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Weine ruhig

Weine ruhig

Titel: Weine ruhig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aliza Barak-Ressler
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Markierung in die Borke, in der Hoffnung, den riesigen Baum auf diese Weise wiederzuerkennen, wenn ich aus dem Dorf zurückkam. Vor dem Baum legte ich auch noch ein paar Steine zu einem kleinen Haufen zusammen. Als ich weiterging, ließ ich in unregelmäßigen Abständen Tannenzapfen fallen und betete, dass ich den Weg wiederfinden würde. Die ganze Zeit dachte ich daran, wie gut es war, dass es Kindermärchen gab, wie glücklich ich mich schätzen konnte, mich an sie zu erinnern und mir einige ihrer Weisheiten zunutze zu machen.
    Als ich den Wald hinter mir gelassen hatte, ging ich schnell weiter, ich fühlte mich schrecklich allein und machte mir immer größere Sorgen, dass ich an meiner Aufgabe scheitern würde. Einen Moment lang überlegte ich sogar zurückzugehen, aber ich war mir der großen Verantwortung, die man mir übertragen hatte, bewusst und ging weiter. Ich kam zum Dorf und lief die ungepflasterte Hauptstraße entlang. Zu beiden Seiten standen kleine, niedrige Häuser. Die meisten waren mit Stroh gedeckt, aber einige hatten auch Ziegeldächer, und die Gärten waren eingezäunt. In einem Garten war eine Frau. Sie sah mich neugierig an, und als ich sie nach dem Kaufmannsladen fragte, hatte ich das Gefühl, dass sie wusste, dass ich Jüdin war. Aber sie sah mich nur an und zeigte auf den Laden, der ganz in der Nähe war.
    Ich zögerte, das quadratische Holzhaus zu betreten - wieder wollte ich mich umdrehen und wegrennen, so schnell ich nur konnte. Aber ich überwand meine Ängste und stieg die drei wackligen Holzstufen zur Tür hinauf und ging hinein.
    Der Laden war klein und dunkel und roch nach Rauch und Gewürzen. Als meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah ich einen großen Mann mittleren Alters mit einer Mütze, der hinter dem Ladentisch stand. Neben ihm saß ein Mann auf einem hohen Hocker. Beide sahen mich neugierig an. An den Wänden standen halb leere Regale. Es gab nur sehr wenige Waren. Ich überlegte, was ich kaufen sollte. Würden sie mir mitten im Krieg überhaupt etwas verkaufen? Das meiste war rationiert und konnte nur mit Lebensmittelmarken und Coupons erworben werden, die von den Behörden ausgestellt wurden, und ich hatte natürlich keine Marken.
    Der Ladeninhaber lächelte mich aufmunternd an und fragte, was ich wünschte.
    »Lebensmittel!«, wollte ich sagen, aber ich wusste, dass ich nach etwas Konkretem fragen musste, also sagte ich: »Könnte ich etwas Brot kaufen, und Butter und Margarine?«
    Der Mann ging zu einem Regal und nahm ein großes Brot heraus - ein dunkles, rundes Landbrot. Ohne dass ich ihn darum hätte bitten müssen, legte er, außer der Margarine, noch andere Dinge auf den Ladentisch. Ein großes Stück Weißkäse auf einem Teller, eine Wurst mit einer pergamentartigen Pelle, ein Glas Marmelade. Mit einem Zwinkern sagte der Mann: »Vielleicht möchtest du das auch noch, wenn du es tragen kannst.«
    Es war offensichtlich, dass er meine Identität erraten hatte und wusste, dass ich die Nahrungsmittel jemandem bringen würde, der irgendwo auf mich wartete. Er schaute mich freundlich an, und irgendwie wusste ich, dass er mir nichts Böses wünschte - im Gegenteil, er wollte mir helfen. Ich nahm die Wurst hoch und fragte ihn, woraus sie bestand.
    »Oh, das ist eine ausgezeichnete Wurst«, sagte er. »Sie ist aus Pferdefleisch.«
    Sofort legte ich die Wurst wieder hin. Ich wusste, Pferdefleisch war nicht koscher, deshalb würde es nie auf unseren
    Tisch kommen. Vater, der strikt koscher lebte, würde sich weigern, sie auch nur anzufassen, trotz unserer Notlage, und vielleicht würde er sogar seine Töchter davon abhalten, sie zu essen. Ich fragte mich, ob der freundliche Mann vielleicht beleidigt wäre, wenn ich sein großzügiges Angebot ablehnte, und schließlich nahm ich auch die Wurst, trotz meiner Bedenken. Der Preis, den der Mann für die Waren verlangte, kam mir sehr niedrig vor. Ich hatte noch Geld übrig, und so kaufte ich noch ein paar Süßigkeiten. Dann verabschiedete ich mich und ging mit zwei gut eingewickelten, aber schweren Paketen von dannen.
    Auf dem Rückweg spürte ich die Augen, die mich hinter zugezogenen Vorhängen und durch die Ritzen in den Gartenzäunen beobachteten. Oder vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, weil ich so aufgeregt war. Aber mein Herz floss über vor Glück, hatte ich doch meine Mission erfolgreich ausgeführt. Ich versuchte, so zu gehen, als hätte ich es nicht eilig, aber kaum hatte ich das Ende des

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