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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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später. Es gab nur diesen alles
überstrahlenden Willen, Svenjas Geheimnis zu entschlüsseln. Der Welt zu
beweisen, dass das kein Suizid gewesen sein konnte. Dieser Wille war mächtig
und stärker als die Angst, die Jo empfand.
    Plötzlich glitt
Laszlo aus dem Schatten heraus, katzengleich, geschmeidig. Er drückte ganz kurz
ihre Schulter. Jo ging voran. Am Käsladen der Trenkles bogen sie ab, und Jo
erinnerte sich an Svenjas Beigeisterung für deren Ziegenhof. »So muss man Tiere
halten«, hatte sie gesagt. »Das sind keine Träumer, die wollen Geld verdienen,
müssen Geld verdienen, tun es auch, aber nicht auf Kosten der Tiere.« Svenja
regierte Jos Gedanken. Sie war, ja sie war untröstlich. Jetzt, wo Svenja tot
war, spürte Jo, was für einen Menschen sie da verloren hatte.
    Als sie vor der
Praxis standen, ließ Laszlo den Blick auf und ab gleiten. Das Haus hatte eine
Tür an der Giebelseite und eine zur Straße, die der Praxiseingang war und wohl
nachträglich eingebaut worden war. Über ihren Köpfen lief ein Balkon um das
ganze Anwesen.
    »Wohnt oben
jemand?«, fragte Laszlo leise. Er war absolut ruhig, verströmte diese Ruhe und
umfing Jo damit.
    »Ich weiß es nicht.
Gehen wir besser davon aus.«
    Laszlo dirigierte Jo
auf die Gartenseite. Er hob ein Kellergitter hoch und glitt in den Schacht. Die
Geräusche, die zu Jo drangen, waren nicht viel lauter als die eines Igels, der
durch die Nacht raschelt. Er streckte den Kopf heraus. »Gyere«, sagte er sanft.
Er hatte das Kellerfenster ausgehängt, wie, wollte Jo gar nicht wissen. Sie
kroch hindurch und schaltete ihre Stirnlampen ein. Sie befanden sich im
Heizungskeller. Laszlo hatte das Gitter und das Fenster wieder an Ort und
Stelle verbracht. Sie kletterten eine steile hölzerne Kellertreppe hinauf.
Vorsichtig drückte Laszlo die Klinke – versperrt. Jo folgte seinen Bewegungen
fasziniert. Nichts war überflüssig oder hektisch. Auf der Innenseite fiel der
Schlüssel mit einem Klirren zu Boden, etwa dreißig Sekunden später hatte Laszlo
die Tür mit einem Dietrich geöffnet. Sie standen am Ende des Hausgangs, links
lagen die Behandlungsräume, rechts die Büros.
    Laszlo nahm am
Schreibtisch Platz, so, als täte er das täglich. Er lächelte. »So, dann wollen
wir das Baby mal in Gang setzen«, sagte er und wandte sich dem Computer zu. Es
dauerte eine Weile, bis er aufsah. »Er hat, was zu erwarten war, ein Passwort.
Ich kann das unter Umständen umgehen, aber wenn wir’s hätten, ging’s schneller.
Hast du ‘ne Idee? Wie heißt seine Frau?«
    »Rosemarie oder
Röschen.«
    Laszlo hackte. »Da
tut sich nichts. Mit seinem eigenen Namen auch nicht. Also Tiere?«
    »Er hat einen
Jagdhund, soweit ich weiß«, überlegte Jo.
    »Name?«
    »Rambo, glaube ich.«
    »Na, sehr passend.
Rambo frisst der Computer auch nicht.« Laszlo probierte eine Weile weiter. Dann
grinste er. »Der Mensch ist ja so was von berechenbar. Voilà, da haben wir ihn.
M-A-B-O-R.«
    »Wie?«
    »Na ja, ganz
Gescheite oder solche, die sich dafür halten, nehmen den Begriff rückwärts oder
verwirbeln die Buchstaben. Obmar war’s nicht, Bomar auch nicht, genauso wenig
wie Ambor. Aber Mabor.« Laszlo wirkte so locker, als gehöre das zu seinem
Tagesgeschäft.
    Seine Hände tanzten
über die Tasten.
    »Jetzt sag schon!«
Jo war im Gegensatz zu ihm aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten.
    »No it hudla, wie
ihr im Allgäu sagt.« Das klang mit Laszlos ungarischem Akzent mehr als spaßig.
    »Ich hudle nicht,
jetzt sag schon!«
    »Ich finde nichts!«
    »Wie, nichts? Du
musst was finden.« Jo vergaß, leise zu sprechen.
    »Nicht in diesem PC . Hatte Svenja denn auch einen?«,
fragte Laszlo schließlich.
    »Keine Ahnung. Aber
da drüben steht einer.« Jo deutete auf den nächsten Raum.
    Laszlo glitt von
seinem Stuhl und ließ den PC im
Nebenraum hochlaufen. Der bot seine Dienste ohne Passwort an. Nach einigen
Minuten, die Jo so gespannt verfolgte, dass ihr Nacken ganz verspannt war, sah
Laszlo ihr ins Gesicht und sagte:
    »So, da haben wir
die Liste von deiner CD . Also, wie
ich das verstehe, sind die Nummern Ohrmarkennummern von Tieren. Hier gibt es
eine Zusatzliste mit Namen, ich nehme an, von Besitzern. So, und da ist nun
eine weitere merkwürdige Aufstellung: Lolek-Hias hervorgegangen Hias,
Bolek-Winnie hervorgegangen Winnie und so weiter.«
    Jo dachte nach.
Lolek-Hias hervorgegangen? So ein Schmarrn. Was konnte gemeint sein? Nach
längerem Überlegen mutmaßte sie: »Laszlo, da geht es

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