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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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wirkten ziemlich verdruckt.
    Gerhard zauberte
überaus schmissig seinen Ausweis aus der Jacke und hielt ihn dem Ehepaar unter
die Nase. Mit solchen Aktionen konnte er Jo immer wieder verblüffen. Er agierte
wie ein Fernsehkommissar, und die Leute waren dann immer tief beeindruckt.
Gerhards Masche war es, unterschätzt zu werden.
    »Kripo. Grüß Gott.
Sie haben Rennochsen mit unlauteren Mitteln gedopt. Das ist Betrug. Vom
Tierschutzgesetz mal ganz abgesehen. Dazu kommt, dass die Wetteinsätze
zurückbezahlt werden müssen. Und wenn andere, die gewettet haben, Schadenersatz
fordern … O weh!« Er sagte das wie zu sich selbst. »Das wird teuer.«
    Er starrte die
Stangassingers geradewegs an. Sie schrumpfte noch mehr in ihren
Kleidungsstücken zusammen, bekreuzigte sich und rannte clogsklappernd ins Haus.
Ihr Mann war bleich geworden und deutete mit einer Handbewegung an, dass
Gerhard und Jo ihm in den Stall folgen sollten. Wie sich bald rausstellte, war
Michis Ausdruck »Tropf« nur allzu treffend. Er stammelte eine Geschichte
zusammen, die ebenso haarsträubend wie einleuchtend war. Er, der Stangassinger,
sei dem Schraub noch was schuldig gewesen. Na ja, ein paar alte Leichen im
Keller, aus der Nachkriegszeit. Da seien Probleme mit Grenzverläufen
entstanden, und der Schraub, der wäre damals ziemlich kulant gewesen. Und dann
habe der Schraub ihm gesagt, dass die Praxis eines alten Jagdfreundes vom
Allgäu draußen an einer wissenschaftlichen Arbeit über Ochsen säße und Hilfe
bräuchte. Und dass er da eben auch mithelfen müsse. Und ein bisschen Geld würde
es ja auch geben.
    Angesichts des
desolaten Zustandes des Hofs glaubte Gerhard sofort, dass der Mann jeden Cent
brauchen konnte. Na ja – und für die Wissenschaft, da tät man gerne was, wenn
man könnt. Und es sei ja auch wirklich sehr interessant gewesen, wie die Ochsen
gerannt wären. Sehr interessant.
    »Bin ich jetzt verhaftet?«,
fragte er. »Soll ich packen für den Bau?« Und er wandte sich in Richtung Haus.
    Wirklich, was für
ein Tropf! Der liebe Herrgott hatte schon ein breites Sammelsurium an
Geschöpfen erschaffen, und der Mensch war in den meisten Fällen nicht die Krönung,
dachte Gerhard. Er setzte ein grimmiges Gesicht auf und brummte: »Momentan noch
nicht, aber ich behalte mir das vor. Ich warne Sie, Herr Stangassinger, wenn
Sie nur ein Wort verlauten lassen, dass wir hier waren …« Er sah ihn so scharf
an, dass der Tropf einige Schritte rückwärts machte.
    »Ja, aber was sag
ich denn?« Der Bauer zitterte wie Espenlaub.
    »Dass wir uns
einfach für das Rennen interessiert haben, weil wir so was im Allgäu auch
machen wollen«, flötete Jo.
    »Ja, ja, das ist
gut.« Er trat wieder einen Schritt nach vorn und reichte Gerhard die Hand. »Nix
für ungut.«
    Gerhard war sich
nicht ganz sicher, ob das jetzt passte, aber wahrscheinlich war mit solchen
Sätzen der Sprachschatz des Stangassingers ausgereizt. Und so brummte er: »Des
wert scho.«
    Als sie wieder ins
Auto gestiegen waren, rief Jo: »Du kannst doch nicht glauben, dass der die
Klappe hält!«
    »Nein, kann ich
nicht. Das ist ein Dorf, und da sickern Gerüchte durch wie durch Kalkböden und
kommen an ganz anderer, oft unerwarteter Stelle wieder zum Vorschein. Aber ein
wenig Zeit wird schon vergehen, und das reicht mir. Mir geht es um Ostheimer,
und ich will nicht, dass der durch Schraub gewarnt ist.«
    »Aber du kannst doch
dieses illegale Rennen nicht auf sich beruhen lassen!«, insistierte Jo.
    »Doch, kann ich.
Überlege doch mal: Es ist doch heute gar nicht mehr zu beweisen, dass die
Ochsen gedopt waren. Soll ich da jetzt Wochen später Blutproben nehmen lassen?
Jo! Die Rennochsen drehen sich wahrscheinlich auf irgendeinem Volksfest längst
am Spieß.«
    »Ach, komm, du bist
eklig!« Jo war entrüstet.
    »Wieso? Ich wüsste
nicht, dass du Vegetarierin geworden bist, oder? Ochsenfleisch ist lecker und
von so trainierten Kerlchen doch sicher erst recht!«
    »Puh, du Ekel.
Trotzdem, dieser Stangassinger hat es doch zugegeben. Den kann man doch darauf
festlegen.«
    »Jo, der Mann ist
grenzdebil! Dessen Aussage vor Gericht zählt null. Wenn der Ostheimer und der
Schraub den zurechtstutzen, hat der uns angeblich gar nichts erzählt. Du weißt
doch, wie so was läuft. Und selbst wenn: Was würden wir erreichen? Dass das
Rennen annulliert wird? Dass es einen Dorfskandal gibt? Dass das Weilheimer
Tagblatt oder wie die Postille hier heißt, eine tolle Story hat? Mich
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