Weil ich Layken liebe
ihrem türkis lackierten Fingernagel darauf.
»So heiße ich bei Facebook und so bei Twitter. Aber meinen MySpace-Usernamen verrate ich dir nicht, der ist echt zu bescheuert.« Sie zeigt auf die drei Telefonnummern, die sie darunter notiert hat. »Meine Handynummer, meine Festnetznummer und die ist von Getty’s Pizza.«
»Weil du da arbeitest?«
»Nein, weil es da die beste Pizza der Stadt gibt.« Sie greift nach ihrer Tasche, schiebt sich an mir vorbei und bedeutetmir, ihr zu folgen. An der Tür dreht sie sich um und gibt mir mein Handy zurück. »Ich hab mich gerade schnell selbst angerufen, damit ich deine Nummer hab. Ach so, und du musst vor der nächsten Stunde dringend noch ins Sekretariat.«
»Wieso denn das? Ich dachte, wir gehen zusammen, weil der Raum so schwer zu finden ist«, sage ich leicht überfordert von diesem Mädchen, das jetzt anscheinend meine neue Freundin ist.
»Die haben dich beim Mittagessen in Gruppe B eingeteilt, ich bin aber in Gruppe A. Lass das noch schnell ändern. Also dann, bis gleich.«
Und weg ist sie.
Zum Glück ist das Sekretariat ganz in der Nähe, denn kaum hat mir die Sekretärin Mrs Alex – die eine große Meisterin in der Kunst des genervten Augenverdrehens ist, wie ich feststelle, als ich sie um die Änderung bitte – den neuen Stundenplan ausgedruckt, gongt es schon zur dritten Stunde.
»Können Sie mir noch schnell sagen, wie ich zu dem Raum von meinem nächsten Kurs komme?«, bitte ich sie.
»Da müssen Sie in Trakt D«, sagt Mrs Alex, als würde ich mich hier bestens auskennen, und gibt mir dann auf meine erneute Nachfrage eine hoch komplizierte Wegbeschreibung, die natürlich von genervtem Augenrollen begleitet wird. Als ich schließlich wieder auf dem Flur stehe, fühle ich mich noch orientierungsloser als vorher.
Ich laufe durch drei endlos lange Flure, öffne zwei Türen zu falschen Klassenzimmern und eine zu einer Kammer mit Putzmitteln und bin sehr erleichtert, als ich um eine Eckebiege und ein großes Schild mit einem »D« an der Wand entdecke. Ein bisschen außer Atem stelle ich meinen Rucksack auf den Boden, klemme mir den Stundenplan zwischen die Lippen und ziehe das Haargummi vom Handgelenk. Es ist noch nicht mal zehn Uhr vormittags und ich bin schon so weit, dass ich mir einen Pferdeschwanz machen muss. Das fängt ja gut an.
»Lake?«
Mir springt fast das Herz aus der Brust, als ich die Stimme höre. Ich wirble herum und tatsächlich – Will steht ein paar Meter weiter mitten im Gang und sieht mich völlig perplex an.
»Will!« Ich nehme den Stundenplan aus dem Mund, laufe zu ihm und umarme ihn. »Was machst du denn hier?«
Er steht wie erstarrt da. Im nächsten Moment greift er nach meinen Handgelenken und schiebt mich von sich. »Lake …« Er schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt zurück. »Was … was machst du hier?«
Ich halte ihm seufzend meinen Stundenplan hin. »Eigentlich müsste ich längst in meinem nächsten Kurs sitzen, aber ich hab mich verirrt. Kannst du mir vielleicht helfen?«
»Nein, Lake … nein.« Er gibt mir den Stundenplan zurück, ohne auch nur einen Blick darauf geworfen zu haben.
Was ist los mit ihm? Er wirkt richtiggehend schockiert, mich hier zu sehen. Im nächsten Moment wendet er sich sogar von mir ab, senkt den Kopf und verschränkt die Hände im Nacken. Ich verstehe seine Reaktion nicht. Aber während ich noch auf eine Erklärung warte, dämmert es mir.
Natürlich. Er ist hier, um seine Freundin abzuholen. DieFreundin, von deren Existenz er zufälligerweise vergessen hat, mir zu erzählen. Mit plötzlich trockenem Mund bücke ich mich nach meinem Rucksack und drehe mich um. Ich will nur noch weg von hier.
Will erwacht aus seiner Erstarrung und hält mich am Arm fest. »Lake, wo willst du hin?«
Ich funkle ihn wütend an. »Ich hab schon verstanden, Will. Du musst mir nichts erklären. Ich gehe lieber, bevor deine Freundin uns zusammen sieht.« Mühsam blinzle ich die Tränen zurück und reiße mich von ihm los.
»Freundin …? Nein. Nein, Lake. Du verstehst das ganz falsch.«
Eilige Schritte hallen durch den Flur und werden lauter. Ein Schüler kommt um die Ecke und bleibt vor einem der Klassenzimmer stehen.
»Ah, cool. Ich dachte schon, ich wär zu spät«, keucht er, als er uns sieht.
»Du bist zu spät, Javier.« Will geht zur Tür des Raums, vor dem der Junge steht, und öffnet sie. »Setz dich schon mal an deinen Platz und sag den anderen, dass sie noch fünf Minuten Zeit haben, sich auf
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