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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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den Eindruck hatte, nicht
für voll genommen zu werden. Man begriff schnell, dass man da vorsichtig sein
musste. Manche Jugendliche erreichen nie diese Reife, die er besaß.
    Er war überglücklich über die Zusage von Brown. Ich glaube, er hat
mich sofort angerufen, nachdem er das Schreiben erhalten hatte, er war noch
ganz atemlos. Ich habe mich ungeheuer für ihn gefreut, deswegen war das alles
umso schlimmer für mich. Es ist doch furchtbar, mitansehen zu müssen, wie einer
der Besten und Intelligentesten sich so sein Leben zerstört.
    Ich verstehe bis heute nicht, warum Rob das getan  hat. Ich kann ihn mir in einem solchen
Zusammenhang nicht vorstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nicht
irgendwann zur Besinnung gekommen wäre und sich oder den anderen gesagt hätte: Das ist ja Wahnsinn . Immer wieder versuche ich, mich zu erinnern,
wie ich in dem Alter war. Ich versuche, mich in seine Lage zu versetzen.
    Ungefähr einen Monat nachdem die Geschichte öffentlich bekannt
wurde, habe ich versucht, mit Rob Kontakt aufzunehmen, um ihm moralische
Unterstützung zu geben. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen. Ich hörte, wie
seine Mutter auf ihn einredete, aber er kam nicht ans Telefon. Vielleicht habe
ich zu früh angerufen.

Sienna
    S o, das ist doch schon viel besser. Ich
liebe Starbucks. Ohne ein Starbucks gleich bei der Schule könnte ich nicht
leben. Ich nehme immer einen großen koffeinfreien Latte. Ein Sandwich wär jetzt
nicht schlecht. Teilen Sie sich eins mit mir? Ich mag am liebsten die Panini.
Mit gekochtem Schinken.
    Aber vielleicht sollten wir das hier erst mal hinter uns bringen. Was
wollen Sie noch wissen? Die haben mich betrunken gemacht. Ich red nicht gern
drüber. Es ist peinlich. Es ist kalt hier. Wenn ich gleich danach ins
Krankenhaus gefahren wäre, wie ich das hätte tun sollen, hätten sie
wahrscheinlich irgend so ein Zeug in meinem Blut entdeckt, das sie Mädchen ins
Getränk kippen, um sie fertigzumachen. Rofatol oder Profanol oder so was. Ich
bin sicher, dass sie das bei mir gemacht haben, ich mein, ich würde doch
niemals … Schauen Sie mich doch an. Seh ich vielleicht aus wie eine, die so was
machen würde? Ganz ehrlich. Ich trinke jetzt überhaupt nichts mehr. Weil ich
die Gefahren kenne. Ich habe mir gedacht, wenn’s mit dem College nicht klappt,
könnte ich doch einfach herumreisen und Vorträge darüber halten, wie gefährdet
wir Mädchen sind, aber ich weiß natürlich, dass meine Eltern mich umbringen
würden, wenn ich das täte. Sie wollen, dass sich das alles einfach in Luft
auflöst.
    Vielleicht könnten wir uns jetzt das Sandwich holen. Ich mein,
richtigen Hunger habe ich eigentlich nicht. Aber ich sollte drauf achten, dass
mein Blutzuckerspiegel nicht absinkt. Wenn Sie es am Tresen bestellen, bringen
sie es uns an den Tisch.
    Ich hätte ja den Mund gehalten, wirklich, aber dann musste ich zum
Direktor, ich glaube, an dem Mittwoch, nachdem es passiert war. Mann, es war so
früh am Morgen. Ich war noch halb im Schlaf. Ich habe Mr. Bordwins Fragen gar nicht richtig
verstanden. Er sagte, er hätte ein Band, und ich fragte: Was
für ein Band? Und er: Es ist eine Aufzeichnung, die
dich in einem Zimmer im Jungenwohnheim beim ›Geschlechtsverkehr‹, wie er
es nannte, mit mehreren Jungen zeigt . Ich so: Scheiße, wovon reden Sie? Na ja, Scheiße habe ich wahrscheinlich nicht gesagt. Jedenfalls sagte er, er würde mir das
Band vorspielen, wenn ich das wollte. Als ich sagte, ich wolle mir kein Band
anschauen, hat er mir erklärt, dass das eine ernste Sache sei, dass es für mich
zwar bis jetzt nicht so schlimm sei, aber für die Jungs sei es echt übel, und
es wäre gut, wenn ich ihm möglichst genau sagen könnte, was passiert ist. Mann,
Mr. Bordwin ist so eine
Pfeife. Wenn wir einen anderen Direktor gehabt hätten, wär das alles bestimmt
ganz anders gelaufen. Mein Vater sagt das auch. Na ja, ich habe jedenfalls
gesagt: Kann ja sein, dass ich am Samstag auf einer Party
war, ich gehe oft auf Partys, und manchmal kommt’s auch vor, dass mich einer
zum Trinken überreden will, ich habe vielleicht ein Bier getrunken, kann aber
auch sein, dass ich keins getrunken habe, ich weiß nicht mehr viel vom
Samstagabend, weil, ich mein, vielleicht hat mir ja jemand was in mein Getränk
getan und ich kann mich jetzt deshalb nicht mehr erinnern? Mr. Bordwin hatte diese knallblauen
Augen, und ich konnte ihm nicht ins Gesicht schauen, deshalb habe ich gesagt,
mir wär schlecht und ich

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