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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Wenn heute einer bei den Radamateuren Weltmeister wird,
dann fährt er – ungedopt – bei den Profis hinterher. Lass dir das auf der Zunge
zergehen: Ein ungedopter Weltmeister ist bei den Chemieprofis ein Nobody. Was
würdest du tun? Jung und ambitioniert und inmitten einer Welt schlechter
Ratgeber? Du nimmst alles, was dich schneller macht. Die Unfälle passieren
immer den anderen.«
    »Aber das sind viele!
Es häuft sich doch, dass junge Sportler plötzlich tot umfallen! Das fällt doch
auf.« Jo war nicht ganz klar, auf was Laszlo hinauswollte.
    »Ja, aber trotzdem
trifft es immer die anderen. Das geht heute so weit, dass sich die Fahrer
sauerstoffangereichertes Fremdblut spritzen lassen.« Er sagte das so, als gäbe
er ein Kochrezept für seine berühmten Palatschinken durch.
    »Wie? Da komm ich
jetzt nicht ganz mit.«
    »Also, meine liebe
Jo, kleine Doping-Lehrstunde: Wenn du mehr Sauerstoff im Blut hast, dann ist die
Muskulatur besser versorgt und bringt eine höhere Leistung. Epo funktioniert
so. Nun bedarf es aber einer längeren Periode, den Spiegel aufzubauen, und mit
jedem Tag steigt das Risiko, dass eine Kontrolle dich erwischt. Wenn du aber
erst beim Wettkampf das Fremdblut spritzen lässt, ist das Risiko viel
geringer.«
    Jo ging das alles zu
schnell. »Wie? Ja aber, ja aber, das ist doch Wahnsinn.«
    »O ja, ist es. Das
ist russisch Roulett. Die Blutspender sind oft irgendwelche Helfer der Fahrer.
Jetzt nimmst du mal so einen belgischen Assistenten-Knaben, der irgendwo auf
diesen langen Profitouren in irgendeinem drittklassigen Puff in Amsterdam die
Ghanaerin mit Aids vögelt. Und dessen Blut lässt du dir einfach so spritzen.
Wie gesagt, die Tragödien treffen immer die anderen.«
    »Das glaub ich
nicht!«, rief Jo.
    »Oh, das kannst du,
das beschränkte Sportlerhirn macht so was mit. Und die Spirale dreht sich immer
schneller. Die Kontrollinstanzen versuchen, Substanzen nachzuweisen, und noch
schneller entwickeln die anderen Verschleierungsmittel.« Laszlo hatte immer
noch den Kochrezept-Tonfall drauf.
    »Verschleierungsmittel?«
    »Ja, Substanzen, die
die Nachweisbarkeit des eigentlichen Dopingmittels verhindern. Jo, das ist ein
unglaublicher Sumpf. Ich kenn einen Typen, der hat sich das Knie zerschmettert.
Man wollte ihn operieren, aber der hatte so viel Verdünner, um Epo zu
verschleiern, im Blut, dass seine Gerinnung null war. Wie bei einem Bluter. Die
konnten nicht operieren. Als sie schließlich operieren mussten, ist der Mann
gestorben. Offiziell natürlich an einem Kreislaufproblem, einer Medikamentenunverträglichkeit.«
    »Ja, aber das muss
doch jemand …«
    Laszlo unterbrach
sie. »Jo, es geht hier um eine gewaltige kriminelle Energie. Die Dopingszene
hat mafiöse Strukturen, ganz oben sitzen einige, an die keiner rankommt. Die
haben verdammt viel Einfluss und Geld. Was uns an den Ausgangspunkt
zurückbringt: Geld!«
    »Ja, Geld, aber was
hat das mit Doktor Ostheimer und Svenja zu tun?«
    »Bei der Mafia gibt
es viele Rädchen, die ineinander greifen, und absolut klare Hierarchien.«
    »Ja, gut, aber
Ostheimer als Rädchen in der Dopingszene? Der Mann ist ein einfacher Tierarzt
auf dem Land«, sagte Jo ungläubig.
    »Eben, auf dem Land,
ganz unauffällig. Merkst du was?« Laszlos Stimme hatte sich verändert.
    »Ich stehe wohl auf
der Leitung. Er ist doch bloß ein kleiner Tierarzt.«
    »Umso besser, denn
Tierarzneimittel sind wunderbare Dopingmittel.«
    »Für Menschen?« Jos
Gedanken wirbelten durcheinander.
    »Ja, für Menschen.
Der Trick ist nämlich, dass das Medikament für Tiere zugelassen ist. Erinnere
dich: Clenbuterol, wir haben das in Zusammenhang mit dem gedopten Jeronimo
gebracht. Was aber, wenn es um was ganz anderes ging? Vielleicht war Tauting
nur eine Art Test? Und nach so was suchen wir jetzt mal, denn, wie du sagst: Wir müssen da nochmals rein. Heute Nacht. Am Kellerfenster. Um eins.«
    Diesmal waren sie
schnell. Das Kellerfenster war im Nu ausgehängt, der Weg in die Praxis fast
schon wie ein Weg zur Arbeit oder zur Schule, den man ewig kennt. Laszlo
arbeitete rasch an beiden PC s,
Svenjas und Ostheimers. Seine Finger flogen über die Tasten. Ab und zu grunzte
er missmutig. Jo trat von einem Fuß auf den anderen, ihr Herzklopfen war sicher
bis Nesselwang zu hören.
    »Nichts!«, rief er
schließlich.
    »Wie: nichts! Das
kann einfach nicht sein!« Jo war bitter enttäuscht. Das gab es doch nicht,
durfte es nicht geben.
    »Nun, nichts, was
wir nicht schon wüssten,

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