Weil ich Layken liebe

Panik bekamen. Sie sind zur Ranch zurückgerannt, um meine Eltern zu holen, während ich die ganze Zeit wie gelähmt auf dem Boden lag – und mir der Pimmel aus der Hose hing.«
    Wir müssen so lachen, dass die anderen Gäste verwundert zu uns rüberschauen. Eddie wischt sich noch die Tränen aus den Augen, als Gavin sie anstupst. »Okay, jetzt du.«
    »Das ist leicht. Mein peinlichstes Erlebnis war, dass ich dich angefahren habe«, sagt sie.
    »Das gilt nicht«, beschwert sich Gavin. »Da gibt es bestimmt noch was anderes.«
    »Warum gilt das nicht? Das war wirklich das Peinlichste,was mir je passiert ist«, beteuert sie. »Ich hab mich komplett zum Idioten gemacht.«
    »Dann erzähl wenigstens noch, wie es weiterging, nachdem du mich angefahren hast«, grinst er.
    »Danach haben wir uns verliebt«, sagt Eddie und wird rot. Es ist offensichtlich, dass sie uns irgendetwas verschweigt.
    »Jetzt will ich aber die ganze Geschichte hören. Los, erzähl schon«, dränge ich.
    »Okay, okay«, lenkt sie ein. »Ich hatte damals erst seit zwei Tagen meinen Führerschein und Joel – mein Pflegevater, du weißt schon – hat mir erlaubt, mit seinem Wagen zur Schule zu fahren. Ich war supervorsichtig, damit auch ja nichts passiert. Auf dem Parkplatz bin ich sicher angekommen, das war schon mal gut, aber die echte Herausforderung kam erst noch. Joel regt sich nämlich immer wahnsinnig auf, wenn Leute so blöd parken, dass sie gleich zwei Plätze blockieren, und hat sich deshalb extrem viel Mühe gegeben, mir das Einparken beizubringen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich in seiner Mittagspause von einem Kollegen zur Schule fahren lassen würde, nur um nachzuschauen, ob ich auch vernünftig stehe. Mit meinem ersten Versuch war ich noch nicht richtig zufrieden …«
    »Und auch mit dem zweiten, dritten und vierten nicht«, ergänzt Gavin.
    Eddie grinst schief und zuckt mit den Schultern. »Beim fünften Mal war ich fest entschlossen, es hinzukriegen. Ich bin noch mal extra weit aus der Lücke rausgefahren, um einen besseren Einschlagwinkel zu haben, und dabei ist es dann passiert. Plötzlich hat es gerumst. Als ich nach hintengeschaut habe, konnte ich nichts erkennen, dachte aber, ich hätte ein anderes Auto gerammt. In meiner Panik hab ich den Wagen noch ein Stück zurückgesetzt, bin dann geradeaus vom Parkplatz gefahren und hab mich ein Stückchen weiter weg hingestellt, um zu schauen, ob ich irgendwas kaputt gemacht hatte. Tja, und als ich ausgestiegen bin, hab ich ihn dann gesehen.«
    »Das heißt, du hast ihn … mitgeschleift?«, frage ich entsetzt und muss mir gleichzeitig das Lachen verkneifen.
    Eddie nickt unglücklich. »Über zweihundert Meter. Als ich den Wagen noch mal zurückgesetzt habe, hat sich seine Hose in der Stoßstange verfangen … Ich habe ihm das Bein gebrochen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie grauenhaft ich mich gefühlt habe. Ich hab ihn eine Woche lang jeden Tag im Krankenhaus besucht. Und dabei haben wir uns dann verliebt. Ich hatte echt Glück, dass seine Eltern mich nicht angezeigt haben.«
    »Du hattest vor allem Glück, dass du ihn nicht umgebracht hast«, sagt Nick trocken. »Sonst würdest du jetzt wegen Totschlag im Knast sitzen und Gavin könnte den Rettich von unten betrachten.«
    »Doch nicht den Rettich.« Ich lache. »Die Radieschen!«
    »Ich würde mir total gern auch noch deine peinlichste Geschichte anhören, Layken, aber wir müssen jetzt dringend los, sonst kommen wir zu spät«, sagt Eddie und rutscht aus der Bank.
    Auf unserer Fahrt zum Club N9NE zieht Eddie einen gefalteten Zettel aus der Jackentasche und zeigt ihn mir.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Ein Gedicht. Ich mach heute beim Slam mit.«
    »Im Ernst?« Ich sehe sie ehrfürchtig an. »Gott, bist du mutig!«
    Sie schüttelt den Kopf. »Bin ich nicht, eher im Gegenteil. Das ist so was wie eine persönliche Challenge, die ich mir selbst gestellt habe. Als Gavin und ich das erste Mal beim Slam waren, war ich so beeindruckt von den Leuten, dass ich mir vorgenommen habe, selbst mitzumachen, noch bevor ich achtzehn bin. Tja, nächste Woche hab ich Geburtstag. Dass ich den Abschlusstest bei Mr Cooper nicht mitschreiben muss, wenn ich beim Slam auftrete, ist nur noch so eine Art Extrabonus.«
    »Warum behaupten wir nicht einfach, dass wir was vorgetragen hätten?«, sagt Nick. »Der Cooper kriegt das doch sowieso nicht mit. Ich glaub auch nicht, dass er heute da ist.«
    »Oh doch«, sagt Gavin. »Er ist da. Er ist