Weil Ich Euch Liebte
Fairfaild County schicken ihre Kinder in diese Schulen.«
»Die können sich das bestimmt auch leisten.«
Fiona schüttelte den Kopf. »Das ist kein Problem, Glen. Um Schulgebühren kümmere ich mich.«
Ich glaubte, eine Regung in Marcus’ Miene zu sehen. Ich sagte: »Ich denke, das wäre ein bisschen viel für Kelly, jeden Tag von hier nach Darien zur Schule zu fahren.«
Sie lächelte mich listig an, durchschaute mein Spiel. »Kelly würde unter der Woche natürlich bei uns wohnen, am Wochenende wäre sie bei dir. Wir haben schon mit einem Innenarchitekten gesprochen, einem Bekannten von Marcus, wie man das Zimmer, in dem Kelly jetzt schläft, wenn sie bei uns ist, für sie herrichten könnte. Sie bekäme einen Platz für ihren Computer, einen Schreibtisch, wo sie ihre Hausaufgaben machen könnte, und –«
»Du wirst sie mir nicht wegnehmen«, sagte ich.
»Aber woher denn!« Fiona tat gekränkt. »Dass du mir so etwas zutraust! Ich versuche, dir zu helfen, Glen. Dir und Kelly. Ich weiß, wie schwierig es ist, ein Kind allein aufzuziehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich kann mir denken, wie das für dich ist, Arbeit und Vatersein unter einen Hut zu bringen. Im Moment seid ihr wahrscheinlich noch in einer Art Ausnahmezustand, aber wart nur ab. Du bist auf einer Baustelle, irgendwo außerhalb von Milford, du wartest auf eine Lieferung oder eine Inspektion oder einen Kunden – keine Ahnung, ich will gar nicht so tun, als verstünde ich was von deinem Beruf –, und plötzlich fällt dir ein, dass du Kelly von der Schule abholen musst.«
»Da werd ich mich halt arrangieren müssen«, sagte ich.
Fiona streckte die Hand aus und berührte einen meiner verschränkten Arme. Welche Überwindung sie das gekostet haben musste! »Ich weiß, du und ich, wir waren nicht immer einer Meinung. Aber was ich dir hier vorschlage, ist nur zu Kellys Bestem. Ich möchte ihr jede sich bietende Möglichkeit geben.«
Gar so abwegig war dieser Vorschlag nicht, wenn ich meinen Stolz überwinden könnte, was das Zahlen der Schulgebühren betraf – Kelly auf eine Privatschule zu schicken konnte ich mir unmöglich leisten, weder hier noch sonstwo. Und hätte ich Fiona ihre uneigennützigen Motive abgenommen, wäre ich vielleicht auch bereit gewesen, über ihr Angebot nachzudenken. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass das Ganze nur ein Versuch von ihr war, einen Keil zwischen meine Tochter und mich zu treiben. Jetzt, da Sheila nicht mehr war, wollte Fiona die Kontrolle über ihre Enkelin.
»Hab ich’s dir nicht gesagt?«, meldete sich Marcus jetzt zu Wort. »Ich hab dir gesagt, dass das viel zu bedrängend wirkt.«
»Dich betrifft das ja wohl am wenigsten, Marcus«, sagte Fiona. »Kelly ist meine Enkelin, nicht deine. Zwischen euch beiden gibt es keine Blutsbande.«
Er sah in meine Richtung, als wolle er sagen, ich weiß, wie’s dir geht, Kumpel.
»Und wie mich das betrifft«, gab Marcus zurück. »Kelly würde nämlich bei uns wohnen.« Noch ein Blick in meine Richtung. »Unter der Woche«, stellte er klar. »Und ich habe auch gar nichts dagegen, aber sag verdammt noch mal nicht, dass mich das nicht betrifft. Sag das ja nicht noch mal.«
»Kelly bleibt bei mir«, sagte ich.
»Verstehe«, sagte Fiona, die sich keineswegs geschlagen gab. »Du brauchst natürlich Zeit, dir das zu überlegen. Und wir wollen auch hören, was Kelly dazu zu sagen hat. Gut möglich, dass sie von der Idee begeistert ist.«
»Es ist und bleibt meine Entscheidung«, sagte ich.
»Aber sicher«, antwortete Fiona und tätschelte wieder meinen Arm. »Wo ist denn die kleine Prinzessin überhaupt? Ich dachte, wir könnten sie wenigstens zu einem kleinen Nachmittagsausflug abholen. Wir könnten ins Einkaufszentrum nach Stamford fahren und ihr vielleicht einen neuen Wintermantel oder so was kaufen.«
»Das Problem ist«, sagte ich, »dass etwas passiert ist, und ich noch gar keine Gelegenheit hatte, es Kelly zu erzählen. Keine Ahnung, wie sie’s aufnehmen wird, aber wahrscheinlich wird es ihr ziemlich nahegehen.«
»Was denn?«, fragte Marcus.
»Ihr kennt doch Sheilas Freundin Ann. Sie hat eine Tochter, Emily. Sie und Kelly sind Freundinnen.«
Fiona nickte. Zu Marcus sagte sie: »Du erinnerst dich bestimmt an sie. Sie hat ihre Taschenparty hier veranstaltet.«
Marcus sah sie verständnislos an.
»Du musst dich doch an sie erinnern. Sie war ein richtiger Hingucker«, sagte Fiona. Die Missbilligung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
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