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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ihre
Handschrift katastrophal war, weil sie immer per Computer geschrieben hat. Das
hat auch Frau Ostheimer bestätigt. Zu Hause hätte ihn keiner gefunden.
Natürlich lag er in der Praxis!«, konterte Gerhard.
    »Man schreibt seinen
Abschiedsbrief nicht auf einem Praxiscomputer. Außerdem: Wo ist ihr privater
Laptop? Wenn, dann hätte sie darauf geschrieben. Und sie hatte einen Laptop.
Ich habe ihn gesehen.«
    Gerhard runzelte die
Stirn.
    Jo hatte Bianchi auf
den Schoß genommen, die sofort zu schnurren begann. Ekstatisch geradezu, mal
klang sie wie ein Brummkreisel, dann gurrte sie wie eine Taube. Als sie begann,
sich zu putzen, dabei gleichzeitig weiterschnurrte und sich mit einem Kicksen
verschluckte, musste Gerhard lachen. »Du und deine Viechereien!«
    »Ja, ich weiß, nicht
jeder mag zerkratzte Möbel, zerbissene Schuhe, Rattanstühle in zunehmender
Auflösung, überall Katzenhaare und Profilsohlen, in denen irgendwie immer der
Pferdemist hängen bleibt. Aber ohne Tiere würde ich jede Richtung verlieren.
Tiere analysieren nicht, sie sind einfach da. Sie wählen aus, wer und was ihnen
gut tut. Das trauen wir uns nicht.« Jo lachte kurz auf. »Wäre ich eine Katze,
würde ich sicher nie auf den Schoß des Bürgermeisters springen. Als Mensch muss
ich mit ihm arbeiten. Überleg dir das mal für dein Berufsleben, auf wessen
Schoß du springen würdest!«
    »Da ist was dran«,
gab Gerhard zu.
    »Ja, und apropos
Tiere: Die Überleitung mag dir jetzt etwas harsch vorkommen, aber um Viecher
geht es bei Svenja auch. Ich weiß, das klingt jetzt wirklich sehr bizarr, aber
ihr Chef dopt Ochsen«, sprudelte es aus Jo hervor.
    Gerhards Stirnfalten
vertieften sich. Schlagartig war alles wie immer. Er war schon wieder dabei,
ein Grinsen zu unterdrücken. Jo formulierte abstruse Theorien, sie spann wilde
Geschichten schneller, als andere durchs TV -Programm
zappten. Und war dabei nur schwer zu bremsen. Also sagte er erst mal nichts und
schaute ins Leere.
    »Svenja hat eine
Diskette bei mir vergessen, oder besser, hinterlegt. Verstehst du, sie hat
geahnt, dass ihr Gefahr droht. Darauf waren merkwürdige Listen, Nummern und
Namen von Medikamenten. Ich habe das am Praxiscomputer überprüft. Dr. Ostheimer
hat Ochsen gedopt. Er hat Tierversuche an Rennochsen in Tauting – das ist in
Oberbayern – gemacht. Stell dir das vor! Er hat akribisch Buch über die verwendeten
Substanzen geführt.«
    Gerhard schreckte
hoch. »Was heißt, du hast das am Praxiscomputer überprüft? Jo?«
    »Nun ja, also – ja,
ich war drin. In der Nacht. In der Praxis.«
    »Wie bitte? Du
verschaffst dir illegal Zutritt zu einem Haus und wühlst in fremder Leute
Computerdateien?«
    Jo sah Gerhard
flehentlich an. »Schau, das war Svenjas Vermächtnis an mich. Ich …«
    »Bitte werde jetzt
nicht pathetisch. Vermächtnis. Das ist Hausfriedensbruch!« Gerhard war
fassungslos.
    »Von mir aus«, da
war sie wieder, die trotzige Jo, »aber Fakt ist, dass diese Medikamente
verabreicht wurden. Es waren Substanzen, die Tiere pushen, und andere, die
sedieren.«
    Langsam begann sie
zu erzählen, was sie herausgefunden hatte. Und tunlichst vermied sie es, Laszlo
zu erwähnen. Sie rannte ins Haus und kam mit dem aufgeklappten Laptop retour.
    »Da! Ich hab eine
Sicherungskopie gemacht. Schau dir das bitte an! Bitte! Fahr mit mir nach
Tauting. Bitte! Es muss doch einen Grund geben, weswegen man Ochsen dopt. Bevor
du den Fall ganz einstellst! Bitte!«
    Gerhard nahm den PC auf die Knie, las, tippte, las und
sagte lange nichts. Er atmete tief durch. »Ich bin kein Veterinär, ich muss das
erst mal jemandem vorlegen, der das richtig einordnen kann. Deine Thesen und
Schlüsse in Ehren, aber du bist auch keine Spezialistin, oder?«
    »Nein, aber ich
fände es toll, wenn du jemanden hinzuziehen könntest. Bitte – und wenn das das
Einzige ist, was du jemals noch für mich tust. Bitte!«
    »Tue ich ja!«, sagte
Gerhard und wurde plötzlich von einer Art Fluchtreflex erfasst. »Ich pack’s
jetzt.« Er stand auf und gab Jo unbeholfen die Hand. »Servus.«
    »Rufst du mich an?«,
fragte Jo leise.
    »Ja, ja doch.« Er
schwang sich auf sein Bike, und Jo sah ihm nach. Strubbelhaare im Wind, seine
strammen Bergfex-Waden. Sie musste lächeln, ein wenig wehmütig, aber auch sehr
froh. So wie es ist, wenn man nach einer langen Reise ankommt und sich zuerst
gar nicht so recht freuen kann, weil der Weg so anstrengend war.

5
    Gerhard rief Jo am
Dienstagmorgen an. Er klang ein bisschen

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