Weil Ich Euch Liebte
in der Mikrowelle aufgewärmt. Sie hätte gerne noch mehr gehabt, doch ich fand die Auflaufform nicht, aus der ich ihr einen Nachschlag hätte geben können. Ich hätte ihr allerdings meine Portion abtreten können, denn die stand ein paar Stunden später immer noch unberührt herum. Ich hatte keinen Hunger.
Mir schwirrte der Kopf. Keine neuen Aufträge in Sicht. Der Brand. Sallys Vater.
Und selbst wenn ich so spät abends noch Appetit bekommen hätte, der Umstand, dass Sheila immer noch nicht zu Hause war, machte mich langsam kirre.
Ihr Kurs am Bridgeport Business College war schon vor über anderthalb Stunden zu Ende gegangen, und die Heimfahrt dauerte gerade mal eine halbe Stunde. Sie war also schon eine Stunde überfällig. Gar so lang war das eigentlich nicht, und es gab genügend Erklärungen dafür.
Vielleicht war sie noch mit jemandem etwas trinken gegangen. Das war schon ein paarmal vorgekommen. Vielleicht gab es einen Stau auf der Autobahn. Es reichte, dass jemand eine Reifenpanne hatte, um den ganzen Verkehr ins Stocken zu bringen. Und ein Unfall würde sowieso alles lahmlegen.
Nichts davon war jedoch eine Erklärung dafür, dass sie nicht ans Handy ging. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie nach dem Kurs vergaß, es wieder anzumachen, aber dann schaltete sich die Mailbox sofort ein. Doch das Handy klingelte. Vielleicht hatte sie es so tief in ihrer Tasche vergraben, dass sie es nicht hörte.
Ich fragte mich, ob sie vielleicht nach Darien gefahren war, um ihre Mutter zu besuchen, sich verplaudert und schließlich den Kurs hatte sausenlassen. Widerwillig rief ich an.
»Hallo?«
»Fiona, ich bin’s, Glen.«
Im Hintergrund hörte ich jemanden flüstern. »Wer ist denn das, Schatz?« Fionas Mann Marcus. Formal gesehen Sheilas Stiefvater, doch als Fiona ihn geheiratet hatte, war Sheila schon längst zu Hause aus-und mit mir zusammengezogen.
»Ja?«, sagte Fiona.
Ich erzählte ihr, dass Sheila noch nicht aus Bridgeport zurück sei, und fragte, ob sie vielleicht bei ihr sei.
»Sheila war heute gar nicht bei mir«, sagte sie. »Ich habe jedenfalls nicht mit ihr gerechnet. Sie hat nichts davon gesagt, dass sie herkommen wollte.«
Das kam mir merkwürdig vor. Als Sheila meinte, sie würde vielleicht bei Fiona vorbeischauen, dachte ich, sie habe das mit ihrer Mutter schon abgesprochen.
»Ist irgendwas, Glen?«, fragte Fiona in frostigem Ton, der weniger Besorgnis als Argwohn ausdrückte. Als könne ich was dafür, dass Sheila so lange wegblieb.
»Nein, alles bestens«, sagte ich. »Geh wieder ins Bett.«
Ich hörte leise Schritte die Treppe herunterkommen. Kelly kam in die Küche spaziert. Sie warf einen Blick auf die noch unberührte zweite Portion Lasagne und sagte: »Isst du die nicht?«
»Hände weg!«, sagte ich in der Hoffnung, dass mein Appetit sich vielleicht doch noch melden würde, wenn Sheila wieder da war. Ich sah auf die Küchenuhr. Viertel nach zehn. »Warum bist du nicht im Bett?«
»Weil du noch nicht gesagt hast, ich soll ins Bett gehen.«
»Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?«
»Ich war am Computer.«
»Geh ins Bett«, sagte ich.
»Das war für die Schule«, sagte sie.
»Schau mich an.«
»Am Anfang schon«, sagte sie wie zu ihrer Verteidigung. »Und als ich fertig war, habe ich mit meinen Freundinnen gechattet.« Sie schob die Unterlippe vor, um sich ein paar blonde Locken wegzupusten, die ihr in die Augen gefallen waren. »Warum ist Mom noch nicht da?«
»Ihr Dingsda, ihr Kurs, hat wahrscheinlich länger gedauert«, sagte ich. »Ich schick sie dir für einen Gutenachtkuss hinauf, wenn sie heimkommt.«
»Aber woher soll ich wissen, ob ich ihn bekommen habe, wenn ich schlafe?«
»Sie wird’s dir morgen früh sagen.«
Kelly sah mich misstrauisch an. »Dann bekomm ich vielleicht gar keinen, aber ihr zwei würdet sagen, ich hab einen gekriegt.«
»Jetzt bist du uns auf die Schliche gekommen«, sagte ich. »Das Ganze ist ein Schwindel, den wir uns ausgedacht haben.«
»Wie du meinst.« Sie wandte sich um, schlurfte aus der Küche und tapste wieder nach oben.
Ich nahm den Hörer und versuchte es nochmals auf Sheilas Handy. Als ich ihre Ansage hörte, murmelte ich »Scheiße« und legte auf, bevor die Mailbox ansprang.
Ich ging hinunter in mein Kellerbüro. Durch die holzgetäfelten Wände wirkte der Raum dunkel und bedrückend. Und der Papierwust auf dem Schreibtisch trug auch nicht zur Aufheiterung der Atmosphäre bei. Seit Jahren schon wollte ich dieses Zimmer
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