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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Lore-Roman. Ich habe Sehnsucht nach Idylle. Aber woher kommen wir denn
auch? Aus einer Kindheit, wo Flipper und Skippy, das Buschkänguru, unsere
Helden waren, keine Lara Croft!«
    »Na ja, meine waren
eher Daktari und Clarence, der schielende Löwe«, sagte Gerhard.
    »Ja, der gute
Clarence! Und Flicka und Fury und die Tatsache, dass es immer ein Happy End
gab. Sehnen wir uns nicht alle nach einem Happy End?«
    »Ja, wahrscheinlich.
›Where have all the cowboys gone?‹ hab ich gerade im Radio gehört. Irgend so
‘ne Paula-wer-auch-immer wollte ihre Helden wieder und ein Happy End«, er
stutzte, »ich weiß gar nicht, warum ich das jetzt sage.«
    »Weil du auch ein
Happy End suchst, so wie bei Clarence?«
    Sie schwiegen.
    »Gerhard?«
    Er nickte.
    »Gerhard, es ist
extrem dumm, die Vergangenheit zu bereuen. Sie ist vergangen. Aber vielleicht
können wir an der Zukunft arbeiten. Wieder Freunde sein?« Jo klang wie ein
kleines Mädchen.
    »So einfach ist das
nicht. Ich verstehe das nicht. Ich verstehe einiges, aber nicht, dass du nach
dieser wunderschönen Nacht gegangen bist. Und sag jetzt nicht, das sei typisch
Mann.«
    Jo hielt ihr
Roséglas gegen das Licht und sagte dann leise: »Es war noch Winter. Das ist der
Grund.«
    »Wie bitte?«
    »Ich versuch, es dir
zu erklären: Wenn das Tageslicht schon in der Früh um fünf so fordernd vor der
Tür steht, ist es leichter, in die Realität einzutauchen. Winternächte gehen langsamer, die Tage kommen zäher, oft weigern sie sich, geradewegs aus dem
Nebel aufzutauchen. Fällt es uns deshalb auch schwerer, uns vom Schwebezustand
der Winternächte zu lösen? Ist es Magie einer Schneekönigin, von Wintertrollen?
Hypnotisieren Schneeflocken, wenn man nur lange genug in den Flockenwirbel
starrt? Und was denkt eigentlich der Schneemann vor der Tür? Winter macht
empfindsamer. Ich war und bin da immer besonders gefährdet. Und weil ich das
gewusst habe, musste ich schnell weg. Du hast natürlich Recht: Ich hatte die
Zeit, meine Tiere unterzubringen, den Bürgenmeister vom unbezahlten Urlaub zu
überzeugen. Ich hätte dir eine Nachricht zukommen lassen können. Aber ich
konnte nicht. Ich hätte mich in dich verliebt. Das wollte ich nicht.«
    Falco kam näher, und
sein Schatten verdeckte die untergehende Sonne. Plötzlich fühlte Jo, dass es
kühler geworden war. Es gab sie doch, die ersten zögerlichen Anzeichen des
Herbstes. Sie sehnte sich nach Fleece-Pullover-Nächten. Sie schnalzte leicht
mit der Zunge. Falco kam noch näher und schnoberte an Jos Hand. Die Sonne war
plötzlich weg, der Farbkasten hatte den Deckel zugeklappt für die Nacht.
    »Gerhard, du hast
meine Frage nicht beantwortet. Können wir nicht wieder Freunde sein?«,
versuchte Jo es nochmals.
    »Vielleicht nicht
gerade morgen.«
    »Aber können wir
über Svenja reden? Du warst immer der, der hingesehen hat, wenn andere
weggesehen haben. Du hast viel Gespür, du hast vieles verziehen. Aber du hast
das Unverzeihliche nicht verziehen. Deshalb bist du so gut in deinem Job. Du
musst hinsehen. Svenja hat sich nicht umgebracht. Bitte!« Jos Augen waren weit
aufgerissen.
    Gerhard gab ein
seufzendes Geräusch von sich, das sich irgendwo im tiefsten Seelengrund
angestaut hatte. »Gut, lass uns reden. Es gibt keinerlei Anzeichen, die auf ein
Gewaltverbrechen hindeuten. Ihre Autotür war offen, weil jemand, der sich
umbringt, keine Sorge mehr haben muss, ob er beklaut wird.«
    »Sie hat immer alles
offen gelassen. Ich hab ihr das mehrfach gesagt, dass es ungut ist, die
Medikamente da so rumliegen zu lassen. Sie hat nur gelacht. So war Svenja!«
    »Von mir aus. Aber
wir haben auch in der Ruine keinerlei Spuren gefunden, die verdächtig wären«,
setzte Gerhard dagegen.
    »Aber es muss welche
geben! Allein schon der Platz. Eine wie Svenja hätte sich in ihrer Wohnung
umgebracht. Sie hätte nie an einem so öffentlichen Platz Selbstmord begangen.
Ihr wäre das unangenehm gewesen, wegen der armen Menschen, die sie dann
zwangsläufig gefunden hätten.«
    »Ihr Chef sagt aber,
dass die Ruine ihr viel bedeutet hat, der Fundort so eine Art magischer Platz
für sie war.«
    »Das ist nun
wirklich der pure Quatsch!« Jo war aufgesprungen. »Ich höre Svenja noch reden,
als ich von Schottland erzählt habe und von meiner Begeisterung für Burgen und
Burgruinen. Scheiß historische Steinhaufen, hat sie gesagt. Ihr Chef lügt. Er
war es, glaub mir. Wieso lag der Abschiedsbrief denn in der Praxis, als
Computerausdruck?«
    »Weil

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