Weil ich Layken liebe
ist die Lichtmaschine kaputt. Ich musste es auf dem Schulparkplatz stehen lassen. Nick, ein Junge aus meiner Klasse, hat mich nach Hause gefahren und Kel und Caulder auch mitgenommen.«
»Wie kannst du vergessen, mir so etwas Wichtiges zu sagen?«, fragt Mom leicht gereizt.
»Tut mir leid. Du hast geschlafen, als ich nach Hause gekommen bin, und ich weiß doch, dass du immer noch erkältet bist, deswegen wollte ich dich nicht wecken.«
Sie setzt sich seufzend auf mein Bett. »Ich weiß gar nicht, wann ich es schaffe, ihn reparieren zu lassen. Die nächsten Tage muss ich arbeiten und kann mich nicht darum kümmern.Glaubst du, es ist okay, wenn du ihn so lange auf dem Schulparkplatz stehen lässt?«
»Ich frage morgen mal im Sekretariat nach, aber eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, warum das ein Problem sein sollte.«
»Na gut. Ich muss jetzt los.« Sie steht auf.
»Jetzt schon? Dein Dienst fängt doch erst um sieben an?«
»Ich muss vorher noch ein paar Dinge erledigen«, nuschelt sie und verschwindet eilig aus dem Zimmer. Irgendwie kommt mir ihr Verhalten merkwürdig vor. Warum sagt sie mir nicht, was das für »Dinge« sind, die sie erledigen muss?
Nachdem ich geduscht habe und mir gerade die Haare trockne, bilde ich mir ein, die Türglocke zu hören. Ich schalte den Föhn aus, und tatsächlich klingelt es kurz darauf noch einmal an der Haustür.
»Kel? Machst du auf?«, brülle ich, während ich hastig meine Jogginghose und ein Trägertop anziehe. Als ich mir die immer noch etwas feuchten Haare mit einem Gummi am Hinterkopf zu einem Knoten zusammenschlinge, klingelt es ein drittes Mal.
»Verdammt, Kel, wo steckst du?«, fluche ich, gehe zur Tür und spähe durch den Spion. Will steht mit verschränkten Armen draußen und schaut zu Boden. Möchte er noch einmal mit mir reden? Mein Herz schlägt mir bis zur Kehle und ich werfe panisch einen Blick in den Garderobenspiegel. Ich sehe aus, wie man eben aussieht, wenn man gerade aus der Dusche gestiegen ist, aber immerhin habe ich keine Darth-Vader-Hausschuhean. Außerdem ist es sowieso egal. Wen interessiert schon, wie ich aussehe?
Ich öffne ihm und winke ihn herein. Er kommt gerade so weit ins Haus, dass ich die Tür hinter ihm zumachen kann.
»Hey«, sagt er knapp. »Ich wollte bloß Caulder abholen. Heute ist Badetag.« Er schiebt die Hände in die Hosentaschen und sieht mich kaum an. Ich werte das als Zeichen, dass jetzt nicht der Moment für weitere Geständnisse ist, also sage ich ihm, er soll kurz warten, während ich Caulder hole.
In Kels Zimmer sind die beiden nicht. Ich sehe bei Mom nach und schließlich auch noch in meinem eigenen Zimmer, kann sie aber nirgends finden.
»Sie sind anscheinend gar nicht hier, Will.«
»Müssen sie aber. Bei uns sind sie jedenfalls nicht.« Er geht selbst in den Flur und ruft nach den beiden. Währenddessen öffne ich die Terrassentür, schalte die Außenbeleuchtung an und lasse meinen Blick durch den kleinen Garten wandern.
»Draußen sind sie auch nicht«, sage ich, als ich wieder ins Wohnzimmer komme.
»Komisch. Dann schau ich doch noch mal bei uns nach«, sagt Will und hat schon mit großen Schritten die Straße überquert, bis ich in meine Schuhe geschlüpft und ihm hinterhergerannt bin.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und auch ziemlich kalt. Um diese Zeit sind Kel und Caulder normalerweise nicht mehr draußen. Ich beginne mir allmählich Sorgen zu machen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wo die zwei hingegangen sein könnten. Hoffentlich sind sie tatsächlich drüben.
Als ich bei Will ankomme, bleibe ich erst mal in der Tür stehen und warte, während er durchs Haus geht und nach den beiden ruft.
»Hier sind sie auch nicht«, sagt er, als er kurz darauf zu mir zurückkommt, und ich kann seine Nervosität deutlich spüren. Ich sehe ihn erschrocken an, aber Will lächelt beruhigend.
»Keine Panik. Wahrscheinlich spielen sie irgendwo draußen und haben die Zeit vergessen. Wir werden sie schon finden«, sagt er. »Schaust du mal hinten bei uns im Garten nach? Dann laufe ich die Straße ab, okay?«
Während ich durchs Wohnzimmer zur Terrassentür gehe, muss ich daran denken, wie ich einmal auf Kel aufpassen sollte, als er vier Jahre alt war, und er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Ich hatte damals zwanzig Minuten lang sämtliche Zimmer nach ihm abgesucht, bis ich meine Mutter schließlich völlig hysterisch im Krankenhaus anrief. Sie alarmierte die Polizei und schon ein paar
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