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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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wieder hergibt?« Aber zugleich wusste Gerhard, dass dieses Mädchen nie so
strukturiert und zielgerichtet denken würde. Ihr Hass hatte einfach ein Ventil
gebraucht. Wohl auch ihre Verbitterung. Die Mutter hatte sie verlassen, und
Gerhard konnte sich vorstellen, dass eine Frau wie Elvira Weigand so große
Fußstapfen vorgab, in die zu treten auch einem gereifteren Menschen als dieser
zornigen kleinen Dame hier schwer fallen würde.
    »Ach, Sie haben doch
keine Ahnung. Niemand hat eine Ahnung!« Sie kreischte richtiggehend.
    »Nun, was ich aber
weiß, ist, dass Svenja Gudmundsdottir tot ist. Und kurz vorher haben Sie sie
bedroht. Welche Ahnung würden Sie denn da haben?« Gerhard konnte auch sehr
ätzend werden, wenn er wollte. Er hatte bewusst vermieden, die Worte
»Selbstmord« oder »Mord« in den Mund zu nehmen. Aber er wusste, was sie
assoziieren würde.
    »Wir haben ihr
nichts getan. Die Jungs wollten sie nur erschrecken. Sie hatte einen Köter
dabei, eine echte Bestie. Wir haben ihr doch nichts getan!« Ihre dunklen Augen
waren weit aufgerissen, und sie sah auf einmal wie ein kleines Mädchen aus.
    »Wer sind die
Jungs?«, donnerte Gerhard.
    »Fabian und
Dominik.«
    Fabian und Dominik,
so hieß man heute. So harmlose, so sanfte Namen, die sich die Eltern ausgedacht
hatten. Aber was wurde aus diesen Namen? »Fabian und Dominik, und wie weiter?«
    »Fabian Unsinn und
Dominik Pflug.«
    »Und welcher ist das
Arschloch?«
    »Fabian.«
    Im Treppenhaus war
ein Geräusch zu vernehmen. Sowohl Karina als auch Gerhard sahen auf. Im Gang
stand ein junger Mann in einer schwarzen Jeans und einem dieser eng anliegenden
Hungerhaken-T-Shirts, die Gerhard selbst in XL nicht passten. Panik flackerte im Gesicht des Jungen auf. »Bullen, Scheiße!« Er
rannte aus dem Raum, Gerhard hinterher. Der Junge nahm das Treppengeländer als
Rutschbahn, schlug Gerhard die Eingangstür vor der Nase zu und röhrte mit einem
Motorrad davon. Sekunden später hatte Gerhard Markus Holzapfel im Präsidium am
Apparat.
    »Check mir mal eine
Achtziger. KTM . Halter
wahrscheinlich Fabian Unsinn. Schau mal, ob wir über den was haben. Auch über
Dominik Pflug. Und organisier mir die Adressen.«
    Karina stand auf
einmal neben Gerhard auf der Straße. Ihr schwarzer überreich aufgetragener
Kajal war verschmiert, hier im Tageslicht wirkte ihre Haut weiß wie ein
Leichentuch. Sie weinte hemmungslos: Über den Verlust von Fabian und über das
Leben, das so ungerecht war. Sie tat Gerhard fast Leid, aber das durfte er
nicht zeigen.
    »Ich möchte, dass
Sie morgen früh zu mir ins Büro kommen.« Er reichte ihr seine Karte. »Und es
würde einen guten Eindruck auf mich machen, wenn Sie Ihre beiden Freunde davon
überzeugen könnten, mitzukommen. Verstehen wir uns?« Gerhard starrte sie an.
    Karina nickte kaum
merklich.
    »Gut, morgen um acht
Uhr.«
    Als Gerhard wieder
ins Büro kam, war ihm klar, dass er Evi allmählich mal über seine
Unternehmungen in Kenntnis setzen musste. Er rief sie in sein Büro, wo sie an
den olivfarbenen Spind gelehnt stehen blieb. Gerhard erzählte von seinen
Gesprächen und wich ihrem angewiderten Blick aus. Er schonte sich nicht,
erzählte vom Ochsendoping und davon, dass er wohl einem Irrtum aufgesessen war.
Er sprach von Frau Weigand und von Karina.
    Kaum hatte er
geschlossen, schnaubte Evi nur: »Jo! Doktor Johanna Kennerknecht!« Allein in
der Betonung dieses Namens lag alles an Verzweiflung.
    Gerhard war ans
Fenster getreten. Es war noch immer schön draußen, penetrant schön, blau, hell,
schweißtreibend. Schon wieder klebte sein T-Shirt am Rücken. Einzig Evi schien
der Brutsommer nichts auszumachen. Sie war wie aus dem Ei gepellt, kein
Schweißtropfen verunzierte ihre Stirn. Ihre Kleidung wirkte nie zerknittert wie
bei anderen Hitzeopfern. Er hörte Evi tief durchatmen und wandte sich ihr zu.
Sie bemühte sich um Fassung und um professionelles Auftreten, und dafür hätte
er sie nun doch am liebsten in den Arm genommen.
    »Was ich nicht
verstehe: Wenn diese schwachsinnige Ochsendoping-Geschichte ins Leere läuft,
was sie ja tut, wieso verbeißt du dich dennoch in Svenjas Leben? Was lässt dich
daran zweifeln, dass es Selbstmord war?«, fragte sie.
    »Ein Gefühl?«
    »Deins oder Jos?«
    »Meins!«
    »Na gut, glaubst du,
dass diese Karina was damit zu tun hat?« Evi hatte sich auf den Stuhl gesetzt
und drehte sich im Halbkreis, immer hundertachtzig Grad mal in die eine, dann
in die andere Richtung.
    »Das werden

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