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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hoch.
    »’tschuldigung, dass ich hier bin. Aber die anderen Computer sind
alle besetzt. Du brauchst deinen ja eh nicht. Und was ist denn rausgekommen in
Ulm?«
    Gerhard berichtete von Jobst Kürten, und Evi war von diesem
Verdächtigen sehr angetan. Ein Lehrer-Querulant als Mörder war durchaus nach
ihrem Geschmack. Aus ihrer Zeit als Streifenpolizistin war ihr unangenehm
präsent, dass Lehrer immer besonders »schwierige Kunden« gewesen waren.
    Gerhard wiegelte ab. »Die Kollegen in Ulm checken mal das Alibi,
vorher bitte keine Spekulationen.«
    »Und die anderen Beteiligten des Lawinenunglücks?«, gab Evi zu
bedenken.
    »Die Kürtens sind ums Leben gekommen. Sonst niemand. Warum sollten
Überlebende oder deren Angehörige morden? Das Ganze ist wahrscheinlich eine
Sackgasse. Mir wäre es lieber, du würdest mir Haggenmüller herbeizaubern.«
    Evi hatte kein Argument in petto, war aber nicht bereit, so schnell
aufzugeben.
    »Trotzdem, was ist denn nun mit den Überlebenden?«
    »Bella! Die Frau war eine englische Touristin, die seither den
Alpenraum gemieden hat, und der Junge heißt Steffen Schaller, ist heute
fünfundzwanzig, studiert in München Medizin und hat nach dem Unglück die
Rettungsleitstelle besucht. Er hat der Schäferhündin Asta, die ihn damals
gefunden hat, zweimal ganze Berge von Wienerle und Schübling mitgebracht. Er
wollte die Tragödie unbedingt aufarbeiten, hat sich sogar überwunden, den Hang
erneut zu fahren.«
    »Und woher weißt du das alles?«
    Gerhard machte eine Kunstpause.
    »Von Reiber. Ja, da staunst du! Von Volker Reiber, dem best gekleideten
Mann der Kripo. Der Mann, in dessen grünen Augen alle Frauen versunken sind. Du
auch! Gib es nur zu! Er arbeitet bekanntlich in München, und ich hab ihn
sozusagen um Amtshilfe gebeten. Ich wollte zu diesem Steffen keinen
Streifenpolizisten hinschicken, sondern einen Profi.«
    Evi nickte. Das nahm ihr den Wind aus den Segeln.
    »Ich soll dir einen Gruß sagen. Er würde ein Augustiner Hell auf
dich trinken.«
    Jetzt grinste Gerhard noch mehr, denn Volker Reiber hatte im Allgäu
jeden Alkohol abgelehnt und nach Mate-Tee verlangt.
    »Tja, was uns nicht gelungen ist, schaffen die Oberbayern. Aber
vielleicht hat er ja eine fesche neue Freundin mit viel Holz vor der Hüttn, und
die hat ihn zum Bier bekehrt – und was sonst noch alles.« Gerhard schaute Evi
provozierend an.
    »Depp!«, war Evis einziger Kommentar, aber sie ließ nicht locker.
»Hat der Reiber denn das Alibi von Steffen Schaller überprüft?«
    »Ja, du Super-Kriminalistin, obwohl das sowieso eine haarsträubende
Idee war. Einer, dem ein zweites Leben geschenkt wurde, bringt keinen um,
sondern freut sich über seine Wiedergeburt.«
    Das musste Evi zugeben, das war nicht von der Hand zu weisen.
»Trotzdem«, hob sie wieder an, »was war da nun mit dem Alibi?«
    Gerhard lachte laut heraus. »Du Nervensäge! Er war an diesem
Wochenende mit einem Professor, der ihn sehr schätzt und aufbauen will, auf
einem Ärztekongress in Hamburg. Ich habe momentan davon Abstand genommen, den
Prof zu fragen, ob sein Schüler auch wirklich Tag und Nacht bei ihm war.
Capito? Du verstehen?«
    »Ja, ich verstehen, und jetzt arbeite ich weiter, ich bin da nämlich
diesen Okkultisten auf der Spur. Da gibt es Seiten im Web, du fasst es nicht!«
    Nein, das fasste er wirklich nicht. Dieses ganze Internet war
Gerhard ein Rätsel.
    »Und Haggenmüller?«
    »Niente«, sagte Evi und hieb in die Tastatur.

13.
    Als Jo am Mittwochmorgen gegen zehn aufwachte und hinausging, um die
Zeitung reinzuholen, war es auch bei ihr oben auf fast tausend Metern nicht
mehr so kalt. In der Zeitung war zum ersten Mal keine Rede mehr von Adi
Feneberg. Obwohl sie heute noch bürofrei hatte, wollte sie in Immenstadt
vorbeischauen. Patti war zwar nun auch aus Berlin zurück, aber es war nicht
auszuschließen, dass diese mehr das Klo denn den Infotresen hütete.
    Im »Städtle« war es gegen elf noch wärmer, und der Wolken-Sonne-Mix
malte spektakuläre Lichtspiele in den Schnee. Patti saß im Büro und strahlte.
    »Mir ist nicht mehr schlecht, es ist wie ein Wunder.« Und zum Beweis
stopfte sie sich ein Schokocroissant in den Mund. Sie hatte Jo auch eins
mitgebracht. Die beiden kämpften sich drei Stunden durch Berge von
Business-Cards, nahmen neue Journalistenkontakte in die Kartei auf und
skizzierten Themenideen für Pressemeldungen und Pressereisen. Jo erwähnte kurz
das Gespräch mit Heini Pfefferle.
    »Die Idee ist gut«,

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