Weil ich Layken liebe
Sportwagen.
Kels Augen leuchten auf. »Hey, cool. Aber Caulder muss auch mitkommen.«
Ich klappe meinen Sitz nach vorn, die beiden krabbeln auf die schmale Rückbank und sehen sich ehrfürchtig um. Während der kurzen Fahrt zu uns nach Hause muss ich zum Glück nicht viel reden, weil die Jungs Nick mit Fragen löchern und Vergleiche zwischen seinem Wagen und den Fahrzeugen aus Transformers anstellen. Als wir bei uns angekommen sind, lasse ich die beiden aussteigen, dann schließe ich die Beifahrertür.
»Vielen Dank, Nick. Bis morgen«, verabschiede ich mich schnell und habe mich schon zum Gehen gewandt, als ich höre, wie er die Wagentür öffnet.
»Layken?«
Ich erstarre und drehe mich langsam um. Fast wäre ich davongekommen. Nick steht in der Einfahrt und schiebt nervös die Hände in die Taschen seiner Jeans.
»Was ich dich fragen wollte … Eddie, Gavin und ich gehen am Donnerstag ins Getty’s Pizza essen. Hättest du Lust, mitzukommen?«
Ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich genau weiß, dass ich ihm vorhin in der Schule die falschen Signale gesendet habe. »Ich frag meine Mutter mal nach ihrem Dienstplan. Könnte sein, dass ich auf Kel aufpassen muss. Ich sag dir morgen Bescheid, okay?« Als ich sehe, wie seine Augen aufleuchten, bereue ich es, nicht gleich behauptet zu haben, dass ich keine Zeit habe. Ich will ihm nicht noch mehr Hoffnung machen.
»Super, dann bis morgen«, verabschiedet er sich.
Die beiden Jungs sitzen schon über ihren Hausaufgaben an der Küchentheke, als ich ins Haus komme.
»Sag mal, bist du jetzt ganz bei uns eingezogen, Caulder?«, erkundige ich mich.
Er sieht mich mit seinen grünen Augen an, die mich immer schmerzhaft an Will erinnern. »Soll ich nach Hause gehen?«
»Nein, Quatsch. Das war nur ein Witz. Ich bin froh, dass du da bist, dann ist die kleine Nervensäge hier wenigstens beschäftigt und lässt mich in Ruhe.« Ich wuschle Kel durch die Haare, gehe zum Kühlschrank und hole eine Flasche Orangensaft heraus.
»Ist Nick dein Freund? Eigentlich hab ich ja gedacht, du bist in meinen Bruder verliebt.«
Fast wäre mir die Saftflasche aus der Hand gerutscht, so unvorbereitet erwischt mich Caulders Bemerkung. »Was? Nein! Nick ist nicht mein Freund und dein Bruder und ich sind nicht verliebt, Caulder.«
»Echt nicht?« Kel stößt Caulder in die Rippen und grinst mich frech an. »Weil ihr euch doch geküsst habt. An dem Abend, an dem ihr zusammen weg wart. Ich hab aus dem Fenster geschaut und alles ganz genau gesehen.«
Mein Herz bleibt einen Moment lang stehen und schlägt dann wild gegen meine Rippen. Ich stelle den Saft zurück in den Kühlschrank, stütze die Hände auf die Theke und sehe die beiden durchdringend an.
»Sag das nie wieder, Kel! Nie wieder , hast du verstanden?«
Seine Augen werden groß, und er und Caulder weichen ängstlich vor mir zurück, als ich mich drohend vorbeuge.
»Du hast dir das bloß eingebildet, Kel, also vergiss es sofort wieder. Will kriegt richtig schlimmen Ärger, wenn du das irgendjemandem erzählst, verstehst du?«
Die beiden nicken stumm, worauf ich nach meinem Rucksack greife und in mein Zimmer gehe. Ich hole mein Ringbuch heraus und setze mich aufs Bett, um Hausaufgaben zu machen, gebe es aber schnell wieder auf. Der Gedanke, die Sache mit mir und Will könnte herauskommen, lässt mir keine Ruhe. Es tut unendlich weh, mich so von ihm fernhalten zu müssen, aber die Vorstellung, er könnte meinetwegen seinen Job verlieren, ist noch viel schlimmer. Das darf aufkeinen Fall passieren. Will war erst neunzehn, als er seine Eltern verlor und über Nacht erwachsen werden musste, um selbst die Vaterrolle zu übernehmen. Jetzt schäme ich mich dafür, dass ich so wütend reagiert habe, als er mir erklärt hat, dass wir unseren Kontakt auf ein Minimum beschränken müssen. Das war kindisch. Natürlich leide ich darunter, dass wir nicht zusammen sein können, aber für Will steht seine ganze Existenz auf dem Spiel – und die seines Bruders. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich mir im Vergleich zu ihm wie ein trotziges Kind vor, das keine Ahnung vom wahren Leben hat.
Um mich abzulenken, beschließe ich, an dem Gedicht zu arbeiten, das wir für morgen vorbereiten müssen, aber als meine Mutter eine halbe Stunde später ins Zimmer kommt, starre ich immer noch auf ein weißes Blatt.
»Wo ist denn dein Auto?«
»Ach so, hab ich ganz vergessen, dir zu sagen. Es ist nicht angesprungen, wahrscheinlich
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