Weinzirl 03 - Kuhhandel
brummig. »Also, das ist alles sehr
dubios. Auch der Fachmann nimmt an, dass es sich um Testreihen an Rennochsen
handelt. Wir haben mal ein wenig über das Ochsenrennen in Tauting
nachrecheriert. Der Besitzer des Gewinner-Ochsens, ein Mann namens Schraub, hat
einen sehr hohen Betrag auf das Tier gesetzt.«
»Da hast du es
doch!« Jo triumphierte. »Das ist doch der Beweis. Svenja hat das rausgefunden,
Ostheimer zur Rede gestellt, und Ostheimer hat sie umgebracht.«
Gerhard lachte
trocken. »Nein, so einfach ist das nicht. Ich gebe zu, die Sache stinkt, aber
das ist noch lange kein Beweis dafür, dass Ostheimer etwas mit Svenjas Tod zu
tun hat. Und ich sage es noch mal: Da waren keinerlei Zeichen von
Fremdeinwirkung. Wir machen das nicht zum ersten Mal!«
»Ihr könnt euch auch
mal irren!« Jo machte eine Kunstpause. »Und fährst du jetzt nach Tauting?«
»Ja, verdammt!«
»Und nimmst du mich
mit? Du weißt ja, ich bin so eine Art Landwirtin für Arme, ich kann es gut mit
den Bauern.« Jo war voller Elan.
»Na, das ist ja mal
ein Anreiz für mich. Ja, ich nehme dich mit. An sich würde ich Evi vorziehen,
das ist nämlich ihr Job. Aber das Ganze ist so albern, dass mein Team mich
auslachen würde. Aber gut, hol mich zu Hause ab. Fahren wir halt mit deinem
landwirtschaftlichen Fahrzeug.« Als Gerhard aufgelegt hatte, war er irgendwie
nervös. Eigentlich würde ich Evi vorziehen, hatte er gesagt. War das so?
Sie hatten
Bertoldshofen passiert, als Jo zum ersten Mal etwas sagte. Sie sah Gerhard von
der Seite an, der einen Straßenatlas auf den Knien hatte. »Andere haben ein
Navigationssystem, wir sind ganz schön altmodisch.«
Gerhard schaute auf
die Konsole von Jos Landcruiser, wo statt des Aschenbechers ein schwarzes Loch
klaffte. Der CD- Spieler ging
nicht, und das Radio glänzte auch immer wieder mit Rauschen oder totaler
Funkstille. »Navigationssystem, genau, das würde toll in deinen Bauernkarren
passen.«
»Sag nicht
Bauernkarren!«, gab sich Jo entrüstet.
Gerhard zog die Nase
hoch. »Das ist ein Bauernkarren. Es müffelt nach Mist, überall kleben
Pferdehaare zäh wie Kleister. Was machst du eigentlich in dem Ding?«
»Nichts! Manchmal
transportiere ich Sättel und so.«
»Hier drin riecht es
so, als ob du das ganze Pferd transportieren würdest«, meinte Gerhard, der wohl
wusste, dass Jo das Toyota-Ungetüm nur deshalb gekauft hatte, weil ein
nagelneuer Pferdehänger dabei gewesen war. Typisch Jo: Der Hänger für die
Viecherei war top, ihr Zugfahrzeug eine fahrende Müllhalde mit
Antiquitätenwert.
Jo sagte nichts und
lachte Gerhard an. Er lachte zurück, befreit. Es war alles wie immer. Das
Geplänkel alter Freunde, die sich zu gut kannten, um sich etwas vorzumachen.
Sie passierten einen Ort namens Burk mit einer Traumsicht auf den Grünten und
die gesamte Alpenkette. Jo röhrte an Krottenhill vorbei.
»Das sind Namen!
Krottenhill, das ist aber auch ein letzter Außenposten der Zivilisation.«
Gerhard schaute in
den Atlas. »Das gehört schon zum Landkreis Weilheim-Schongau. Komisches
Konstrukt, die Landwirte hier in Krottenhill haben sicher wenig mit den
Schickis am Starnberger See zu tun.«
Sie ließen Schongau
hinter sich und fuhren durch das endlos lange Peißenberg. Der Landcruiser
ruckelte mehrmals ungesund. Gerhard deutete am Ortsende nach links. »Gottlob.
Hier gibt’s ‘nen Toyota-Händler, falls die Mühle gerade jetzt ihr Ableben
ankündigt.«
Jo schüttelte
missbilligend den Kopf. »Der stirbt nicht!«
Oberhausen, Huglfing
und dann ein Schild Richtung Eglfing und Uffing. Jo nahm die Kurve rasant.
»So, wir sind gleich
da. Wie willst du nun vorgehen?«, fragte Jo.
»Wir fragen, wo der
Schraub wohnt, und ich befrage ihn. Ich!«, sagte Gerhard und drohte ihr mit dem
Zeigefinger.
Jo steuerte den
Landcruiser durch eine lang gezogene Kurve. Da war ein Schild, das nach Tauting
wies. Aber Gerhard hieß sie geradeaus weiterzufahren. Jo war ausnahmsweise
still und bester Vorsätze, Gerhard mal machen zu lassen.
»Ober- oder
Untereglfing?«, fragte sie beim nächsten Ortsschild.
»Fahr mal nach
Unter, vielleicht läuft ja jemand auf der Straße rum.«
Dem war so, zwei
ältere Frauen standen am Ortschild und ratschten. Die eine war rundlich mit
geröteten Apfelbäckchen, trug über ein geblümtes Hauskleid einen blauen Schaber
und gelbe Gummistiefel drunter. Die andere war dünn, fast dürr, und wurde von
ihrer Jeans und Blümchenbluse nur so umschlottert. Auch ihre grünen
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