Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
gekauft aus dem Weinviertel, da ist einer alle paar Wochen mit einem Pferdefuhrwerk gekommen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, woher der genau war. Wein in Flaschen hat es noch nicht viel gegeben damals.“
    Ich erzähle ihr die Berthold-Saga, sie ist geistig noch voll auf der Höhe, hat Zeit, und mir gelingt es auf die Art vielleicht, meine Gedanken zu ordnen. Sie nickt oft, stellt wenige Zwischenfragen.
    „Vielleicht hat der schöne Weinbauer auch noch anderen gefallen?“, meint sie dann zu meiner Überraschung.
    „Nicole Kaiser?“
    Sie schüttelt den Kopf. „Wenn es stimmt, was sie erzählen, dann war er ein gestandenes Mannsbild, was will der mit so einer Tussi? – Pardon, den Ausdruck habe ich von meinem Enkel, er wird übrigens in die Wohnung einziehen, hat eine riesige Freude. Außerdem: Die hätten die Kaisers doch gern gehen lassen, oder? Kostet ohnehin nur Geld, die junge Dame. Dass sie die Bertholds überall schlecht machen … Offenbar geht es den Kaisers nicht so gut, wie man glauben möchte. Warum sollten sie sich sonst herablassen, sich um die Bertholds zu kümmern?“
    Ich sollte viel öfter mit Frau Müller reden. Nicht nur, weil ich die alte Dame mag.
    Oskar liebt Gismo. Und er schlägt natürlich vor, dass ich für die nächsten Wochen zu ihm ziehe. Da könnten wir gleich ausprobieren, wie es sei, mehr als einige Tage miteinander zu verbringen. Er drückt mich an sich. „Alltag mit dir … Das hört sich gut an.“
    Ich denke an immer gleiche Abläufe und bin nicht so überzeugt davon. Jetzt ist es etwas Besonders, mit Oskar zu frühstücken. Ganz abgesehen davon, dass ich keine bin, die täglich frühstückt. Beschließen, wer das Frühstück richtet, ich Kaffee, er Tee, aber ohne Zucker. Ich sitze immer da, er immer dort. Und am Abend: Immer gleiches Ritual beim Heimkommen, ein Kuss. Und fällt der einmal nicht so innig aus, gleich die Frage: Ist was, Schatz? Ich bin eigentlich fürs ruhige Leben, zumindest meistens, zumindest als beruhigende Idee … Aber in Wirklichkeit macht mich alles Einförmige äußerst unruhig. Andererseits: Es geht ja nur um ein paar Wochen.
    Ich sage weder ja noch nein, wir trinken eine Flasche Montepulciano und ich muss sagen, dass mir die Weine der Bertholds deutlich besser schmecken, sogar der rote Cuvée von Kaiser, den ich beim Manninger gekostet habe, war erstaunlich gut. Oskar ist wie immer gründlich und kramt nach seinem Mietvertrag. „Der Eigentümer ist ein ziemlicher Spinner, eines der letzten Häuser im Wiener Zentrum, das nicht einem Konsortium oder einer Bank gehört, sondern einer Einzelperson.“
    Ich schenke mir nach. Schön ist die Wohnung schon, das muss ich zugeben. Terrasse mit Blick über die Innenstadt, im Sommer könnte ich mich sonnen – sollte es heuer jemals Sommer werden. Die Wohnung besteht aus einem einzigen riesigen Raum, von dem nur Schlafzimmer und Badezimmer abgetrennt sind. Viel Platz, sparsame Möblierung, einige tragende dicke Säulen.
    „Oje“, sagt Oskar, „ich war mir nicht sicher, aber da steht es: Haustiere sind strikt verboten.“
    „Selbst eine Katze?“
    „Ja. Selbst Hamster.“
    „Und du musst dich daran halten?“
    „Muss ich, solange ich die Wohnung nur in Miete habe. Eine der Auflagen ist, dass alle Mieter im Haus dieselbe von ihm ausgesuchte Putzfrau zu beschäftigen haben. Sie ist gut, aber sie ist ein Drachen. Sie würde ihm sofort von der Katze erzählen. Das ist ihre eigentliche Aufgabe: zu spionieren.“
    „Und du lässt dir das gefallen?“
    Er zuckt mit den Achseln: „Was gab es bei mir bisher schon zu spionieren?“
    Was mache ich mit der Katze? Ich kann sie nicht in der Wohnung lassen und bloß füttern. Gismo würde trübsinnig werden.
    Ich bin eben nicht vernünftig. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt auf Zeit bei Oskar einziehen soll, und jetzt frage ich mich, warum er den Paragraphen mit dem Tierverbot gar so ernst nimmt. Würde er wirklich wollen, dass ich bei ihm bin, dann würde er sich über das Verbot hinwegsetzen, er würde es darauf ankommen lassen. Okay, er ist Rechtsanwalt, nimmt Verträge ernster als ich, aber … er könnte zumindest versuchen, irgendeinen gefinkelten juristischen Ausweg zu finden. Jedenfalls bin ich unterwegs zu den Bertholds, einen Koffer hinten im Wagen und eine entsetzlich jammernde Katze im Katzenkorb auf dem Beifahrersitz. Gismo ist Autofahrten nicht gewohnt. Keine Ahnung, was sie glaubt, dass ihr geschieht. Ich strecke tröstend

Weitere Kostenlose Bücher