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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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‘nen Renner aus Riem da, und den sollte ich zurücktransportieren. Völlig
hysterisch, der Gaul. Dem hab ich auf der Fahrt regelmäßig Rompun verabreicht,
damit er an einem Stück ankommt. Allerdings wäre bei gleicher Menge jegliche
Kuh schon lang über den Jordan gegangen.«
    »Und ein Ochs?«
    »Je trainierter der
Ochs ist, desto weniger wirkt das Zeug«, erklärte Michi.
    »Das heißt, wenn man
vorher ein bisschen mit der Dosierung rumexperimentiert, dann kriegt man das
gut in den Griff?«, wollte Gerhard wissen.
    »Exakt!«
    »Aber Doping bei
Ochsen?« Gerhard fand das immer noch abwegig.
    »Der Schraub, der
würde seine Mutter oder Großmutter dopen, wenn es Großmutter-Rennen gäbe. Das
ist ein Schwätzer und Wichtigtuer, der immer in der ersten Reihe stehen muss.
Da sitzt der in der Dorferneuerung, ist über sechzig und würde allmählich
besser schon mal bei der ›Trauerhilfe Denk‹ Probe liegen! Was interessiert sich
der für das Dorfbild. Kinder hat er keine, aber er könnt ja irgendeinen Vorteil
rausziehen.«
    »Michi, sag: Wo
finden wir denn Herrn Schraub?«
    »Den, den findet ihr
besser nicht. Erstens hetzt der seinen Hund auf euch. Zweitens überfährt der,
wenn’s pressiert, den Wagen mit dem Bulldog, drittens ist er in Weilheim auf
dem Zuchtviehmarkt. Aber aus dem kriegt ihr auch nichts raus, wenn ihr wartet.
Da könnts mit der GSG 9 kommen.
Wenn ihr was rauskriegen wollt, gehts mal besser zum Stangassinger, dieser
dummen Hauben. Der zittert wahrscheinlich schon, wenn er deinen Bullenausweis
sieht.«
    Gerhard runzelte die
Stirn.
    »Na, du bist doch
bei den Bullen, oder? Ein Kriminaler, oder?«
    »Sehe ich so aus?«
Gerhard grinste Michi an.
    »Nein, eben nicht.
Das ist es ja gerade. Und die schöne Frau da ist keine Bulette«, sagte er in
Jos Richtung. »Aber ein Akademikerweib. Nix für ungut, aber mit den schlauen
Frauen gibt’s immer Ärger.«
    Das schien nun ein
Hinweis in Gerhards Richtung zu sein. Michi grinste und donnerte auf den
nächsten Zaunpfahl ein.
    »Ich fahr jetzt ins
Holz. Wenn ihr noch was wissen wollt oder ein Bier braucht, kommts vorbei. Mein
Hof ist gleich bei der Kirch.« Er sprang auf seinen Bulldog.
    »Du, Michi? Noch
eine Frage: Würde es einem Tierarzt auffallen, wenn eine Praxis besonders viel
Adrenalin oder Rompun verwendet?« Jo war neben ihn getreten – so nah, dass sie
sein nacktes Bein fast berührte.
    »Etliche Praxen und
Kliniken führen Buch über ihren Xylazinverbrauch, die Frage ist, wie akribisch
der Chef ist in seiner Buchhaltung. Die alten Tierarzt-Haudegen sind da eher
ziemlich schlampig. Also, der Professor Meierl damals in der Klinik …«
    »Michi!«
    »Ja, ich red zu
viel. Also horch! Wenn einer Buch führt, würde ein plötzlicher Anstieg im
Verbrauch einem Fachmann auffallen. Aber man könnte natürlich gute Erklärungen
finden. Ein Vieh hat sich bei einer regulären Sedation so aufgeführt, dass eine
größere Menge nötig war. Oder vielleicht ist auch noch eine volle Spritze
abgebrochen am Konus, und damit ist die entsprechende Menge des Medikamentes
verloren gegangen. Oder der hat das Zeug irgendwoher illegal, und es taucht nie
auf in den Unterlagen. Alles ganz einleuchtend. Die Welt ist schlecht. Nix wird
besser«, schloss er seine Rede düster. Als er lostuckerte, hellte sich seine
Miene auf: »Für ein Akademikerweib bist du ganz schön wief. Kannst du Bulldog
fahren?«
    Jo lachte. »Klar!
Vielleicht komm ich nächstes Jahr mal vorbei und helf dir beim Schwadern.«
    Er nickte
anerkennend, zwinkerte Gerhard zu und fuhr.
    »Na, das ist ja mal
eine Marke!« Jo schüttelte den Kopf.
    »Sei vorsichtig mit
deiner Begeisterung. Das ist der Dorfquerulant, solche Aussagen sind mit
Vorsicht zu genießen«, sagte Gerhard.
    »Och, ich fand ihn
ganz amüsant.«
    »Ja, und diese
Muskelpakete! Willst du nicht gleich hier bleiben? Eine Frau hat er noch keine,
dafür deine geliebten Isländer.«
    »Ich denke darüber
nach!« Jo lachte lauthals. »Aber du hast ja gehört, dass sich ‘ne Frau
angesichts der Latzhosenpreise nicht rentiert. Fahren wir lieber zu diesem Stangassinger.«
    Die Höfe waren alle
an der Hauptstraße aufgereiht, schöne große Höfe, Blumen in den Bauerngärten,
Geranien in den Balkonkästen. Eine bayerische Herbstszene wie aus dem
Reiseführer. Der Stangassingerhof aber war ziemlich verlottert. Als sie in die
Stallgasse traten, kam ihnen die Frau im Schlotterlook entgegen, gefolgt von
einem Mann, der genauso dünn war wie sie. Beide

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