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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Muster überzogen...
    »Was hat das zu bedeuten?«, wiederholte Sardon fassungslos. Vielleicht, weil er
ahnte
...
    »Ich weiß es nicht«, presste Tanor hervor, als spürte er die Schmerzen aller hier Versammelten in sich selbst.
    Und dann erzählte er das Wenige, das er wusste. Erzählte von dem Purpurstaub, der aus dem Nichts gekommen und ihn getroffen hatte, in ihn eingedrungen war und ihm schließlich unter schlimmsten Schmerzen das Bewusstsein geraubt hatte. Und weiter von seinem Wiedererwachen, davon, dass alle anderen schrien, weil sie fürchteten, vor Durst zu verbrennen. Sie waren ausgezogen, um ihn zu löschen, und zurückgekehrt...
    »... sie tranken und tranken, und doch vermögen sie ihren Durst nach Blut nicht zu stillen«, schloss Tanor. »Sie speien es aus und altern so schnell, wie ich es noch bei keinem unserer Art gesehen habe.«
    Sardon zwang sich hinzusehen und fand bestätigt, was Tanor gesagt hatte. Zwar kannte er nur die wenigsten der Sippe mit Namen und von Angesicht – auch wenn er die meisten von ihnen getauft hatte –, aber er stellte doch fest, dass kein optisch Junger mehr unter ihnen war. Sie sahen, nach menschlichem Maßstab, alle wie mindestens Sechzigjährige aus. Ein Vampir, war er erst einmal 'erwachsen', behielt in aller Regel das Aussehen eines Dreißig- oder Vierzigjährigen lange bei. Nur wenn er längere Zeit ohne Blut auskommen musste, schritt der Alterungsprozess ein wenig fort.
    Aber niemals so rasant wie hier!
    »Verflucht«, knirschte Sardon. Was wütend klingen sollte, zerrann in Entsetzen. Seine Finger schlossen sich so hart um den Kelch, als wollte er ihn mit bloßer Hand zermalmen. Sein daran haftender Blick war nur erfüllt von Ekel – und etwas anderem, das bei einem Menschen vielleicht Trauer gewesen wäre.
    Tanor hörte seine Stimme, folgte seinem Blick – und verstand, ohne zu wissen.
    »Sardon, was hast du getan?«, fragte er tonlos. »Was hast du uns
angetan

    Der vom Kreuz Gezeichnete verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln.
    »Ich habe den Kelch benutzt.«
    Sein Blick streifte Tanor und fiel wieder auf die blutspeienden Vampire.
    Mit einem Aufschrei, der die Moschee erbeben ließ, schleuderte er den Lilienkelch von sich.
    Leben hatte er bringen wollen.
    Den Tod hatte er gesät.
    Es war –
    -
so leicht
gewesen...
    Zu
einfach
für den Untergang einer ganzen Rasse...
    Das Bild verschwamm vor Sardons Augen.
    Manchmal weinten selbst Götzen.
    Um ihre Kinder...
     
     
    Epilog
    So erfüllte sich der aus Vergebung geborene Plan. Gott strafte die Kinder seiner missratenen Schöpfung mit Verderben. Und es war eine wahrhaft göttliche Ironie, dass gerade derjenige den Tod über seine Rasse brachte, der als Muttermörder beinahe die Versöhnung verhindert hätte.
    Mit der Kelchtaufe hatte Sardon eine Kraft freigesetzt, die in derselben Sekunde auf alle überging, die je ihr Blut in den Lilienkelch gegeben hatten – an die Sippenführer rund um den Erdball. Eine zerstörerische Kraft, alle Vampire infizierend, die sich den Oberhäuptern auch nur näherten. Eine arglistige Kraft, die den Durst nach Blut schürte und es gleichzeitig unmöglich machte, ihn je zu stillen.
    Das Alter, um das die Kinder der Urmutter die Zeit seit Jahrtausenden betrogen hatten, hielt Einzug in ihre untoten Leiber. Allein die Sippenführer widerstanden – doch nur als Träger der Seuche; um sie weiter zu verbreiten unter den Geschöpfen der Nacht.
    Und so lautete die Aufgabe und gleichermaßen Prüfung, zu der Heaven von Gott bestimmt war: jene letzten überlebenden Vampire aufzuspüren und auch ihnen die Erlösung zu bringen.
    Siehe, dies ist die Geschichte zweier Völker, geschaffen zum Anbeginn der Zeit. Und die Geschichte vom Ende eines dieser Geschlechter...
     
    Aus der »Ewigen Chronik«
     
     
     

Die neue Rasse
     
    New York, Brooklyn
    »House of Awakening«
    Man konnte Lebewesen Dinge antun, die tausendfach schlimmer waren als der Tod.
    Eines davon war, sie zum Leben zu verdammen.
    Landon Mulgrew musste sich nur umschauen, um einmal mehr auf beklemmende Weise daran erinnert zu werden. Sein Blick wanderte über die lange Reihe deckenhoher Panzerglasfronten. Hinter jeder, ausgestellt wie in den Schaufenstern eines widerwärtigen Monstrositätenkabinetts, war zu sehen, was Leben auch sein
konnte
, nach moralischen Maßstäben niemals sein
durfte
...
     
    Doch Moral war etwas, das Landon Mulgrew – wie alle anderen hier – zu Hause lassen musste, wenn er zur Arbeit

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