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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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grübelte Röder über das Telefonat nach. Die einzige Ungereimtheit war die, dass Maria auf ihren Halbbruder eigentlich nicht gut zu sprechen sein sollte. Aber so richtig nützte ihm die Information nichts. Gegen zwei Uhr am Nachmittag wählte er die Handynummer seiner ältesten Tochter. Marie-Claire wunderte sich sehr. Normalerweise rief sie ihren Vater an, wenn sie nachts irgendwo abgeholt werden wollte oder wenn sie einen Fuffi außer der Reihe brauchte. Seine Frauen würden ihn noch mal das letzte Hemd kosten, dachte er, als das Telefon die Verbindung aufbaute.
    Â»Hallo, großes Mädchen. Habt du und Raphael Lust, heute Nachmittag mit mir einen Kaffee trinken zu gehen? Wir könnten uns gegen fünf am Römerplatz treffen. – Ja, ich zahle, und wenn ihr brav seid, gibt’s noch ein Eis. Sag Raphael, ich muss ihn wegen der Angelegenheit von heute Morgen sprechen.«
    Röder schlürfte an seinem Cappuccino, als das junge Paar Arm in Arm angeschlendert kam. Er ließ die beiden bestellen, dann kam er auf den Punkt.
    Â»Hast du mit meiner Tochter gesprochen?« Raphael nickte. »Gut, dann hör mal zu. Alles, was ich euch jetzt sage, ist streng vertraulich. Wenn ihr nicht dichthaltet, dann kann ich in echte Schwierigkeiten kommen.« Er schaute seine Tochter und ihren Lover eindringlich an. Man konnte sehen, dass den beiden nicht wohl zumute war, aber sie taten auch interessiert.
    Â»Der andere Mann, der bei der verpatzten Geiselnahme in Speyer mit Marias Halbbruder zusammen umgekommen ist, hieß Lúcio dos Passos. Sagt dir der Name was?« Raphael schüttelte den Kopf, Röder verbarg seine Enttäuschung. »Es war auch noch ein dritter Mann im Spiel, der in der Eingangshalle mit seiner Maschinenpistole eine Panik auslöste und in der flüchtenden Menge verschwand.« Röder schob das unscharfe Bild über den Tisch. »Das ist er. Hast du ihn schon mal gesehen, oder hast du eine Idee, wer das sein könnte?«
    Raphael schüttelte wieder den Kopf. »Keine Ahnung, ehrlich.«
    Â»Wir vermuten, dass er vielleicht mit Maria Kontakt aufnimmt.«
    Raphael studierte das Foto genau. »Nein, ich weiß nicht, wer das ist«, sagte er bestimmt.
    Â»Kannst du dich in deiner Familie oder im Verein mal umhören?« Röder war über seine eigenen Worte entsetzt. Damit konnte er den jungen Mann wirklich in Gefahr bringen. Er korrigierte sich sofort. »Ach, vergiss es. Das ist zu gefährlich. Wenn er erkannt wird, dann kannst du in Teufels Küche kommen.«
    Röder wollte seinen Cappuccino austrinken und gehen. Was hatte er nur für eine Schnapsidee gehabt.
    Raphael ließ der Gedanke, Polizist zu spielen, aber offenbar nicht in Ruhe. »Wenn der Mann noch in Deutschland ist, dann muss er sich ja irgendwo verstecken. Wie würde er deiner Ansicht nach Kontakt mit Maria aufnehmen?«
    Â»Was weiß ich. Vielleicht taucht er nachts bei ihr auf, oder er ruft sie an. Keine Ahnung.«
    Â»Wird denn Maria nicht überwacht?«
    Röder schüttelte den Kopf. »Die Polizei glaubt, dass er schon längst außer Landes ist. Die überprüfen die Fluglisten. Das ist aber nicht einfach. Er könnte ja mit dem Fluchtfahrzeug, das wir nicht kennen, irgendwo in ein Nachbarland gefahren und von dort geflogen sein. Der Anschlag war von langer Hand geplant, und über die Flucht hatten die bestimmt nachgedacht.«
    Â»Und was ist mit ihrem Telefon?« Raphaels Augen begannen zu leuchten.
    Â»Keine Chance. Dazu brauchen die einen richterlichen Beschluss. Das hätte ich mitbekommen. Und noch mal, die meinen, der meldet sich nicht mehr.«
    Â»Und du bist anderer Meinung?« Marie-Claire war die ganze Zeit über still gewesen.
    Â»Ach, ich weiß nicht«, brummte Röder.
    Â»Ich habe da eine Idee«, meinte Raphael. Er war ganz aufgeregt. »Angenommen, der Mann meldet sich telefonisch bei Maria, auf ihrem Handy. Dann müssen wir ihr vorher nur noch einen speziellen Virus aufs Handy schicken, der während des Telefonats eine Konferenzschaltung mit uns aufbaut. Dann können wir mithören.«
    Â»Das funktioniert doch nicht.«
    Â»Klar funktioniert das. Hab ich doch schon mehrfach ausprobiert. Zugegeben, es geht nur mit neueren Handys, die noch kein Sicherheitsupdate haben. Aber das haben sowieso die wenigsten. So wie ich Maria einschätze, hat sie bestimmt ein schickes modernes Handy, mit

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