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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Musik, dann besser E-Gitarre, die hat ’nen geilen Sound! Aber diese Harfentöne! Sie sind so … so …«
    »… himmlisch«, sagt Lara und strahlt ihn an. »Meine Großmutter hat immer gesagt: Die Harfe ist das Instrument der Engel. Darum ist die Musik ja so …«
    »Hör auf!« Henk packt sie an den Schultern und schüttelt sie. »Hör auf damit! Ich will das nicht hören. Die Harfe oder ich! Du musst dich entscheiden.«
    Sie schaut ihm nach, als er davonbraust. Sie versteht nicht, was er gegen die himmlischen Töne hat.

12
    Auf dem Friedhof ist es wie immer still, so still, dass man die Grillen auf der benachbarten Wiese hören kann. Lara legt ihren Blumenstrauß auf den Grabstein und geht Wasser vom Brunnen holen. Dann stellt sie die Blumen in die Vase und macht sich ans Unkrautjäten.
    »Keine Sorge, Gromi. Ich habe es dir versprochen und ich werde mein Versprechen halten. Ich werde den Wettbewerb gewinnen. Für dich!«
    Ein leises Geräusch lässt sie herumfahren. Ängstlich schaut sie sich um. Eigentlich fürchtet Lara sich nicht auf dem Friedhof, obwohl die Mutter es gar nicht gerne sieht, wenn sie alleine dorthin geht. »Man hört so oft von Überfällen.« Lara hat sie ausgelacht. »Ich bin nie alleine. Es sind immer andere Menschen da.«
    Trotzdem ist sie erleichtert, dass es nur Henk ist, der sie hinter einem Baum stehend beobachtet.
    Wie lange mag er dort schon stehen?
    Was will er hier?
    Zum ersten Mal freut sie sich nicht, ihn zu sehen.
    Hier gehört er nicht hin.
    Erschrocken über ihre Gedanken, hält sie die Luft an. Was ist nur los mit ihr?
    Als Henk langsam auf sie zukommt, zwingt sie ein Lächeln auf ihre Lippen. »Was machst du denn hier?«
    »Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen! Auch wenn Dienstag ist. Aber da habe ich mich wohl getäuscht!« Er packt sie, zieht ihr T-Shirt hoch und greift an ihre linke Brust. Er drückt so fest, dass sie vor Schmerzen wimmert. »Spürst du das? Das große H. Steht für Henk. Was ich hier mache? Du gehörst mir! Schon vergessen?« Er drückt noch einmal fest zu.
    Die Tränen schießen Lara in die Augen.
    »Ich bin dir gefolgt, wollte mal sehen, was du an deinem freien Tag so machst außer Harfe spielen. Hätte ja sein können, du triffst dich heimlich mit jemand anderem.«
    Lara spürt, wie wütend Henk ist.
    Hinter ihm spielt die Sonne auf dem schneeweißen Engel. Die goldenen Flügelspitzen senden grelle Blitze aus.
    Henk kneift die Augen zu.
    »Ich habe dir doch gesagt, ich gehe auf den Friedhof«, sagt sie und ihre Stimme zittert nur ganz leicht.
    »Jeden Dienstag? Wer geht schon einmal die Woche auf den Friedhof, um seine Oma zu besuchen? Das ist doch krank! Mensch, Lara, die Frau ist tot! Vergiss sie!«
    Lara schaut ihn aus großen Augen an, die sich langsam mit Tränen füllen. Wie kann er nur so etwas sagen?
    Er legt den Arm um sie. »Hör auf zu weinen und lass uns endlich gehen. Bis zum Unterricht ist noch Zeit.«
    Aber Lara stößt ihn beiseite. »Lass mich in Ruh!«, sagt sie. Sie hockt sich neben das Beet und zupft weiter Unkraut.
    Für einen Moment steht Henk bewegungslos da, dann packt er ihren Arm und zieht sie hoch. »Bist du verrückt geworden? Wie redest du mit mir?« Seine wütende Stimme durchbricht die Stille auf dem Friedhof. Von den anderen Gräbern schauen Leute zu ihnen herüber.
    »Ey, lassen Sie das Mädchen sofort in Ruhe! Sonst rufe ich die Polizei!« Ein Friedhofsgärtner kommt mit großen Schritten auf sie zu.
    Henk lässt Laras Arm los. »Nun beruhigen Sie sich, Mann. Wir haben nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Kommt in den besten Familien vor.«
    »Stimmt das? Oder brauchst du Hilfe?«, fragt der Friedhofswärter. »Hat er dir was getan?«
    Lara schüttelt den Kopf. »Ich kenne ihn. Der meint das nicht so!«
    »Ich würde mir an deiner Stelle einen anderen Freund suchen«, sagt der Mann und kehrt dann an seine Arbeit zurück.
    Lara zupft weiter Unkraut aus der Erde.
    »Ich warte auf dich im Auto vor dem Friedhof.«
    Aber Lara schüttelt den Kopf. »Ich bin mit dem Fahrrad hier. Und außerdem muss ich noch zu Hause üben, bevor mein Vater mich zum Unterricht bringt. Ich habe es ihr versprochen. Ich will den Wettbewerb gewinnen. Für sie. Und dafür muss ich üben.«
    »Und wann ist dieser blöde Wettbewerb?« Sie hört die unterdrückte Wut in seiner Stimme, aber zum ersten Mal macht sie ihr keine Angst. Hier auf dem Friedhof fühlt sie sich sicher.
    »In zwei Wochen, es dauert nicht mehr lange. Bitte, Henk,

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