Weinwissen für Angeber
traumhaften Kombinationen führen, ist aber viel Arbeit.
Mit der Zeit werden Sie ein Gespür für die richtigen Kombinationen entwickeln - das ist zwar nicht notwendig für Ihr Leben als Angeber, verschönert aber Ihr kulinarisches Dasein auf diesem öden Planeten. Jetzt kommt der Haken - allerdings ein kleiner. Drei Regeln gibt es zusätzlich noch zu beachten:
Keinen Rotwein zu öligem Fisch.
Dieser schmeckt dann metallisch.
Die Säure von Essen und Wein addiert sich.
Also säurearme Weine zu säurereichen Speisen.
Der Wein zum Dessert muss immer süßer sein als dieses.
Sonst wirkt er sauer.
Das ist alles. Und bedenken Sie: Durch eine gelungene Speise-Wein-Kombination wirken beide besser und geben somit, ganz in Ihrem Sinne, für sich selbst „an".
Natürlich bleiben Ihnen bei dieser Methode des Wine-Food-Matchings (so der Modebegriff, den auch Sie verwenden sollten) große Auswahlmöglichkeiten. Es gibt eine Menge gehaltvoll-würzige, leicht-dezente, gehaltvoll-dezente oder leichtwürzige Weine. Die nachfolgenden Beispiele sollen Ihnen helfen, den Wein nicht nur auf die Speise, sondern auch auf Ihren Besuch abzustimmen.
Die exakte Weinauswahl ist dabei abhängig vom Wissen des Gastes - oder dessen Unwissen. Wen auch immer Sie zu Besuch haben, die Person muss das Gefühl bekommen, etwas Wertvolles im Glas zu haben.
Ihr Interesse muss sein, möglichst wenig dafür auszugeben.
1) Ihr Chef
Gehen Sie auf Nummer sicher, nehmen Sie einen Bordeaux. Ginge es um bezahlbare Qualität, müssten Sie zu einem Gewächs aus einer der weniger renommierten Appellationen, z.B. Fronsac, greifen. Aber Ihr Chef wird Fronsac nicht kennen. Er hat vielleicht irgendwann mal was von „Premier Cru" - oder war es „Grands Cru"? - gehört, Medoc könnte ihm (oder ihr) ein Begriff sein, Pomerol, Pauillac, Margaux und - hier kommen Sie ins Spiel - St. Emilion. Dieses Gebiet hat zwei unschätzbare Pluspunkte. Erstens: Viele haben den Namen schon mal gehört. Zweitens: Viele Weine tragen den hübschen Zusatz „Grand Cru", der in St. Emilion zwar unter den „Premier Grand Cru" liegt, aber wer weiß das schon? Zudem sind einige davon wirklich bezahlbar. Und noch etwas Gutes: Die meisten Weine sind von der Rebsorte Merlot dominiert, sind also mit „weicheren" Tanninen versehen als Cabernet Sauvignon basierte Weine. Sie sind eher zugänglich und schmeicheln auch dem ungeübten Gaumen.
2) Verwandte und Schwiegereltern
Gehen wir davon aus, dass Sie bei Ihren Angehörigen einen guten Eindruck machen wollen. Gehen wir weiterhin davon aus, dass diese ein bestimmtes Alter haben. Natürlich könnten Sie es hier auch mit einem französischen Wein versuchen, denn alle Welt weiß ja, dass „Franzosen die besten Weine machen". Wenn Sie diese Möglichkeit wählen, können Sie einen „Vin de Pays" (einen einfachen Landwein) kaufen, auf dem groß - idealerweise - „Gironde" steht, aber selbst wenn es „Des Balmes Dauphinoises" ist, wird es niemanden interessieren. Labortests haben bewiesen, dass Verwandten keine Ahnung von Wein haben.
Schmecken wird ihnen der Franzose aber nicht. Er wird ihnen zu trocken sein. Das kann Ihnen natürlich egal sein, schließlich haben Sie Eindruck gemacht, aber ein netter Abend mit Verwandten ist besser als ein öder (wenn auch nicht ganz so gut wie einer komplett ohne). Sie sollten das Beste draus machen. Verwandten trinken mit Vorliebe deutschen Wein, ein bisschen Restsüße darf er haben. „Kröver Nacktarsch" oder „Liebfrauenmilch" steht auf diesen Flaschen. Das mögen Ihre Verwandten zwar, aber Sie wissen selbst, dass es nicht die Krone des Weingenusses darstellt. Bleiben Sie in deutschen Landen, suchen Sie sich aber eine Lage mit mehr Renommee, idealerweise etwas wie „Trittenheimer Apotheke" oder „Wehlener Sonnenuhr". Diese Namen sollten Ichrer Sippe bekannt vorkommen. Zudem muss es natürlich eine Spätlese sein, „mild" ist dabei besser als „trocken". Verziehen Sie nicht so das Gesicht! Es ist ein Irrglaube, nur trockener deutscher Wein sei gut. Auch andersherum ist es falsch. Pappig süßer Wein ist daneben, ein spritziger Moselaner mit feiner Restsüße ist dagegen animierend und labend. Es könnte auf diese Weise also auch für Sie als Gastgeber angenehm werden.
3) Freunde
Freunde sind wie Verwandte, nur jünger. Statistisch gesehen (zumindest bis Sie in die „reifen Jahre" übergehen). Die Jugend will sich abheben, sie will anders sein, sie will
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