Weil ich Layken liebe
Minuten später hielt ein Streifenwagen vor unserem Haus. Die Polizisten waren immer noch auf der Suche nach Kel, als Mom völlig aufgelöst zur Tür hereinstürzte und wir beide in Tränen ausbrachen. Nachdem wir eine weitere Viertelstunde verzweifelt gesucht hatten, entdeckte einer der Polizisten Kel schließlich im Badezimmerschrank, wo er im untersten Fach friedlich auf einem Stapel gefalteter Handtücher schlummerte.
In der Hoffnung, dass die beiden vielleicht hinter einem der Büsche kauern und sich gleich lachend auf mich stürzen, durchsuche ich den Garten, aber von den Jungs fehlt jede Spur. Ich gehe ums Haus herum und sehe Will in der Einfahrtneben seinem Wagen stehen. Als er meine Schritte hört, blickt er auf und legt den Finger an die Lippen. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zu ihm und spähe durch die Seitenscheibe. Kel und Caulder haben sich mit ihren Wasser-Pumpguns hinten im Wagen zusammengerollt und schlafen tief und fest.
»Gott sei Dank!«, stoße ich erleichtert aus.
»Keine Ahnung, was sie gespielt haben – als Wachmänner sind sie jedenfalls eine Fehlbesetzung«, flüstert Will.
»Absolut nicht zu gebrauchen«, stimme ich ihm zu.
Während wir die beiden betrachten, legt Will auf einmal seinen Arm um meine Taille und zieht mich kurz an sich. Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, obwohl ich weiß, dass die flüchtige Berührung nichts zu bedeuten hat. Will ist einfach nur erleichtert darüber, dass unsere Brüder in Sicherheit sind.
»Lassen wir sie noch ein bisschen schlafen«, flüstert er. »Ich hab drinnen was für dich. Kommst du kurz mit rein?«
Er dreht sich um und geht ins Haus.
Ich folge ihm mit klopfendem Herzen, wobei ich selbst nicht genau sagen kann, ob es wegen der Aufregung um die Jungs ist oder damit zu tun hat, dass Will und ich uns auf einmal wieder so nahe sind.
Er geht zu seiner Tasche, nimmt etwas heraus und hält es mir hin. »Dein Autoschlüssel.«
»Oh, danke«, sage ich leicht enttäuscht, obwohl ich selbst nicht weiß, was ich erwartet hatte. Sein Kündigungsschreiben?
»Der Wagen springt wieder an. Du kannst morgen damitnach Hause fahren.« Er lässt sich auf die Couch fallen und legt den Arm über die Lehne.
»Wieso …? Hast du ihn repariert?«, frage ich verblüfft.
»Ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der vorhin kurz an der Schule vorbeigefahren ist und eine neue Lichtmaschine eingebaut hat.«
Hätte er sich auch für jede andere Schülerin so viel Mühe gegeben? Ein Teil von mir will etwas anderes glauben.
»Das ist wahnsinnig nett von dir«, sage ich und setze mich neben ihn auf die Couch. »Aber das hättest du nicht tun müssen. Vielen Dank. Was bekommst du von mir?«
»Überhaupt nichts«, winkt er ab. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um meine Schuld wenigstens ein bisschen abzugelten, so oft wie ihr euch in letzter Zeit um Caulder gekümmert habt.«
Plötzlich fühle ich mich wieder wie an meinem zweiten Tag in Michigan, als ich frühmorgens in seiner Küche stand, nachdem er mich verarztet hatte, und ich nicht wusste, was ich als Nächstes tun sollte. Wahrscheinlich wäre es besser, jetzt zu gehen, aber es ist einfach viel zu schön, hier so vertraut neben ihm zu sitzen.
»Sollen wir … vielleicht über das von vorhin weiterreden?«, frage ich, nachdem ich all meinen Mut zusammengenommen habe.
»Ich weiß nicht …« Will setzt sich auf und betrachtet seine Hände. »Oder hast du eine Lösung für unser Problem?«
»Na ja, nein«, antworte ich, als mir plötzlich tatsächlich ein Gedanke kommt. »Obwohl …« Ich lehne den Kopf zurück und sehe ihn nicht an, während ich rede. »Mal angenommen,das, was wir füreinander empfinden, wird … intensiver.« Ich halte einen Moment inne, weil ich nicht einschätzen kann, wie er meinen Vorschlag aufnimmt. »Ich könnte als Externe meinen Abschluss machen. Ich würde zu Hause lernen und mich dann zur Prüfung anmelden. Du weißt, dass so etwas geht.«
»Wie bitte? Das ist absolut ausgeschlossen.« Er setzt sich mit einem Ruck auf. »Du wirst auf gar keinen Fall meinetwegen die Schule schmeißen, Lake.«
Ich bin wieder Lake !
»Das war ja nur eine Idee«, sage ich kleinlaut.
»Ja, und zwar eine ziemlich dumme.«
Wir denken beide schweigend nach, aber keinem von uns fällt etwas anderes ein. Ich werfe ihm einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu. Er hat die Hände im Nacken gefaltet und starrt mit angespannter Miene an die Decke. Erst jetzt fällt mir auf, dass er seine
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