopf kriegt.«
    Ich schüttelte den Kopf. Das war mir zu hoch. Allerdings konnte ich mir durchaus vorstellen, zu so einem Typen zu sagen, dass ich ihm ein paar Kugeln verpasse.
    »Hat sie irgendwas über Mr. Slocum gesagt?« Schließlich hatte Ann Kelly das Versprechen abgenommen, ihrem Mann nichts von dem Anruf zu sagen. Kelly schüttelte den Kopf. »Sonst irgendwas?«
    »Eigentlich nicht. Hab ich was Schlimmes gemacht?«
    Ich strich ihr beruhigend über den Rücken. »Nein. Überhaupt nicht.«
    »Nein? Dann kommt Mrs. Slocum auch nicht her und schimpft wieder mit mir, oder?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich lass deine Tür offen, damit ich dich höre, wenn du schlecht träumst oder so. Oder du kommst zu mir. Aber jetzt geh ich runter,

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