Weil ich Layken liebe
rieb, an der das weiße Pulver klebte. Sie schlug mir ins Gesicht und schrie, wasfür ein böses Kind ich sei! Wie ungezogen! Dass ich nie tat, was man mir sagte!
Sie stieß mich aus dem Zimmer, knallte die Tür zu und sperrte meinen neuen rosa Luftballon mit sich ein.
Ich wollte ihn wiederhaben! Er war mein bester Freund!
Nicht ihrer!
Die Schnur hing noch immer um mein Handgelenk. Ich zog daran, so fest ich konnte, und versuchte, meinen Freund zurückzuholen …
dann hörte ich einen lauten Knall.
Ich heiße Eddie.
Ich bin siebzehn Jahre alt.
Nächste Woche habe ich Geburtstag. Ich werde achtzehn.
Mein Pflegevater hat versprochen, mir die Stiefel zu kaufen, die ich mir schon lange wünsche. Vielleicht gehe ich mit meinen Freunden Pizza essen. Mein Liebster wird mir bestimmt etwas schenken und lädt mich ins Kino ein. Ganz sicher bekomme ich auch eine nette kleine Karte von meiner Sachbearbeiterin, die mir alles Gute zur Volljährigkeit wünscht und mir mitteilt, dass ich jetzt aus dem staatlichen Fürsorgesystem herausgewachsen bin.
Ich weiß genau, dass ich einen schönen Tag haben werde. Aber eins sage ich euch:
Es soll bloß keiner auf die Idee kommen, mir einen beschissenen rosa Luftballon zu schenken!
Das Publikum klatscht begeistert Beifall und ich sehe Eddie an, wie sehr sie diesen Moment genießt. Sie bleibt noch kurz auf der Bühne stehen und ihr breites Lächeln lässt fast vergessen, wie furchtbar das ist, was sie eben erzählt hat. Als sie an unseren Tisch zurückkommt, stehen wir auf und applaudieren.
»Das war so cool!«, quietscht sie. »Leute, das müsst ihr unbedingt auch ausprobieren. Es ist ein total geiles Gefühl, auf der Bühne zu stehen!«
Gavin schlingt die Arme um sie, hebt sie hoch und küsst sie auf die Wange. »Mein Mädchen!«, sagt er stolz, als sie sich wieder hinsetzen.
»Das war wirklich toll, Eddie«, lobt Will. »Damit hast du den Abschlusstest bestanden.«
»Und es war überhaupt nicht schlimm, da oben zu stehen! Layken, du musst nächste Woche auch mitmachen. Du hast noch keinen Abschlusstest bei Mr Cooper geschrieben. Glaub mir, das ist kein Spaß.«
»Mal sehen. Ich denke darüber nach«, sage ich.
Will lacht. »Du hast auch noch keinen Abschlusstest bei mir geschrieben, Eddie. Ich unterrichte euch erst seit zwei Monaten.«
Sie grinst. »Stimmt. Aber ich weiß auch so, dass er hammerhart wird.«
Als der Moderator den nächsten Teilnehmer aufruft, wird es still am Tisch, und wir schauen alle wieder zur Bühne. Nach einer Weile fällt mir auf, dass Javi ständig wie zufällig seinen Oberschenkel gegen meinen drückt und mich aus dem Augenwinkel beobachtet. Ich werfe ihm einen gereizten Blickzu, aber er tut so, als würde er ihn nicht bemerken, und rückt eher noch näher an mich heran. Als ich gerade kurz davor bin, ihn in die Seite zu stoßen und etwas zu sagen, beugt Will sich zu mir rüber und raunt: »Lass uns Plätze tauschen.«
Ich nicke dankbar und rutsche auf seinen Stuhl rüber, während er aufsteht und sich auf meinen setzt. Javi runzelt die Stirn und rückt wieder ein Stück weiter weg. Ich spüre die feindselige Stimmung zwischen den beiden.
In der Pause zwischen der ersten und der zweiten Runde steht Nick auf, um sich etwas zu trinken zu holen, und kommt dabei mit einem Mädchen an der Theke ins Gespräch. Javi schaut sich suchend im Saal um und verschwindet dann auch, sodass Gavin, Eddie, Will und ich am Tisch zurückbleiben.
»Mr Cooper, haben Sie mitbekommen, dass …«
»Du musst mich nicht Mr Cooper nennen, wenn wir privat unterwegs sind«, unterbricht Will ihn. »Immerhin waren wir mal zusammen auf derselben Schule.«
Gavin grinst und stupst Eddie in die Seite. »Heißt das, wir dürfen Sie Duck…«
»Nein, dürft ihr nicht!«, unterbricht Will ihn schnell und ich kann sehen, dass er rot wird.
»Hab ich irgendwas verpasst?«, frage ich und schaue zwischen Gavin und Will hin und her.
»Hast du. Aber ich erzähle es dir gerne«, sagt Gavin genüsslich, beugt sich in seinem Stuhl vor und stützt die Ellbogen auf die Knie. »Also, vor drei Jahren …«
»Gavin, ich lasse dich durchfallen!«, droht Will. »Und Eddie gleich mit.«
Die drei lachen, nur ich verstehe immer noch nicht, worum es geht.
»Vor drei Jahren hat Duckie …«, Gavin zeigt auf Will, »der damals in der zwölften Klasse war und noch nicht Duckie hieß, sich einen Spaß daraus gemacht, den armen kleinen Neuntklässlern«, er zeigt auf sich und Eddie, »einen fiesen
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