Weinwissen für Angeber
Insel nehmen?" Oder im Restaurant auf: „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?" Und ganz unter uns: Sollte Ihnen nach sechs Fässern Wein bereits die Leber versagen, trinken Sie einfach auf der Milz weiter!
„Der Wein von Samos"
(Costa Cordalis)
. ist eine Schande. Jawohl. Den Wein von Samos kann man keinem Esel ins Ohr schütten, so schlecht ist der. Darüber sollte man nicht singen. Darüber trällert nur ein vom Fremdenverkehrsamt bezahlter Berufsgrieche wie Cordalis. Es sei denn, Sie legen diesen Song als Klagelied an. Vergießen Sie ruhig Tränen darüber, was auf dieser Insel mit den guten Trauben angestellt wird. Wenn das kein Grund zum Weinen ist!
„Schnaps, das war sein letztes Wort"
(Willy Millowitsch)
Geschieht ihm recht. Wer „Wein" sagt, lebt länger.
„Weine nicht, kleine Eva"
(Flippers)
Ein weithin bekannter Schlager, der einen sehr I ernsten Hintergrund hat. Die kleine, alkoholabhängige Eva kommt einfach nicht von der Flasche los. Sie schüttet immer weiter Weine in sich hinein, während ihr besorgter Freund versucht, dies durch ständiges Wiederholen des Refrains zu verhindern. Diese dunkle Seite des Weinkonsums können Sie ruhig einmal thematisieren, auch indem Sie dieses Lied intonieren. Bringen Sie damit Ihren Leitsatz zum Ausdruck, Wein nur maßvoll zu konsumieren. Kühe saufen, Menschen trinken - womit nichts gegen die arme kleine Eva gesagt sein soll. Dieses Einzelschicksal steht soziologisch exemplarisch für eine sehr divergente Gruppe pubertierender Individuen im diffizilen Prozess der Selbstfindung. Sagen Sie das ruhig auch so.
„Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein"
(Rene Carol)
... laden dich ein. Wer würde da widersprechen?
Unklar ist bei diesem Lied nur, wozu die roten Rosen eigentlich einladen. Was soll man mit denen machen? Man kann sie nicht trinken und nicht küssen. Und fürs Dranschnuppern ist ja der Wein da. Wahrscheinlich war das Lied mal der Eröffnungssong der Bundesgartenschau. Egal. Lassen Sie diesen Teil des Liedes ruhig weg und singen stattdessen lieber: „Rote Lippen, roter Wein und weißer Wein. laden dich ein".
„Es gibt kein Bier auf Hawaii"
(Paul Kuhn)
Gut so! Dieses Lied hat hier eigentlich nichts zu suchen, stammt aber von einem gelernten Wein-Angeber. Paul Kuhn hat sich Folgendes dabei gedacht: „Sie fliegen nach Hawaii und wollen Bier trinken? Fliegen Sie doch lieber nach Bottrop und trinken einen guten Wein."
„Morgen kommt der Weinachtsmann"
(Die Mainzer Schluckspechte)
Ja, der Weinachtsmann, Traum aller Weingenießer. Leider kommt diese Sagengestalt nur sehr selten und bringt schläucheweise Wein für alle, die übers Jahr brav angegeben haben. Er kommt für gewöhnlich an Weinachten oder dem Tag davor, dem Weinseeligen Abend. Stellen Sie ein gutes Stück französischen Käse und etwas Baguette neben den Kamin, damit erhöhen Sie die Chance, eine schöne Flasche anzulocken.
„Wenn das Wasser im Rhein gold’ner Wein wär" (Willy Schneider)
... dann würden sich die Menschen in Köln auf ihre Jahrhunderthochwasser regelmäßig freuen. „Leute, wir haben wieder Wein im Keller, kommt alle zum ,Auspumpen'!" Aber laut Originaltext möchte man ja ein Fischelein sein. Denken Sie da noch mal drüber nach. So schön diese Vorstellung auf den ersten Blick auch erscheinen mag, was meinen Sie, wie lange Sie als dauerbreiter Fisch in einem Fluss mit Berufsschifffahrt überleben würden? Und überhaupt: goldner Wein. Anders ausgedrückt hieße das, Sie müssten Ihr ganzes Leben lang denselben Wein trinken. Irgendwann, das prophezeie ich, wird Ihnen das zum Halse, pardon, zu den Kiemen raushängen. Die Suchtberatungsstellen im Rhein werden bestimmt auch nicht direkt Zeit für Sie haben. Das Schlimmste aber: Besoffene Fische sind kein würdiges Publikum für einen ordentlichen Wein-Angeber. Es wäre also besser, wenn Wasser im Rhein wäre und in regelmäßigen Abständen sieben Fässer Wein vorbeitrieben. Dann ließe es sich als Fisch und im Besitz eines ordentlichen Zapfhahns ganz gut leben. Also, singen Sie nicht alles einfach so mit, was sich gut anhört!
„Trink, trink, Brüderlein trink"
(Volkslied)
Auch dieses Lied fällt in die Kategorie der traurigen Weinlieder. Da ist also der Bruder, den man zum Alkoholkonsum animiert. Warum?
Nun, man kennt das ja, der Knabe ist von klein auf etwas verstockt. Er spielt gern in Pfützen und trinkt Sanostol. Später hört er dann deprimierende
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