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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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gehen musste, hatte sie gehofft, es sei das letzte Mal.
    »Es ist nur für kurze Zeit!«, hatte er doch gesagt. »Nur bis ich die Schulden bezahlt habe.«
    Lara sah nie auch nur einen Cent von dem Geld, das die Männer für ihren Körper zahlen mussten. Henk kassierte immer im Voraus.
    Sie wusste nicht einmal, wie viel sie ihnen wert war. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Sie wollte nur, dass es endlich vorbei wäre.
    »Wie lange noch, Henk?«
    »Es ist bald geschafft, Lara. Bald bin ich schuldenfrei und das verdanke ich dir.« Er nahm sie in den Arm und küsste sie.
    Lara war glücklich.
    In solchen Momenten konnte sie den anderen Henk vergessen. Den Henk, der sie anschrie, der sie schlug, den Henk, den sie mehr als alles andere fürchtete.
    Dabei lag es nur an ihr, welcher Henk zum Vorschein kam. Er wollte, dass sie die fremden Männer anlächelt, wenn Henk sie ihnen vorstellte.
    »Zeig ihnen, dass du dich freust, sie kennenzulernen. Und vor allem schau sie an, wenn du im Bett mit ihnen bist. Lächle sie an.«
    Lara tat alles für Henk, aber das konnte sie nicht. Der Ekel war stärker als ihre Liebe zu ihm, stärker selbst als ihre Furcht vor ihm. Sie konnte ihre gierigen Blicke nicht ertragen, von Mal zu Mal weniger. Immer öfter musste sie sich hinterher übergeben, immer öfter saß sie auf dem Bett und weinte. Und immer öfter kam Henk ins Zimmer, sah ihre Tränen und wurde wütend.
    »Weinen verboten, Prinzessin! Reiß dich zusammen! Du tust es für mich. Für uns! … Ich kann mir auch eine andere suchen.«
    Da war sie wieder, diese Drohung, die Lara mehr als alles andere fürchtete. Mehr noch als die fremden Männer und ihre gierigen Hände.
    Und darum lächelte Lara, lächelte und lächelte.
    Die Tränen, die sie nicht weinen darf, gefrieren zu Eis. Seit acht langen Monaten …

9
    Lara kann das Ende der sechsten Stunde kaum erwarten. Henk ist wieder zurück, er hat sie nicht vergessen. Lara ist überglücklich. Am liebsten würde sie jetzt sofort aus dem Unterricht zu ihm laufen. Was interessieren sie geometrische Formen, Winkel oder Geraden, wenn draußen vor dem Schultor der Mann, den sie liebt, auf sie wartet?
    Seufzend beugt sie sich über ihre Geometrieaufgabe. Sie kann sich ein weiteres Abrutschen ihrer Noten nicht leisten. Die Eltern haben schon mit Nachhilfeunterricht gedroht und das würde sie so manchen Nachmittag mit Henk kosten.
    Die Eltern sind bis Mitternacht im Pfannkuchenhaus beschäftigt, sie wird eine SMS schicken, dass sie am Nachmittag bei Meike ist. Das wird die Mutter freuen und beruhigen. Niemand wird Fragen stellen.
    Endlich klingelt es zum Schulschluss. Sie läuft ihm über den Schulhof entgegen, stürzt sich in seine Arme. »Ich habe dich so vermisst.«
    Henk drückt ihr einen Kuss auf den Mund. »Ich dich auch, Prinzessin. Steig ein! Ich habe heute noch viel vor.«
    In Laras Glücksgefühle schleicht sich ein leiser Misston. Dieser Tag sollte ihnen allein gehören. Nur Henk und ihr. Er wird doch nicht …?
    Ängstlich beobachtet sie die Route, die Henk einschlägt. Dann atmet sie auf, er fährt zu seiner Wohnung. Das ist besser als die Villa seines Bekannten, auch wenn in seinem Schlafzimmer immer noch die Geister seiner Freunde umherschweben.
    Wie gerne wäre sie mit ihm fortgefahren, weiter und weiter weg. Nie wieder zurückkommen. Eine einsame Insel mitten im großen Meer. Dort könnten sie beide glücklich sein. Ohne Schulden, ohne die fremden Männer. Täglich könnten sie im Meer baden, den ganzen Schmutz, der sich in den letzten Monaten angesammelt hat, abwaschen. Wasser, sauberes Wasser, unendlich viel Wasser …
    Henk hat ihr Geschenke mitgebracht. Große goldene Ohrringe, goldfarbene High Heels, dazu passend T-Shirt und Rock. Er besteht darauf, dass sie alles sofort anzieht, lässt sie im Wohnzimmer auf und ab stolzieren, um sie dann im Schlafzimmer langsam wieder auszuziehen.
    Henk ist wie immer im Bett sehr zärtlich zu ihr. Die schrecklichen Bilder aber, die für immer in ihrem Kopf wohnen und sich dort weiter ausbreiten, kann auch seine Zärtlichkeit nicht mehr löschen. Sie bilden die Begleitmusik zu allem, was Henk mit ihr macht, beschmutzen auch das, was Lara als gut und schön empfinden könnte.
    Sie ist froh, als Henk aufsteht und sich anzieht.
    »Ich habe den ganzen Tag Zeit!«, sagt Lara und schaut ihn hoffnungsvoll an. »Wir könnten …«
    »Heute nicht, Prinzessin. Ich muss was erledigen. Hast du morgen nicht eine Freistunde? In der dritten Stunde,

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