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Weine nicht, Prinzessin

Weine nicht, Prinzessin

Titel: Weine nicht, Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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meint das nicht so. Er will nur meine Harfe schützen.« Sie sagt etwas zu dem Hausmeister, der daraufhin brummelnd verschwindet.
    »Wer hat dir das Spielen beigebracht? Du spielst wie eine Profi-Musikerin!«, fragt die junge Frau.
    »Ich nehme schon lange Unterricht und meine Großmutter hat mit mir geübt. Sie …« Lara beißt sich auf die Lippen. Beinahe hätte sie den Namen verraten. »Jetzt ist sie tot und …«
    »Und da hast du niemanden mehr, mit dem du üben kannst?«, fragt die junge Frau mitleidig.
    Lara nickt.
    »Aber du möchtest gerne?«
    Wieder nickt Lara. Erst jetzt, wo sie wieder gespielt hat, merkt sie, wie sehr ihr die Musik gefehlt hat.
    »Wohnst du hier in Amsterdam?«
    »Bei … ich bin zu Besuch hier. Für einige Wochen. Bei meiner … Tante.« Zum Glück ist es in der Kirche etwas dunkel, sodass die Frau nicht sehen kann, wie rot Lara bei dieser Lüge wird.
    »Wenn du willst, kannst du jeden Tag kommen und spielen, solange wir hier sind. Du kannst auch abends zu meinem Konzert kommen.«
    Ein Harfenkonzert. Aber das wird nur ein schöner Traum bleiben. Abends darf sie nicht alleine weggehen. Das wird Henk nie zulassen. Schon gar nicht zu einem Harfenkonzert. Er würde sie schon für die Frage verprügeln. Aber morgens, wenn er schläft, wird sie kommen, jeden Tag, solange die Harfe da ist.
    Sandra sitzt immer noch regungslos auf einer Bank. Ihr Gesicht ist nass von Tränen. Lara kniet sich vor sie hin und wischt sie ihr ab. »Nicht weinen!«
    »Vielleicht hast du ja recht und die Engel sind gerade deshalb hierhergekommen«, flüstert Sandra.
    Lara nimmt sie bei der Hand und zieht sie zur Treppe. Ihre Füße schweben die Stufen hinunter.
    Draußen auf der Straße aber werden ihre Schritte wieder langsamer und schwerer. Sandra legt den Arm um sie. Schweigend steigen sie die Treppe zu ihren Wohnungen hinauf.
    Ein neuer Arbeitstag wird in wenigen Stunden beginnen.
    »Du musst weiterspielen, Lara. Du darfst nicht aufhören«, sagt Sandra, als sie sich oben verabschieden. »Du hast etwas, für das es sich lohnt.«
    »Henk hat gesagt, ich muss mich entscheiden. Er oder meine Harfe. Er darf es nie erfahren, versprich mir das.«
    Sandra ist mit ihren Gedanken weit weg. Lara schüttelt sie. »Hörst du, Sandra? Er darf es nicht wissen.«
    »Ist ja gut, Lara. Gehen wir morgen wieder hin? Spielst du für mich?«
    Lara nickt.
    Da drückt Sandra sie ganz fest. »Es wird alles gut werden, Lara.«

19
    Henk ist schon wach, als Lara die Wohnungstür öffnet. Lara holt tief Luft. Jetzt darf sie keinen Fehler machen.
    »Hey, wo warst du so lange?«
    »Ich … habe unten am Kanal gesessen. Hast du mich nicht aus dem Fenster gesehen?« Sie hofft, dass er das leichte Zögern in ihrer Stimme nicht bemerkt hat.
    »Bin noch nicht aufgestanden. Komm her, Prinzessin. Waren auch Männer dabei?«
    Über Laras Gesicht zieht ein erleichtertes Grinsen. Als ob sie freiwillig mit einem fremden Mann auch nur ein Wort reden würde.
    Sie setzt sich auf die Bettkante. »Nur Sandra und ich. Du kannst sie ja fragen.«
    »Schau mich an.« Er hebt ihren Kopf und betrachtet ihr Gesicht. »Warum habe ich das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt? Ich warne dich, Prinzessin! Versuch nicht, mich auszutricksen.«
    Lara schüttelt den Kopf. Sie ist froh, dass er nicht weiß, was sie gemacht hat. Aber sie wird es besser nicht noch einmal riskieren.
    Den ganzen Tag über ist sie traurig.
    Am nächsten Morgen schleicht sie sich wieder aus dem Haus, um Sandra Bescheid zu sagen. »Natürlich gehen wir in die Kirche«, sagt Sandra. »Der liegt bis Mittag im Bett. Wir frühstücken ab jetzt einfach eine halbe Stunde früher. Das Museum öffnet schon um neun.«
    Lara zögert.
    »Komm schon, Lara. Spiel für mich!«
    Der Mann bei der Kasse weiß Bescheid und winkt sie durch. Die junge Frau ist nicht da, aber die Harfe ist bereits abgedeckt. Während Lara sich an das Instrument setzt, schaut Sandra immer wieder nervös zur Tür.
    »Is’ was?«, fragt Lara.
    Etwas verlegen schüttelt Sandra den Kopf und setzt sich in die hinterste Reihe, von wo aus sie die Tür beobachten kann.
    Lara fängt an zu spielen, lockt ganz zarte helle Töne, dann wieder dumpfe traurige aus den Saiten. Diesmal ist es keine Melodie, die andere geschrieben haben, es ist ihre eigene. Sie erzählt von ihrem Leben, von den hellen und den dunklen Stunden, von den kurzen Glücksmomenten, wo sie dem Himmel ganz nah ist, und von den vielen Minuten und Stunden, wo sie am liebsten tot

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