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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Spiel!«
    Das schien ein Reizthema zu sein. Sie versuchte es weiter. »Irene
wohnt in München, oder? Und deine Eltern sind geschieden, oder?«
    »Ja, und das ist gut so!« Er sah Jo genau an. »Und Sie, Sie sind
nicht verheiratet? Aber Sie wünschen sich wie alle Frauen eine Hochzeit in
Weiß, häh?« Quirins Augen waren voller Hohn.
    Na, wenigstens versuchte er nun, sie zu verletzen. »Nein, ich bin
nicht verheiratet. Und nein, mein Lebenstraum ist das nicht. Wieso auch? Ich
hatte und habe wenig gute und verdammt viele schlechte Vorbilder vor Augen, wo
die Schwiegereltern dem jungen Glück viel zu früh einen Bauplatz aufgezwungen
haben. Zweihundert Quadratmeter purer Zwang, dann schnell aufeinander folgend
die Kinder, die Ratenzahlungen, die Kaffeeeinladungen für die Spender des
Bauplatzes. So wollte ich nie leben.«
    Quirin nickte, und für wenige Sekunden war er ein ganz normaler
junger Mann, als er sagte: »Ja, so ähnlich war das bei uns auch. Meine Eltern
haben es versiebt. Und geholfen hat ihnen auch niemand, eher im Gegenteil …« Er
brach ab.
    Jo sah ihn gespannt an. »Wer hätte denn helfen können?«
    Nichts kam. Plötzlich sprang er auf. Die Augen aufgerissen wie ein
gehetztes Tier. »Vergessen Sie es. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich lass mich nicht
einlullen.«
    Er rannte hinaus. Jo hörte ein Moped knattern.
    Was war das denn gewesen? Gerade, als es den Anschein gehabt hatte,
er würde sich öffnen, rastete er derart aus. Jo saß in der Küche eines fremden
Hauses und war verstört. Langsam erhob sie sich, ging in den Gang und zog
schließlich die Eingangstür hinter sich zu. Es war dunkel geworden, als sie
heimfuhr – beunruhigt und einmal mehr alles andere als stolz auf sich selbst.
Gott wie peinlich! Und dabei hatte sie sich doch fest vorgenommen, Gerhard mit
einem Fahndungserfolg zu überraschen. Nun hatte sie wieder nichts außer einem
Scherbenhaufen. Irgendwie musste sie noch mal mit Heini Pfefferle reden. Es war
doch extrem unverfänglich, bei dem anzurufen? Sie würde vorgeben, dass es doch
eine gute Idee wäre, die Tour für die Journalisten probeweise mal zu gehen.
Dann hätte sie genug Zeit, mit Heini zu plaudern und ihm das eine oder andere
zu entlocken.
    Am Telefon meldete sich eine weibliche Stimme mit Petra Sulzer. Jo
erläuterte ihr Anliegen. Petra erklärte ihr, dass Heini erst am Donnerstagabend
wiederkommen würde, aber sicher gern zurückriefe. Damit gab sich Jo zufrieden.
Sie hatte morgen sowieso einen Arbeits-Großkampftag. Aber vielleicht konnte sie
für Freitag etwas mit Heini vereinbaren.

14.
    Gerhard saß am Nachmittag vor seinen wippenden Plastikfreunden und
sah aus dem Fenster. Der Himmel war mal sonnig, mal bewölkt, die Kälte hatte
spürbar nachgelassen. Klumpige Schneebatzen, ihres frostigen Halts beraubt,
fielen von den Bäumen. Am Nachbarhaus sauste eine Dachlawine zu Tale und
verfehlte nur knapp einen Smart. Glück gehabt, dachte Gerhard gerade, als die
Zentrale einen Anruf durchstellte. Es war Haggenmüller!
    »Frau Endrass sagte mir, dass Sie mich sprechen wollen?«
    Selbst ein Gemütsmensch wie Gerhard war einfach platt. Da war dieser
Haggenmüller einfach drei Tage verschwunden, und jetzt rief er an. Einfach so!
Gerhards Stimme bebte, als er sagte:
    »Ich würde Sie dringend bitten, umgehend hier aufzulaufen. Umgehend,
sonst lasse ich Sie holen. Wo sind Sie überhaupt?«
    »Ja, sagen Sie mal, was soll diese ganze Aufregung denn? Ich habe
mir einige Tage frei genommen. Dank meiner hervorragenden Mannschaft kommt der
Laden auch ohne mich aus.« Haggenmüller klang noch zynischer, als er weiter sprach:
»Muss ich jetzt schon Urlaubsanträge bei der Polizei einreichen? Oder gar
minütlich meinen Aufenthaltsort durchgeben?«
    »Wo waren Sie, Herr Haggenmüller?«
    »Zu Hause, und da bin ich noch«, sagte er lakonisch.
    »Wie bitte?« Gerhard glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Da
fahndete die halbe Republik nach dem Typen, und er war zu Hause. Sie hatten
ungefähr tausendmal geklingelt und angerufen. Eine Streife hatte das Haus
observiert. Und der Typ war einfach schon drin gewesen.
    »Sie haben sich verhalten wie bei einer Belagerung!«, rief Gerhard.
    »Ich habe das Telefon ausgestöpselt und die Klingel abgestellt. Das
ist ja wohl nicht verboten, oder?«
    »Keiner unserer Beamten hat ein Licht bemerkt!«
    »Ach, dann waren das Ihre Leute in dem Auto vor meinem Haus. Tja, ich
habe ein Basement und gute Vorhänge. Wenn mich keiner sieht, ist das ja wohl
das

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