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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Gartenclogs
waren eindeutig zu groß, wahrscheinlich die ihres Mannes.
    Gerhard lehnte sich
aus dem Fenster. »Entschuldigen Sie, wo finden wir denn den Schraub?«
    »Tauting, da sans
vorbeigefahren«, sagte die Rundliche, die auch weiterhin das Wort führte.
    »Und den Herrn
Stangassinger?«
    »Gradaus, an der
Kirch vorbei. Der Hof ist weiter hinten. Was wollen Sie von dem?«
    »Ach, Sie hatten
doch ein Ochsenrennen hier. Wir wollten …«
    »Na, des Rennen war
in Tauting!«, wurde Gerhard unterbrochen.
    »Ja, aber gehört das
nicht zu Eglfing?«
    Sie schaute ihn an,
als ob er sie gefragt hätte, was sie für die Nacht kostet oder ob sie ihm ihre
Tochter vermieten würde. Etwas in der Art. Die Handbewegung, die sie in
Richtung des Hofes machte, war extrem unwirsch.
    Gerhard bedankte
sich dennoch artig, bevor sie wieder losfuhren. Jo grinste. »Na, der
oberbayerische Grant liegt dir wohl nicht? Du hättest dich besser vorbereiten
müssen auf die innerdörflichen Feinheiten.«
    Sie steuerten weiter
dorfeinwärts, kamen aber nicht weit, weil ein Bulldog gerade in eine
Wieseneinfahrt rangierte. Auf dieser Weide standen einige Pferde und Rinder.
Jos Augen leuchteten auf. Vorbei mit den Vorsätzen, sich rauszuhalten!
    »Lass mich mal, ich
versuch es über die Pferde.«
    Sie fuhr den
Landcruiser zackig halb in den Graben und stieg aus. Gleichzeitig kletterte der
Typ vom Bulldog. Er war groß, kräftig, schätzungsweise Mitte vierzig und
schickte sich an, Zaunpfähle abzuladen. Er hatte lustige Augen und schaute Jo
offen an.
    »Du fährst einen
recht heißen Reifen.«
    Jo lachte. »Ich hab
deine Isis gesehen. Ich hab auch welche. Die Stute da drüben«, sie deutete auf
ein Pferd, »sieht aus wie meine. Pass und Tölt? Jo heiß ich übrigens, das ist
Gerhard.«
    Der Typ nickte. »Servus.
Michi heiß ich. So, und ihr seids vom Allgäu draußen?«
    Es entbrannte ein
Fachgespräch über Isländer, auch darüber, wie sinnvoll es war, Rinder und
Pferde auf einer Weide zu halten. »Die fressen sich gegenseitig das Schlechte
weg«, meinte der Mann, stellte sich einen Zaunpfahl zurecht und hieb ihn in
fünf Zügen bombenfest in den Boden. Gerhard registrierte Jos Blick auf den
gewaltigen Oberarm des Mannes sehr wohl.
    Inzwischen hatten
die beiden Frauen die Wiese erreicht und starrten herüber.
    »Die Huberin, die
blede Kachel!«, rief Michi, in einer Lautstärke, die die »blede Kachel« sicher
auch gehört hatte.
    »Nicht dein Fall,
die gute Frau?«, fragte Gerhard.
    »Horch, die hat so
viel Haare auf den Zähnen, dass du täglich einen Friseur bräuchtest. Der Huber ist
eine arme Sau bei dem Weib. Und wenn man denkt, wie billig heutzutage Latzhosen
beim Aldi sind, da rentiert sich a Frau zum Stopfen doch gar nicht.«
    Gerhard lachte laut.
Jo hätte eigentlich entrüstet sein müssen, aber auch sie musste schmunzeln.
    »Und deine Frau?
Rentiert die sich auch nicht?« Jo flirtete augenscheinlich mit ihm und starrte
erneut auf den Oberarm, der den nächsten Zaunpfahl in den bockharten
ausgedörrten Boden hieb, als sei der weich wie Pudding.
    »Ich hab keine. Muss
sich doch nicht jeder fortpflanzen. Die anderen hocken auf wie die Steinesel,
und das ist dann christlich und ein gesundes Dorfleben. Na, ich dank dir schön!
Ich kann dieses Dorf nur ertragen, weil ich für jeden liebevolle Spitznamen
habe: Der Dachskopf zum Beispiel oder auch Rotköpfchen, weil der immer knallrot
anläuft, wenn ich ihn anschau. Horch, da sind mir meine Viecher lieber. Die
sind ehrlich und loyal.«
    Gerhard, der ahnte,
dass Jo darauf natürlich sofort anspringen würde – ein tiernarrischer Bauer mit
gewaltigen Muskeln – versuchte, das Ruder rumzureißen.
    »Hast du denn auch
Ochsen? Ihr hattet doch da so ein Ochsenrennen im Juli?«
    »Horch! Bei diesen
dumm gesoffenen Bauernschädeln mach ich doch nicht mit!«
    »War aber eine
Mordsgaudi, oder?« Gerhard wollte am Thema dranbleiben.
    »Ja, schon –
lustiger waren die Trainings. Anfangs sind die dumm gesoffenen Bauernschädel ja
nur runtergedonnert. Ein Weib ist mitgeritten, die hatte das besser im Griff.
Locker aus der Hüfte.« Er grinste Jo an.
    »Haben die oft
trainiert?«, fragte Jo.
    »Klar, wochenlang,
und am End sind einige sogar ganz ordentlich gerannt. Ein Ochs ist halt
trotzdem kein Araber. Aber zwei waren schon wirklich schnell und sind auch
geradeaus gelaufen. Ein Allgäuer Braunvieh, der Winnie, vom Stangassinger-Alois
und ein Murnau-Werdenfelser, der Hias, vom Schraub-Erwin. Und dann

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