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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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als alles andere zählte: Sie war meine Mutter. Ich war mit ihrer Liebe und Wärme aufgewachsen, hatte sie immer für selbstverständlich gehalten und für mich beansprucht.
    »Ich muss los«, sagte Elise. Sie weinte nicht, aber ihre Stimme klang bedrückt. »Charlie ist zu Hause, und wir haben jemanden aus meiner Firma zum Essen eingeladen. Ich rufe dich später noch mal an.«
    Ich hielt mein Handy immer noch in der Hand und starrte es an, als Tim Culpepper an die Tür klopfte. Ich hatte meine Mütze in seinem Auto liegen gelassen. Er hielt sie mir hin und sah unsicher aus und sehr groß. Ich sagte: »Meine Eltern lassen sich scheiden.«
    Er kam rein, setzte sich zu mir aufs Bett und verbrachte den Großteil des Abends damit, sich in allen möglichen Variationen von mir anzuhören, wie überrascht ich sei und dass ich überhaupt nicht damit gerechnet hätte. Er sagte: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Aber er blieb sitzen. Es tue mir leid, mich bei ihm auszuheulen, obwohl er mich kaum kenne, versicherte ich ihm. »Hey, komm schon, wenn ich einen Dollar für jedes Mädchen bekäme, das diese Nummer durchzieht ...«, witzelte er. Aber dann sah er mir in die Augen und machte keine Scherze mehr.
    Ich wollte weder meine Mutter noch meinen Vater anrufen. Ich wollte es nicht von ihnen hören, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Tim nickte. Er sagte nicht, dass er gehen müsse. Wieder erzählte ich ihm, wie überrascht ich sei. Meine Familie hatte gerade zusammen Weihnachten gefeiert. Elise und Charlie waren aus Kalifornien gekommen. Sie hatten in Elises altem Zimmer und ich in meinem gewohnt. Am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages waren wir zu der
    Nachbarschafts-Kuchenparty beim alten Mr. Wansing hinübergegangen - genau so, wie wir es an jedem ersten Weihnachtsfeiertag meines Lebens getan hatten. Alles schien wie immer zu sein. Meine Mutter schenkte meinem Vater ein kleines Diktiergerät, das wie ein Füller aussah und das er bei der Arbeit brauchen konnte. Mein Vater schenkte ihr einen Entsafter. Als wir vor ihnen unsere Geschenke auspackten, saßen sie nebeneinander in ihren Bademänteln auf der Couch und schauten zu. In meiner Erinnerung wirkten beide glücklich.
    Nach einer Weile sah Tim müde aus, seine grünen Augen wurden klein und seine langen Arme weit, als er gähnte und sich streckte. Er könne ruhig gehen, wenn er wolle, sagte ich. Ich käme schon zurecht, versprach ich. Aber mir war klar, dass es nicht stimmte, weil ich nicht wusste, was ich den Rest der Nacht mit mir anfangen sollte. Ich würde weder schlafen noch lernen können.
    Er fuhr sich mit den Händen durch sein braunes Haar und sagte: »Das klingt vielleicht blöd, aber manchmal hilft es fernzusehen, wenn man so aufgeregt ist.«
    Weil ich keinen Fernseher hatte, nahm er mich mit in seine Wohnung, wo ich mir Teleshopping und eine Dokumentation über Korallenriffe ansah, bis ich auf seiner Couch einschlief. Er schlief im Sessel neben mir, die Beine über die Armlehne baumelnd, eine Hand auf meinem Haar.
    Ich habe nie gern im Studentenwohnheim gelebt. Schon im ersten Semester missfielen mir der Lärm, die hässlichen, orange bezogenen Polstermöbel und die gemeinsamen Waschräume auf halbem Weg den Gang hinunter. Bei meinem ersten Besuch zu Hause erstellte ich einen sorgfältigen Finanzplan, um meinen Eltern zu beweisen, dass es ihre Ausgaben - selbst wenn man Nebenkosten und Essen dazurechnete - senken würde, wenn sie mir erlaubten, mit zwei anderen Mädchen von meinem Stockwerk in eine Wohnung zu ziehen. Meine Mutter schien ich überzeugt zu haben, aber mein Vater wollte davon nichts wissen. Er schien unter der fixen Idee zu leiden, dass ich sofort ermordet werden würde, wenn ich meine Lebensmittel selbst kaufen müsste. Ihm war nicht wohl bei der Vorstellung, ich könnte zu Fuß zum Supermarkt gehen oder radeln. Dass eine meiner Mitbewohnerinnen ein Auto hatte, interessierte ihn nicht. Er machte sich Sorgen, dass meine Mitbewohnerinnen nicht immer daran denken würden, Türen und Fenster zu verriegeln. Er machte sich Sorgen, dass sie sich vor ihrem Teil an der Miete drücken oder plötzlich zu rauchen anfangen würden oder komische Freunde haben könnten. Und was, fragte er, würde ich dann tun?
    Es war sinnlos, mit ihm zu diskutieren, wenn er auf diesem Trip war, taub für jede Logik, und zu schnell redete, um etwas von dem zu hören, was ich sagte. Elise hätte vielleicht gewusst, was sie sagen sollte, oder ihn

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