Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
-Furie,
die auch bei uns gewesen ist, erneut erleben dürfen. Sie haben den Hausmeister
dieser Schule mit laufender Kamera überrascht, ihn aus dem Schlaf geholt und
demontiert. Menschlicher Abschaum ist das!«
    Der Kämmerer kräuselte angewidert die Lippen.
    »Ja, im Fernseher kommt bloß no Dreck. Blede Talk-Shows und Daniel
Küblböck.«
    »Küblböck ist unser unikaler Export für die Welt! Und da soll ich
das Allgäu vermarkten. Das ist gar nicht so leicht zu transportieren«, sagte Jo
lachend.
    »Du machsch des aber scho guat. Des wollt i dir scho lang amol saga.
Und au unser Stadt-Choleriker weis des im tiefschten Herza dienet.«
    »Hmm, das muss aber sehr tief drin sein.«
    »Ja, ganz tief dienet und unergründlich. Mei! Aber i ka dir au bloß
des saga, was i mir allat sag. Halt durch! Jo, wenn du aufgibsch, gibsch du dia
Region auf. Des Allgäu braucht di.« Er klang aufrichtig.
    Man verabschiedete sich, und als Jo heimfuhr, war ihr froh zumute.
Auch wenn sie es nicht zugab, natürlich hatte das gut getan. Zum ersten Mal
seit Tagen hatte sie wieder das Gefühl, das Richtige zu tun, allmählich wieder
berufliche Bodenhaftung zu bekommen. Tage wie diese waren dazu da aufzuräumen.
Jo machte sich einen Cappuccino und beschloss, Gerhard doch noch mal anzurufen
und ihm von ihren Bedenken Quirin betreffend zu erzählen. Die Pforten-Lady des
Präsidiums sagte, er sei weggefahren. Verdammt! Schließlich ließ sie sich mit
Evi Straßgütl verbinden. So hieß doch das dünne blonde Gift mit Modelmaßen, von
dem Gerhard immer in den höchsten Tönen sprach.
    »Hallo, hier ist Jo Kennerknecht. Wissen Sie, wo ich Gerhard
auftreiben könnte?«, fragte Jo.
    »Bedaure«, sagte Evi, »er hat sein Handy mehr zur Zierde dabei. Wenn
er sich meldet, kann ich was ausrichten?«
    »Äh, ja. Er soll mich umgehend anrufen. Und sagen Sie ihm Steffen
hat ‘ne Freundin, die Irene heißt, und die ist die Schwester von Quirin. Können
Sie sich das aufschreiben?«
    »Klar, mach ich.«
    Evi hatte sicher schon unsinnigere Anrufe entgegengenommen, und doch
hatte Jo das Gefühl, sie hätte erst gar nicht richtig hingehört.
    »Bitte vergessen Sie das nicht!«
    »Verdammt, wir arbeiten hier. Ich bin doch keine Telefonvermittlung.
Gerhard will nicht gestört werden. Von niemandem. Auch nicht von Ihnen, das hat
er mir ausdrücklich gesagt.«
    Evi Straßgütl hatte aufgelegt. So eine dämliche, arrogante Zicke,
dachte Jo, und ihre Lust, Gerhard die Friedenspfeife anzubieten, war
geschwunden.

16.
    Am Freitag um acht, war Gerhard wieder bereit, ans Telefon zu gehen.
Eine aufgeregte Evi zwitscherte viel zu schnelle Sätze für ihn – so kurz nach
dem Aufwachen. Er konnte schließlich eine Botschaft herausfiltern.
    »Du, da sitzt der Bundestagsabgeordnete, dieser Doktor Lenz, hier
bei uns und sagt, er wolle mit dir, nur mit dir, sprechen.«
    Gerhard konnte sich darauf nun gar keinen Reim machen. Er war müde
und seine nächste Frage nicht besonders intelligent.
    »Wo sitzt er denn?«
    »Ich habe ihn in dein Büro geführt. Und ihm ‘nen Kaffee geholt. Wo
hätte ich denn mit ihm hin sollen? Ein bisschen peinlich ist das ja schon, dein
Büro ist ja nicht gerade das Ritz Carlton oder das Adlon.« Evi war wirklich
unerträglich wach und biestig an so einem Morgen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du im Adlon absteigst und dessen Vorzüge
kennst.« Gerhard wurde langsam etwas fitter. »Nun gut, er wird es überleben.
Hol ihm noch ‘nen Kaffee, ich bin in zwanzig Minuten da.«
    Gerhard schlurfte ins Bad und war in siebzehn Minuten »Auf der
Breite« im Polizeipräsidium. Da saß in seinem Büro tatsächlich der
Bundestagsabgeordnete Dr. Lorenz Lenz – bekannt von Plakaten,
Wahlkampfauftritten, diversen Einweihungen von Feuerwehrautos, neuen Straßen
und Kindergärten. Die Schwarzen waren zwar nicht ganz Gerhards Partei, aber der
Typ schien in Ordnung zu sein. Er schien auch tatsächlich zu arbeiten in
Berlin, er wollte Vorteile für die Region durchboxen, und er hatte ein paar
gute Ideen zur Familienpolitik durchbringen können. Er wollte wirklich was
bewegen.
    Nun saß er da in Gerhards Büro. Er war blass, ein wenig zu dick und
sah überarbeitet aus. Der teure Anzug kaschierte das ganz gut. Er war jenen
Tick übergewichtig, wie einer, der eben leider zu wenig Zeit zum Sport hat, so
wie einer, der aus Gesellschaftsgründen Alkohol trinken und Kanapees essen
muss. Er war alles in allem »It ureacht«, überlegte Gerhard und wunderte sich,
dass er auf

Weitere Kostenlose Bücher