Weinland & Stahl
hatte, als dass die Vampirin ihn in einem Zug verschwendet hätte.
Nicht nur Selina, korrigierte sie sich, ohne in der Liebkosung der milchigen Haut innezuhalten. Auch Doreen.
Vor
allem
Doreen.
Hennas Hand glitt über Selinas Brüste hinab zu ihrem Bauch, wo ihre Finger sanfte Kreise um den Nabel zu ziehen begannen...
»Henna, ich ...« Selinas Stimme war ein heiser Hauch, der prickelnd über die Wange der Vampirin wehte.
Mit einem Kuss versiegelte die fast kahlhäuptige Vampirin die Lippen der Wissenschaftlerin. Ganz langsam löste sie sich dann wieder davon, und ihre spitzen Eckzähne zupften unendlich zart an Selinas Unterlippe.
»Nicht jetzt«, flüsterte Henna rau. »Später. Lass uns erst...«
Die Vampirin brachte Selina Maddox sanft zu Fall. Mit reptilienhafter Eleganz wand Henna sich über die Gespielin, die unter jeder Berührung der kalten Haut wohlig fröstelte. Ungestüm öffnete Henna das merkwürdige Gewand, in das Selina ihren knabenhaften Körper gekleidet hatte. Der vielfarbige Stoff riss, und Henna stürzte sich förmlich auf die kleinen festen Brüste, saugte die Nippel zu fast fingerkuppengroßen Knospen, während ihre Hände Selinas straffes Fleisch mit immer neuen Schauern überwoben.
Dann, als Selinas Körper schon wie unter schwachen Stromstößen zu beben begann, rutschte die Vampirin tiefer und dirigierte ihre edelsteinbesetzte Zunge aus dem flachen Tal zwischen den Brüsten weiter hinab.
Hinab zu Doreen...
Henna erkundete die Ebene, die Selinas Bauch war, lange und genussvoll langsam. Erst dann widmete sie sich dem Nabel, kreiste um die ungewöhnlich vorstehende Hautverwerfung, fuhr mit der Zungenspitze in die winzigen Falten –
– und brachte das Gebilde zum Platzen!
Fältchen weiteten sich zu schmalen Klüften, Haut glitt zurück wie von einem viellidrigen...
...
Auge!
Trüb grau und von rosigen Schlieren überzogen starrte es Henna an wie das Auge eines Toten.
Doch es lebte – unzweifelhaft.
Es zuckte, ohne sich wirklich zu bewegen, in seinem roten Fleischbett. Und hinter dem schlierigen Schimmer, der darüber lag, entdeckte die Vampirin jene Qual, die ihr fast solches Labsal war wie heißsprudelndes Blut.
Die Qual eines Wesens, das sich nicht wehren konnte. Weil es nie selbst geboren worden war.
Eine Kreatur, die nur auf diese Weise das Licht der Welt erblicken durfte.
Indem es 'heraus sah' aus dem Leib seiner Zwillingsschwester Selina, von der Doreen im Mutterbauch verschlungen worden war.
Selina spürte Henna in sich, wo sie einen Mann nie hatte hin dringen lassen.
Immer länger schien die Zunge der Vampirin zu werden, lustbereitender, als ein männliches Glied es je hätte sein können. Und doch wusste Selina, dass ihr das allerletzte Quäntchen Wonne verwehrt blieb.
Weil Doreen es ihr nicht ließ!
Wie die Niegeborene ihrem 'Wirtskörper' in allem zuwider dachte und -fühlte. Was Selina gefiel, hasste und verachtete Doreen.
So würde es immer sein, solange Doreen in ihr lebte.
Doch der Tod der Niegeborenen würde auch der ihre sein.
Selina wusste es.
Denn ihr Engagement auf dem Gebiet der Gentechnologie, der
Menschenforschung,
entsprang viel weniger unstillbarem Wissensdurst als reinem Selbstzweck...
Kühl wie ein Eiskristall glitt die Perle auf Hennas Zunge im Rückzug über Selinas Lustzentrum und bescherte ihr einen letzten Schauder.
»Die böse kleine Doreen lässt dich nie los, hm?«, stellte Henna fest. »Verdirbt ihrer großen Schwester jeden Spaß.« Dann rutschte die Vampirin höher und bettete sich, den Kopf auf den Arm gestützt, neben Selina.
»Und doch könnte ich nie ohne sie sein«, sagte Selina, resignierend und melancholisch in einem.
»Ich weiß«, erwiderte die Vampirin.
Selina sah fragend zu ihr hin. »Du weißt?«
Henna nickte. »Sie ist mehr als nur ein Wesen, das in Symbiose mit dir lebt. Mehr als ein – Schmarotzer.«
»Ja«, antwortete Selina. »Sie ist...«
»... dein Gewissen«, half Henna aus, als Selina vergebens nach dem richtigen Wort suchte.
»So könnte man es nennen«, sagte die Wissenschaftlerin. Der Gedanke, die Erinnerung an die Wahrheit ließ sie frösteln. Wie schutzsuchend drückte sie sich ein wenig dichter an Henna, die ihr doch keine Wärme spenden konnte.
»In ihrer Reinheit ist Doreen der Ausgleich für das, was Selina hier wider die Natur verbricht.« Hennas Geste schien all das zu umfassen, was Selina als Leiterin des 'House of Awakening' tat oder tun
ließ
. »Und doch wärest du längst
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