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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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neuester Software und allen bekannten Sicherheitslücken.«
    Röder war skeptisch, aber er löcherte Raphael wegen der Details. Er erfuhr, dass solche Scherze in seiner Computer- AG voll angesagt waren und das Internet vor Tipps und Tricks nur so strotzte.
    Â»Da ist noch eine Kleinigkeit«, meinte Raphael. »Wir brauchen ihre Handynummer.«
    Â»Nee, das machen wir nicht. Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst.« Damit war das Thema für Röder erledigt, aber er ließ sich den einen oder anderen Trick mit Handys erklären. Er war überrascht, dass man ein einfaches Handy zur effektiven Wanze umfunktionieren konnte. Schließlich widmeten sie sich alle wieder ihren Getränken.
    Röder grübelte. Die Sache mit dem Handy ließ ihn nicht los. Hellinger müsste die Nummer eigentlich haben. Unter einem Vorwand wählte er dessen Nummer, aber es hob niemand ab. Er hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox. Er wollte eigentlich eine Schorle bestellen, als er von seiner Tochter erfuhr, dass Manu an diesem Abend nichts kochen würde. Spontan griff er zum Handy, trommelte den Rest seiner Familie zusammen und schlug vor, alle in die Straußwirtschaft Bühler nach Kallstadt einzuladen.
    Viel Überzeugungsarbeit musste er nicht leisten, denn in der Straußwirtschaft gab es gutes Essen, einen schönen bunten Garten mit Blick auf die untergehende Sonne und gepflegte Weine. Manu kam mit dem Familienvan, und Frau Röder senior war ebenfalls dabei. Sie schien sogar gut gelaunt zu sein, und von ihrer schleichenden Demenz war heute nichts zu spüren. In Kallstadt liefen die Vorbereitungen für das Fest der hundert Weine auf vollen Touren. Die Hauptstraße war schon teilweise gesperrt, und eine Umleitung für den Verkehr war eingerichtet. Überall wurden Buden aufgestellt, Waren eingeräumt, und die Helfer gönnten sich schon den ein oder anderen Schoppen. Das Weingut Bühler befand sich am westlichen Rand von Kallstadt, und Röder war richtig glücklich, als sie noch einen Tisch im Garten ergattern konnten.
    Obwohl es erst April war, konnten sie es mit einem dünnen Pulli locker im Freien aushalten. Röder und seine Frau bestellten sich ein mediterranes Rumpsteak mit Pecorino-Käse. Raphael, als eingebürgerter Pfälzer mit brasilianischen Vorfahren, verdrückte eine Portion Saumagen mit Sauerkraut. Die beiden älteren Töchter stocherten im Salatteller rum und diskutierten über den Kaloriengehalt des Dressings. Röders jüngste Tochter hingegen ließ sich unbeeindruckt von dem Diätwahn der älteren Geschwister Bratwurst mit Pommes und viel Ketchup schmecken, was zu Sticheleien und einem mittleren Eklat unter den Schwestern führte. Röder trank eine zusätzliche Weinschorle, bis die Diskussionen und das Geplärre endlich ein Ende hatten und wieder Frieden am Tisch einkehrte. Nur wenig Ketchup klebte an der Tarnhose von Felicitas, und Laura, die Kleinste, die die verbalen Attacken mit einer Ladung roter Pampe parierte, hatte sich von dem Stüber der mittleren Schwester erholt.
    Alles in allem verlief der Abend harmonisch, jedenfalls nach Röders Maßstäben. Seine Mutter war ebenfalls friedlich geblieben, sie hatte sich lange mit Raphael unterhalten. Nun war Raphael etwas besäuselt, nachdem er mit der Großmutter seiner neuen Flamme anderthalb Weinschorle getrunken hatte. Seiner Freundin hingegen war nichts anzumerken, sie war halt ein echtes Pfälzer Mädel. Zum Krach wäre es aber doch beinahe auf der Heimfahrt gekommen. Röder wollte einen kurzen Abstecher zu Hellinger machen, biss damit bei Manu aber auf Granit.
    Â»Ach, jetzt verstehe ich, warum wir ausgerechnet nach Kallstadt zum Bühler gegangen sind. Du hast wieder nur deine eigene kleine Ermittlung im Kopf!«
    Â»Nein, Manu, wirklich nicht. Ich dachte, wenn wir schon einmal hier sind, dann kann ich auch kurz bei meinem besten Freund vorbeifahren. Er war gestern so komisch am Telefon.« Widerwillig ließ Manu sich bekehren.
    Bei Hellinger brannte kein Licht. Die Hofeinfahrt stand offen, als ob Hellinger nur kurz eine Besorgung machen wollte. Auf das Läuten reagierte niemand. Röder probierte es noch einmal mit dem Mobiltelefon, Manu rief vom Wagen her, dass er endlich kommen sollte. Unverrichteter Dinge zog er wieder ab, die freundliche Stimme sagte zum wiederholten Male, dass der Anschluss zurzeit nicht erreichbar

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