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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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klatschnass, als Jos Häuschen in den
Blick kam. Sein Puls raste. Was, wenn sie gar nicht da war?
    Er lehnte sein Rad
an die Hauswand, und da sah er sie über die Wiese auf ihn zukommen. Sie trug
einen fadenscheinigen alten Badeanzug unter einer verwaschenen Jeans-Latzhose.
Und obgleich dieses Kleidungsstück alles andere als figurbetont war, konnte er
feststellen, dass Jo abgenommen hatte. Sie war braun gebrannt, und ihre einst
rötlich brünetten Haare waren fast blond. Ihre Schritte wurden langsamer.
    Schneller hingegen
wurde Jos Gefolgschaft: eine halbstarke Katze, die aussah wie ein Iltis. Sie
sauste auf Gerhard zu und begann, hochinteressiert seine Wade zu beschnüffeln
und schließlich zu lecken: Heh, dich kenn ich noch nicht, aber du schmeckst so
schön salzig!
    Gerhard schaute
immer noch auf die Katze hinunter, als Jo sagte: »Sie mag dich.«
    »Mmm, eher mag sie
Salz. Ist die neu?«
    »Ja, das ist Bianchi
von Grabenstätt.«
    Erst jetzt sah
Gerhard Jo ins Gesicht. Die Bräune unterstrich einige neue Fältchen um ihre
Augen, und wie schon oft irritierte Gerhard, dass Jo ein Augen-Chamäleon war.
Eigentlich hatte sie mausgraue Augen, aber sie konnten grün blitzen oder, wie
jetzt, fast hellblau aussehen, als spiegelten sie ihre Jeans wider.
    Jo ging langsam ins
Haus und kam mit einem Weißbier, einer Flasche Rosé und jeweils passenden
Gläsern wieder.
    »Besser, du schenkst
dir selber ein, ich mach immer zu viel Schaum«, meinte Jo.
    Ja, du machst immer
zu viel Wirbel, dachte Gerhard.
    »Neues Bike? Hattest
du kein Fully?«, fragte Jo und deutete auf das Scott Boulder.
    »Hmm, aber diese
ganzen Dämpfungen, das ist mir zu viel Schnickschnack. Back to the roots.
Deshalb das Boulder. Ich wollt es mal ausprobieren, und hier bei dir heroben
gibt es ordentliche Steigungen.«
    Bianchi war auf den
Tisch gesprungen und begann, mit dem Weinkorken und dem Kronkorken zu spielen
und Letzteren vom Tisch zu bugsieren. Das Geräusch, als der Korken auf den
schiefen verwitterten Bodenplatten aufsprang, war viel zu laut für die sie
umgebende Stille. Da Bianchi merkte, dass sie keine Aufmerksamkeit ergattern
konnte, benutzte sie den Tisch als Kratzbaum. Sonst fluchte Jo dann immer,
heute blieb sie still. Bianchi trollte sich hinüber zur Nachbarin Resi
Gschwendter, um dort Unheil anzurichten.
    »Ich habe bei dir
angerufen. Wegen Svenja. Hat diese Evi dir das ausgerichtet?«, sagte Jo
schließlich.
    War es das »Diese«?
War es die Betonung des Wortes Evi? Gerhard fuhr herum und schrie: »Was denkst
du eigentlich? Einfach so anzurufen! Nach allem!«
    Jo schwieg und goss
sich Wein ein.
    »Verdammt! Antworte
mir, du hast doch sonst immer die Klappe offen!«, brüllte Gerhard.
    Jo sah ihn an, die
Augen leicht zugekniffen wegen der tief stehenden Abendsonne. Sie hatte
wirklich mehr Falten bekommen, dachte Gerhard, und gleichzeitig fand er, dass
ihr die Falten sehr gut standen.
    »Scheiße«, murmelte
er. »Ich sollte nicht so schreien. Es ist nur … es ist nur … Wieso bist du
abgehauen? Wieso hast du nie angerufen?«
    Jo hob den Korken
vom Boden auf und drehte ihn zwischen den Fingern.
    »Ich habe nächtelang
wach gelegen und mir tags die Finger wund gewählt. Aber deine Nächte waren
anscheinend ruhig und entspannt, was?« Gerhards Stimme war schon wieder
aggressiv.
    »Was weißt du von
meinen Nächten? Was? Was weißt du von meinen Al-Stewart- CD s? Was weißt du vom Running Man und vom Year of the cat?
Was von meinen Tränen? Was von meiner Angst? Was von den langen Nächten ohne
Schlaf? Von der Einsamkeit? Davon, dass die Energie verpufft ist?«
    »Einsamkeit? Pah! Du
hast doch immer genug Lover um dich herum. Momentan einen heißen Ungarn, wie
man hört. Dafür reicht deine Energie.«
    »Andrea! Na klasse!«
    »Ja, Andrea. Deine
Freundin hat sich ebenso viele Sorgen gemacht, sie war es, die mir im Juli
gesagt hat, dass du wieder da bist. Wir telefonieren öfter. Von ihr weiß ich
die latest news, dass du in guten ungarischen Händen bist.« Gerhard wurde
selten zynisch, er hasste das eigentlich, weil Zynismus dem Gegenüber jede
Chance nahm, wirklich noch zu kommunizieren. Aber er konnte nicht anders.
    Jo seufzte. »Ach,
Gerhard! Ich will jetzt nicht mein Liebesleben mit dir diskutieren. Aber ich
sage dir eins: Der angeblich heiße Ungar schenkt mir Stunden außerhalb meiner
Realität. Er rettet mich, Sex rettet immer. Aber nicht lange. Natürlich hatte
ich Männer, die werde ich immer haben. Das ist einfach, weil ihr

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