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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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diesen Henk ja für den nächsten Dienstag einladen. Dann schauen wir ihn uns mal genauer an.«
    Dienstags ist im Pfannkuchenhaus Ruhetag. Zeit für die Eltern, sich um Familienangelegenheiten zu kümmern. Das, was für andere das Wochenende ist, ist für Laras Familie seit acht Monaten der Dienstag. An dem Tag werden Arztbesuche gemacht und auch Laras Harfenunterricht liegt dort, denn sie kann das schwere Instrument nicht alleine transportieren.
    Dienstag ist auch der Tag, an dem Lara auf Henk verzichten muss, denn Henk hat dafür gesorgt, dass die Ordnung in Laras Familie nicht durcheinandergerät.
    »Damit unser kleines Geheimnis gewahrt bleibt, Prinzessin«, hat er gesagt und sie zärtlich auf die Nasenspitze geküsst.
    Der Vater ist schockiert, als er am Abend erfährt, dass Lara einen Freund hat. »Neunzehn ist er? Ich bringe ihn ins Gefängnis, wenn er dich anfasst! Unzucht mit Minderjährigen. Hat er dich angefasst?«
    Lara wird rot. »Wie angefasst?«
    »Na, du weißt schon. Du bist doch aufgeklärt. Du wirst doch wissen, was Männer …«
    »Alwin! Jetzt ist es genug! Dieser Henk macht einen sehr guten Eindruck.«
    »Guter Eindruck hin oder her. Wir sollten da nicht zu naiv sein! Das ist ein junger Mann mit Bedürfnissen!« Der Vater läuft aufgeregt im Wohnzimmer auf und ab.
    »Alwin! Was redest du denn! Sie ist doch noch ein Kind!«
    »Ja, eben. Sie schon! Aber er nicht!«
    »Dann rede am Dienstag mit ihm von Mann zu Mann. Und ich werde mit Lara darüber sprechen. Einverstanden, Lara?«
    Lara nickt. Sie ist froh, dass sie dem Vater nicht antworten muss.
    Das Treffen Henks mit den Eltern verläuft besser als erwartet. Henk bringt Blumen für die Mutter mit und versteht es, durch seine höfliche und fürsorgliche Art alle Bedenken zu zerstreuen.
    »Sie wissen, dass Lara erst vierzehn ist?«, sagt der Vater, kaum dass sie sich an den Tisch gesetzt haben. Die Mutter wirft ihm einen warnenden Blick zu. Von Mann zu Mann sollte er mit ihm darüber reden, aber doch nicht bei Tisch zu Kaffee und Erdbeertorte.
    Henk aber ist Herrscher der Lage: »Ich weiß, was Sie meinen, Herr Lauder. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich mag Ihre Tochter sehr gerne und würde ihr nie wehtun.«
    »Das will ich für Sie hoffen«, brummt der Vater. »Sonst lernen Sie mich kennen!«
    »Alwin!«
    »Ist schon gut, Frau Lauder!«, sagt Henk und lächelt sie an. »Ich verstehe Ihren Mann gut. Ich wäre auch besorgt, wenn ich so eine hübsche Tochter hätte.«
    Lara sitzt schweigend dabei und betrachtet interessiert das Theaterstück, das sich vor ihren Augen abspielt. In der Hauptrolle Henk … »Würde ihr nie wehtun …« Was für ein genialer Schauspieler er doch ist!
    Die Eltern hängen an seinen Lippen und scheinen ihm jedes Wort zu glauben.
    Würde ihr nie wehtun?
    Wenn es doch nur die Wahrheit wäre. Aber so wie es zwei Laras gibt, so gibt es eben auch zwei Henks. Der eine ist liebenswert und zärtlich und würde ihr nie wehtun, der andere aber ist furchterregend und brutal, ihn interessiert es überhaupt nicht, was Lara fühlt.
    Die Eltern jedenfalls sind beruhigt. Die Mutter spricht später mit Lara vorsichtshalber über Verhütung und meint: »Komm zu mir, wenn ich mit dir zum Frauenarzt gehen soll.«
    Lara nickt und schweigt. Sie kann ihrer Mutter ja auch kaum sagen, dass Henk ihr längst die Pille besorgt hat und darauf achtet, dass die Männer stets ein Kondom benutzen, wenn sie mit ihr ins Bett gehen.

10
    Auf dem Friedhof ist es wie immer still, so still, dass man die Grillen auf der benachbarten Wiese hören kann. Lara legt ihren mitgebrachten Blumenstrauß auf den Grabstein und geht Wasser vom Brunnen holen. Mindestens einmal in der Woche kommt sie hierher, um ihrer Großmutter frische Blumen aufs Grab zu stellen.
    Sie sieht sie immer noch vor sich, als wäre es gestern gewesen: die Großmutter mit ihrer knallroten Schürze vor dem Herd im Pfannkuchenhaus, die Bratpfanne schwenkend. Die Großmutter an der Harfe, gemeinsame Konzertbesuche, alles von einem Tag zum anderen vorbei.
    Dass sie sterben könnte, war nicht eingeplant.
    Sie war noch so lebendig, auch wenn sie immer öfter klagte, dass ihre Finger nicht mehr so beweglich waren und sie beim Harfenspiel aus dem Takt kam.
    Lara hat darüber nur gelacht. Großmutter entlockte ihrer Harfe immer noch Töne, die direkt aus dem Himmel zu kommen schienen.
    »Eines Tages wirst du solche Töne spielen. Auf dieser Harfe«, hat sie immer gesagt.
    »Und

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