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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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einmal allgäuerisch dachte. Aber »It ureacht« hatte einen anderen
Beigeschmack als »nicht unrecht«.
    »Grüß Gott. Ich bin Gerhard Weinzirl. Sie wollten mich sprechen?« Er
lächelte aufmunternd, denn der Mann schien sich nicht wohl zu fühlen.
    »Entschuldigen Sie den Überfall am Freitag in der Früh. Aber ich bin
erst gestern Abend mit der späten Maschine aus Berlin gekommen. Doch das duldet
keinen Aufschub. Ja, keinerlei Aufschub! Und danke, dass Sie sich Zeit nehmen
konnten. Ich, tja, ich möchte eine Aussage machen.« Er ruckte an seinem Binder
herum.
    Gerhard spürte, dass er Ruhe bewahren musste.
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Nun, nun, Sie haben einen Freund, tja Bekannten von mir verhaftet.
Ich habe ihn soeben in U-Haft aufsuchen können.«
    Gerhard schaute ihn jetzt ganz genau an. Den akkuraten Haarschnitt,
der sich auch auf Plakaten zur Wahlwerbung gut machte, die gerade Nase und die
klaren Augen. Zu klar für eine echte politische Intriganten- und
Blenderkarriere. Nein, Bundeskanzler würde der nie werden. Gerhard lächelte
wieder.
    »Sie meinen Ludwig Haggenmüller? Ist er ein Parteifreund von Ihnen?«
    »Nein, nicht direkt. Er ist, es fällt mir schwer, ich … Gibt es für
Polizisten eigentlich so was wie Schweigepflicht?«
    Gerhard starrte ihn an, und portionsweise kam die Gewissheit. Kleine
Mosaiksteinchen fügten sich zu einem Bild. Warum hatte er immer an eine Frau
gedacht? Warum eigentlich eine prominente Frau? Aber das war ja unglaublich!
    Der Bundestagsabgeordnete spürte, dass Gerhard wusste, wovon er
sprach.
    »Herr Weinzirl, ich bin Jurist, ich kenne die Rechtslage, und ich
kann sie nur als Mensch bitten, meine Aussage vertraulich zu behandeln. Ludwig
Haggenmüller war von Samstagnachmittag bis Sonntag um acht Uhr bei mir. In
Eckarts in meinem Haus! Ich würde das bezeugen – überall! Aber ich hoffe, hoffe
inständig, dass es genügt, wenn ich Ihnen alles erzähle.«
    Gerhard sah auf die Tischplatte, dann in diese klaren Augen. Der
Mann sah entschlossen aus. Er war bereit, seine politische Karriere zu opfern.
Wie war das gewesen? Die Wege der Leidenschaft sind unergründlich? Er dachte
intensiv nach.
    »Herr Lenz, bitte legen sie mich nicht fest. Ich kann versuchen, Sie
da rauszuhalten. Versuchen wohlgemerkt!«
    Der Abgeordnete nickte dankbar. »Ludwig wollte mich auf keinen Fall
als Zeugen angeben. Ich habe ihn beschworen, es zu tun. Aber er ist ja so ein
sturer Bock.« Er schmunzelte ein wenig. »Deshalb bin ich jetzt hier. Eine
Mordanklage, das ist keine politische Karriere wert. Meine jedenfalls nicht.
Ludwig und ich, wir kennen uns aus Studienzeiten. Wir sind seitdem ein Paar.
Ein geheimes. Anfangs mussten wir das versteckt halten wegen Ludwigs Vater. Das
hätte ihn umgebracht. Später wegen meiner politischen Ambitionen. Stellen Sie
sich das mal vor: Ich setze mich für die Werte der Familie ein und bin
homosexuell. Und das auch noch in Bayern! Ich weiß nicht, ob Sie mir glauben
können oder wollen: Mir sind meine politischen Ziele wirklich wichtig. Ich kann
sehr wohl die Probleme einer Arbeiter-Familie ermessen, ohne selbst
Familienvater zu sein. Ich glaube sogar, ein gewisser Abstand verstellt weniger
den Blick auf das Wesentliche. Aber die Menschen hierzulande sind noch nicht so
weit.«
    So wie er das sagte, schien es ihm ernst. Er verwendete keine
politischen Worthülsen. Gerhard fand ihn beeindruckend.
    »Sie können also zu Protokoll geben, dass Sie und Ludwig
Haggenmüller ein Verhältnis haben. Er war zur Tatzeit bei Ihnen, er ist mit
einem weißen Pajero gekommen? Wo war der denn?«
    »Er hat ihn in die Garage gefahren. Wir waren immer sehr diskret«,
sagte Lorenz Lenz mit einem Lächeln.
    »War denn Herr Haggenmüller auch mit Ihnen in seiner Villa in
Kalzhofen zusammen?«, wollte Gerhard wissen.
    »Ja, ich war bis Montagnachmittag dort und bin dann nach Zürich und
weiter nach Berlin geflogen. Wir …«
    Gerhard unterbrach ihn. »Entschuldigen Sie, Herr Lenz, aber haben
Sie denn keinen Personenschutz?«
    Der Abgeordnete verzog das Gesicht.
    »Doch, meistens. Aber ich bin denen ausgebüchst und habe über mein
Büro angegeben, dass ich keine Störung wünsche. Ich bin doch nicht der
Präsident der Vereinigten Staaten!«
    Gerhard sah ihn mit einem Lächeln an. »Meine Leute waren die ganze
Zeit vor dem Haus. Wie konnten Sie das Anwesen unbemerkt verlassen?«
    Nun grinste Lenz ein Lausbubenlachen. Wie Huckleberry Finn. Ein
Lachen, das besser zu einem karierten

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