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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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sein Lachen, seine zärtlichen Umarmungen. Ihre Sehnsucht wird von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde größer und verdrängt immer mehr die Bilder von dem anderen Henk, den sie fürchtet.
    Alle paar Minuten schaut sie auf das Display ihres Handys, kontrolliert, ob die Netzverbindung steht.
    Keine SMS.
    Sie liest seine letzten Nachrichten, prüft wieder einmal, ob sie nicht doch seine Nummer herausbekommen kann. Keine Chance, er hat sie immer unterdrückt.
    In der Kontaktliste des Handys, das Henk ihr geschenkt hat, steht nur eine Nummer, die sie im ersten Moment aber niemandem zuordnen kann. Ein großes S steht dort bei »Name«. S? Es dauert, bis ihr der Abend in der Villa wieder einfällt. S für Sandra.
    In der Pause, während die Männer sich am Büfett vergnügten, hatten sie ihre Handynummern ausgetauscht, obwohl das verboten war. Hätte Henk diese Nummer entdeckt, hätte er sie wohl bestraft.
    Die Mädchen dürfen untereinander keinen Kontakt haben, schon gar nicht befreundet sein. Sie treffen sich ab und an, wenn in einem der Privathäuser mehrere Mädchen für die Gäste benötigt werden, aber es ist selten Zeit zum Reden und von den meisten kennt Lara nicht einmal den Namen.
    Mit Sandra war es anders, auch wenn Lara sie danach nie wiedergesehen hat. Sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Lara hat sie einmal angerufen, ihr eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen.
    Es kam eine SMS zurück: »Bitte ruf nie wieder an. Ausnahme: großer Notfall!«
    Lara betrachtet die Nummer nachdenklich. Was versteht Sandra unter großem Notfall? Henk meldet sich nicht! Das ist doch ein Notfall. Sandra weiß wahrscheinlich nicht, wo Henk ist, aber sie könnte Pieter fragen. Der ist mit Henk befreundet, sie machen Geschäfte miteinander.
    Ihre Finger fliegen über die Tasten. »Großer Notruf!!! Henk ist verschwunden. Ich bin verzweifelt. Ich muss ihn finden. Bitte hilf mir! Lara.« Sie drückt auf »senden«.
    Und dann beginnt wieder das endlose Warten.
    Endlich! Gegen Abend die ersehnte SMS von Sandra: »Sei froh, dass er weg ist, Lara! Du bist frei! Du kannst neu anfangen! Hast du den ganzen Ekel schon vergessen? Wenn du ihn wiedersiehst, fängt alles von vorne an!«
    Mit zitternden Fingern tippt Lara ihre Antwort: »Wie soll ich denn neu anfangen? Ich kann nicht! Ich kann an nichts anderes mehr denken als an ihn! Bitte! Ich brauche ihn und er braucht mich.«
    »Er ist hier in Amsterdam. Wohnt in der Nachbarwohnung. Ich hab ihn neulich gesehen. Er hat wohl Probleme mit der Polizei in Deutschland. Irgendwas mit Drogenhandel. Bleib zu Hause, Lara!«
    Amsterdam. Dort macht er Geschäfte. Probleme mit der Polizei? Deshalb ist er verschwunden, nicht, weil ihn die himmlischen Töne vertrieben haben.
    Lara ist erleichtert.
    Amsterdam also. Aber wo? Amsterdam ist groß. Sie gibt seinen Namen im Online-Telefonbuch ein. Henk van Bruneck.
    Kein Eintrag.
    Erst jetzt wird ihr so richtig klar, dass sie eigentlich außer seinem Namen gar nichts über ihn weiß. Sie weiß nicht, ob er in Holland geboren wurde oder nur wegen der Geschäfte dorthin reist, sie weiß nicht, welche Ausbildung er hat und was er in seiner Freizeit gerne macht.
    Sie weiß gar nichts über ihn.
    Vielleicht ist die Wohnung nicht mal auf seinen Namen gemietet. Er ist doch immer nur wenige Tage dort. Nebenan wohnen Pieter und Sandra. »Nachbarwohnung« hat sie geschrieben. Und sie hat Sandras Handynummer.
    Was braucht sie mehr?
    Sie schaut im Internet nach Zugverbindungen. Sie wird nach Amsterdam fahren und Sandra eine SMS schicken: »Hier bin ich! Nun gib mir seine Adresse.«
    Das einzige Problem sind die Eltern.
    Was soll sie ihnen sagen?
    Die Wahrheit? »Ich fahre zu Henk. Er kann nicht herkommen, weil er von der Polizei gesucht wird.«?
    Ausgeschlossen!
    Die erste Frage der Mutter wird sein: »Wo wirst du schlafen, Kind?« Und der Vater wird sie schon zugedröhnt mit Drogen tot in einer der Grachten schwimmen sehen.
    Bevor sie aber irgendetwas planen kann, braucht sie Geld. Für die Zugkarte und ein Hotel, falls sie ihn nicht gleich findet. Sie hebt von ihrem Sparbuch fünfhundert Euro ab. Es ist ein Teil ihres Preisgeldes vom Harfenwettbewerb.
    Auf dem Rückweg brummt ihr Handy. Sandra oder ER. Niemand sonst kennt die Nummer.
    ER ist es!
    Mit Tränen in den Augen liest Lara die vertrauten Worte. »Wir treffen uns morgen früh um 10.00 Uhr auf dem Parkplatz beim Park. Ich warte auf dich, Prinzessin.«
    Ich warte auf dich, Prinzessin … Ich warte auf dich,

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