Weil ich Layken liebe
immer da.«
Auf einmal habe ich ein flaues Gefühl im Magen. Ich fixiere einen Stern, der am Himmel funkelt, und wische mir meine plötzlich feuchten Hände an der Jeans ab.
»Oh Mann, das mit Vaughn damals muss echt hart für ihn gewesen sein«, sagt Nick unvermittelt.
Eddie faltet ihren Zettel wieder zusammen und steckt ihn in ihre Jacke.
»Seine Ex«, erklärt sie, als sie meinen fragenden Blick bemerkt. »Die beiden waren seit der Zehnten zusammen. Das Traumpaar der Schule. Die Schönheitskönigin und der Footballstar …«
»Football? Mr Cooper hat Football gespielt?«, frage ichüberrascht, weil das so überhaupt nicht zu dem Bild passt, das ich von Will habe.
»Und wie er Football gespielt hat. Er war drei Jahre hintereinander der Star-Quarterback des Teams«, sagt Nick. »Als er in der Zwölften war, sind wir gerade in die Neunte gekommen. Er war immer total nett zu uns Kleinen. Mr Cooper ist echt schwer in Ordnung.«
»Was man von Vaughn nicht gerade behaupten kann«, murmelt Gavin düster.
»Warum? War sie so eine typische Cheerleader-Zicke? Hübsch, aber fies?«, frage ich.
»Ich hab nicht viel von ihr mitbekommen, als sie noch bei uns an der Schule war. Da schien sie noch ganz okay zu sein«, erwidert Eddie. »Aber was sie ihm danach angetan hat, war echt unterste Schublade. Ich meine, nachdem seine Eltern …« Sie bricht ab.
»Wieso? Was hat sie denn gemacht?«, frage ich und beiße mir sofort auf die Zunge. Die anderen sollen auf keinen Fall mitbekommen, wie brennend mich alles interessiert, was mit Will zu tun hat.
»Zwei Wochen nachdem seine Eltern tödlich verunglückt sind, hat sie mit ihm Schluss gemacht. Weil er so ein guter Footballer war, hatte er ein Stipendium für eine richtig gute Uni, aber als er wieder nach Hause zurückziehen musste, um sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern, hat er den Platz verloren und musste aufs staatliche College. Vaughn hat überall rumerzählt, dass sie sich zu schade für jemanden wäre, der sich keine gute Uni leisten kann und noch dazu für ein Kind sorgen muss. Hart, oder? Innerhalb von zwei Wochen hat eralles verloren – seine Eltern, sein Stipendium und seine Freundin – und musste die volle Verantwortung für einen kleinen Jungen übernehmen.«
Ich drehe mich zum Fenster, weil ich nicht will, dass Eddie die Tränen sieht, die mir in die Augen gestiegen sind. Auf einmal wird mir so vieles klar, was ich mir vorher nicht erklären konnte. Jetzt verstehe ich, warum er solche Bedenken hat, mir das zu nehmen, was ihm genommen worden ist. Während wir weiter Richtung Detroit fahren und die anderen längst das Thema gewechselt haben, hänge ich immer noch meinen Gedanken nach.
»Hier«, flüstert Eddie und hält mir ein Taschentuch hin. Ich drücke ihr dankbar die Hand und wische mir verstohlen die Augen.
9.
A slight figure of speech
I cut my chest wide open.
They come and watch us bleed.
Is it art like I was hoping now?
– THE AVETT BROTHERS, »SLIGHT FIGURE OF SPEECH«
Als wir im Club angekommen sind, lasse ich meinen Blick auf der Suche nach Will durch den Raum schweifen, kann ihn aber nirgends entdecken. Nick und Gavin steuern einen der Tische vorne auf der Tanzfläche an, was mir eigentlich nicht so recht ist, weil man dort wie auf dem Präsentierteller sitzt. In der versteckten Nische damals mit Will habe ich mich wohler gefühlt.
Das Opferlamm hat seinen Auftritt bereits hinter sich und die erste Runde hat begonnen. Eddie schleicht sich geduckt zum Tisch der Juroren, zahlt ihren Teilnahmebeitrag und kehrt dann zu uns zurück. »Layken, kommst du kurz mal mit?«, sagt sie und zieht mich vom Stuhl hoch.
Sie führt mich an den anderen Tischen vorbei nach hintenzur Toilette, wo sie mich mit dem Rücken zum Spiegel dreht und mir die Hände auf die Schultern legt.
»Hey, jetzt sei nicht so traurig. Wir sind hier, um einen tollen Abend zu haben, okay?« Sie holt ihr Schminktäschchen aus ihrer Tasche und legt es auf den Waschbeckenrand. Danach zieht sie ein Papier aus dem Spender, lässt kurz Wasser darüberlaufen und wischt mir die von den Tränen verschmierte Wimperntusche unter den Augen weg. Dann fängt sie an, mich zu schminken. Das ist ein total ungewohntes Gefühl – bisher habe ich das immer nur selbst gemacht. Eddie holt eine Bürste aus ihrer Tasche und drückt meinen Kopf nach unten, um mir die Haare zu bürsten. Ich lasse alles mit mir geschehen, als wäre ich eine Puppe.
»Okay, heb den Kopf«, befiehlt sie und widmet sich
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