Weinland & Stahl
weisen", sagte Mariah.
Geschlossen verließen die Nonnen die entweihte Kapelle und traten hinaus auf den Klosterhof.
Genau in dem Moment, da die ersten Gäste aus der Nacht stürzten.
Brandon und Laura schrien.
Weil sie nicht wussten, welches Glück ihnen widerfuhr.
Das Glück nämlich, dass Heaven – und nur sie – es war, die auf sie aufmerksam geworden war. Sie verstand nicht, weshalb alle anderen Vampire – und es mussten Hunderte sein! – achtlos vorübergezogen waren, als würden sie von irgendetwas regelrecht angezogen. Aber letztlich zählte nur,
dass
es so war.
Heaven nutzte die Chance, das junge Pärchen, das nackt in dem Fahrzeug saß, zu retten vor dem, was vielleicht noch kommen konnte.
Unter ihrem zwingenden Blick verstummten die beiden Jugendlichen, und Sekunden später erinnerten sie sich nicht mehr daran, dass sie Heaven begegnet waren.
"Verschwindet!" befahl sie.
Der Junge startete den Motor, wendete den Pickup und fuhr mit seiner Freundin davon.
Erst als die Heckleuchten in der Dunkelheit zu winzigen roten Punkten zusammengeschmolzen und schließlich ganz verschwunden waren, fiel Heaven ein, dass sie den beiden vielleicht besser noch befohlen hätte, sich anzuziehen. Es musste ihnen eine ganze Reihe von Peinlichkeiten einbringen, wenn sie jetzt etwa von einer Polizeistreife angehalten wurden.
Aber andererseits waren sie womöglich einem ungleich schlimmeren Schicksal entkommen...
Heaven drehte sich um, verwandelte sich erneut und stieg wieder auf.
Wie sie schon zuvor beobachtet hatte, schien das Ziel des Schwarmes, zu dem sich im Laufe des Fluges übrigens weitere gesellt hatten und der damit zu einer regelrechten Wolke angewachsen war, groß genug, den Mond zu verdunkeln, ganz in der Nähe zu liegen. Die ersten der Vampire setzten bereits zur Landung an, und Heaven konnte in einiger Entfernung etwas wie einen großen schwarzen Flecken inmitten der blattlosen Wälder ausmachen.
Sie flog näher, vorsichtig, um nicht von möglichen Nachzüglern entdeckt zu werden, und erkannte, dass das Ziel der Vampire eine Ansammlung verschieden großer Steingebäude war, die von einer ringförmigen Mauer umschlossen wurden. Ein Turm ragte über die Dächer der Gebäude, und in ihm schimmerte etwas metallisch im Mondlicht.
Glocken.
Eine Kirche?
Ein ... Kloster!
Heaven ließ sich in sicherer Entfernung im kahlen Geäst eines Baumes nieder, der hoch genug war, dass sie hinter die Klostermauer sehen konnte.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu beobachten.
Doch auch dann erschloss sich ihr noch lange nicht, was da vor ihren Augen tatsächlich geschah.
Es begann damit, dass sie nicht verstand, weshalb die Vampire freiwillig den Fuß auf geweihten Boden setzten – wie sie es überhaupt tun
konnten
!
Und es setzte sich damit fort, dass die Ankömmlinge – und es waren tatsächlich Hunderte! – , kaum dass sie sich in menschliche Gestalt verwandelt hatten, von den Bewohnerinnen des Klosters richtiggehend willkommen geheißen wurden. Heaven verstand zwar über die Entfernung nicht, was gesprochen wurde, doch die Gesten der dunkelgekleideten Frauen dort redeten eine ganz eigene und sehr deutliche Sprache.
Die Vampire, allesamt mitleiderregende, ausgezehrte Gestalten, trotteten kraftlos und wie in Trance auf die breite Tür des Gebäudes zu, neben dem der Glockenturm in die Höhe ragte, und verschwanden darin. Immer mehr Blutsauger gingen in die kleine Kirche oder Kapelle hinein... und nicht ein einziger trat wieder heraus.
Bis schließlich auch der letzte Besucher das Gebäude betreten hatte. Die Nonnen folgten ihren sterbenskranken Gästen nach, und dann präsentierte sich der Klosterhof Heavens Blicken wieder so leer, wie er zu dieser Zeit wohl für gewöhnlich sein musste.
Obwohl sie die Schritte und die Geräusche der Bewegungen der Vampire und Schwestern nicht wirklich gehört hatte, hielt jetzt doch etwas wie Totenstille Einzug.
Kein Vogel, der aus seinem Schlaf hochgeschreckt war, ließ sich vernehmen, und auch das Geäst der Bäume ringsum knarrte und rührte sich nicht.
Gerade so, als hielte die Welt den Atem an.
Als würde alles auf irgendetwas warten.
Heaven merkte, dass die seltsame Anspannung auch vor ihr selbst nicht Halt machte. Sie kauerte in ihrem Versteck und wagte kaum Luft zu holen. Als fürchtete sie, etwas versäumen zu können.
Nur – was?
Der Schrei traf sie so überraschend und mit solcher Wucht, dass Heaven unweigerlich ihren Griff um die Äste
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