Weil ich Layken liebe
diesen Augenblick – fest.
Das Verrückte ist, dass ich mich an dieses Gefühl gewöhnen könnte. Ausgerechnet ich, die sonst immer so vorsichtig und zurückhaltend ist. Will bringt eine Seite in mir zum Vorschein, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert.
Irgendwann lösen wir uns voneinander, Will setzt sich hinters Steuer und wir fahren vom Parkplatz. Ich lehne die Schläfe gegen das Seitenfenster und sehe zu, wie der Club im Rückspiegel immer kleiner wird.
»Will?«, flüstere ich, ohne den Blick von dem Gebäude zu nehmen, das gleich mit der Dunkelheit verschmelzen wird. »Danke … Für alles.«
Er tastet nach meiner Hand und nimmt sie fest in seine.
Ich wache erst auf, als wir in unserer Einfahrt stehen und Will mir die Wagentür öffnet. Er streckt mir die Hand hinund hilft mir hinaus. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal während einer Autofahrt eingeschlafen bin. Er hat absolut recht, ich bin todmüde. Während er mich zur Haustür begleitet, reibe ich mir die Augen und muss wieder gähnen. Als wir vor der Tür stehen, legt er mir die Arme um die Taille und ich ihm meine um den Nacken. Unsere Körper schmiegen sich perfekt aneinander. Ein Schauer durchrieselt mich, als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spüre. Ich kann nicht glauben, dass wir uns tatsächlich erst vor drei Tagen das erste Mal begegnet sind.
»Stell dir vor«, sage ich. »Ab morgen bist du genauso lang weg, wie wir uns kennen.«
Er lacht und zieht mich noch fester an sich. »Das werden die längsten drei Tage meines Lebens«, murmelt er.
Wie ich meine Mutter einschätze, sitzt sie drinnen im Wohnzimmer und bekommt jedes Wort mit, das wir hier draußen sprechen. Deshalb bin ich fast erleichtert, als Will mir zum Abschied nur einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange gibt. Er tritt einen Schritt zurück, dann noch einen, seine Finger gleiten aus meinen, und schließlich lässt er los.
Ich sehe ihm hinterher, als er zu seinem Wagen geht und einsteigt. Nachdem er den Motor gestartet hat, lässt er die Scheibe herunter und sagt lächelnd: »Ich hab noch eine ziemlich weite Strecke vor mir, Lake. Wie wär’s mit einem kleinen Abschiedskuss für unterwegs?«
Ich gehe lachend zum Auto und beuge mich durchs Fenster zu ihm. Und diesmal gibt es kein Halten mehr. Sobald unsere Lippen sich berühren, versinken wir in einem leidenschaftlichen Kuss. Meine Hände wühlen in seinen Haarenund ich würde am liebsten durchs Fenster zu ihm auf den Schoß klettern. Die Tür zwischen uns fühlt sich an wie eine Barrikade, die es zu durchbrechen gilt.
»Verdammt«, flüstert Will, nachdem wir uns schließlich widerstrebend voneinander gelöst haben. »Das fühlt sich mit jedem Mal besser an.«
»Wir sehen uns in drei Tagen«, sage ich. »Fahr die weite Strecke vorsichtig nach Hause, ja?« Ich gebe ihm einen letzten Kuss und schaue zu, wie er rückwärts über die Straße in seine eigene Einfahrt rollt. Kurz bin ich versucht, ihm hinterherzulaufen und ihn gleich noch mal zu küssen, um seine Hypothese zu überprüfen, aber ich widerstehe der Versuchung und gehe zur Tür.
»Lake?«
Ich drehe mich um. Will lässt die Wagentür zufallen und läuft über die Straße auf mich zu.
»Ich hab noch was vergessen«, sagt er und umarmt mich. »Du siehst wunderschön aus heute Abend!« Er küsst mich auf die Haare, lässt mich los und geht davon.
Vielleicht habe ich mich vorhin doch geirrt, als ich dachte, ich fände es gut, dass er mir kein Kompliment gemacht hat. Blödsinn, ich habe mich definitiv geirrt. Bevor er ins Haus geht, dreht er sich noch einmal um und lächelt.
Genau wie ich es mir gedacht habe, sitzt Mom mit einem Buch auf dem Sofa und hebt betont beiläufig den Blick, als ich zur Tür hereinkomme. »Na, wie war euer Date? Ist er ein Serienmörder?«, fragt sie.
Strahlend lasse ich mich in einen Sessel fallen und seufze glücklich. »Du hattest recht, Mom. Ich liebe Michigan.«
3.
But I can tell by watching you
that there’s no chance of pushing through.
The odds are so against us.
You know most young love, it ends like this.
– THE AVETT BROTHERS, »I WOULD BE SAD«
Als mich am Montagmorgen der Wecker aus dem Schlaf klingelt, bin ich aufgeregter, als ich es erwartet hätte. Das ganze Wochenende über war ich so sehr damit beschäftigt zu begreifen, was zwischen Will und mir passiert, dass ich keinen Gedanken an die mir bevorstehende Härteprüfung verschwendet habe: mein erster Tag an der neuen Schule.
Am
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