Weinzirl 03 - Kuhhandel
wir
hoffentlich morgen erfahren. Hat Markus denn die Jungs gecheckt?«, fragte
Gerhard.
Evi lächelte ihn
wehmütig an. »Nein, hat er nicht. Er ist doch gerade bei den Kollegen
eingesetzt. Er hatte keine Zeit. Ich habe das gemacht.«
Sie reichte Gerhard
einige Blätter. »Die KTM läuft auf
die Mutter von Fabian Unsinn. Sie ist allein erziehend, arbeitet bei Bosch in
Seifen, und der Knabe macht ihr wohl wenig Freude. Mehrere Delikte, seit er
dreizehn ist: Diebstahl und so weiter, mit fünfzehn eine Jugendstrafe wegen des
Überfalls auf eine Tankstelle. Kurzzeitig sah es ganz gut aus, er hatte eine
Lehrstelle als Kfz-Mechaniker beim Abt. Da hätten sich andere die Finger
abgeschleckt. Der Tuning-Papst schlechthin stellt ihn ein, und dieser Fabian
muss wirklich gut gewesen sein. Aber er hat die Stelle vor etwa einer Woche
geschmissen.«
»Und der andere?«
»Dominik Pflug. Der
Vater hat einen Doppeldoktor, ist Zoologe, oder besser, war es. Er war unter
anderem Zoodirektor im Alpenzoo in Innsbruck. Ist jetzt im Ruhestand. Die
Mutter ist Juristin und arbeitet unter der Woche in München. Dominik ist
einundzwanzig und hat dieses Jahr Abitur gemacht. Mit 1,3 bestanden.
Anscheinend macht er jetzt nichts, vielleicht wartet er auf einen Studienplatz?
Ansonsten unauffällig.«
Gerhard nickte Evi
zu. »Danke! Wirklich danke! Was würdest du jetzt tun?«
Sie sah ihn
überrascht an. »Warten wir ab, ob die drei morgen auftauchen, oder? Ich nehme
mal an, dass Karina und Dominik eingeschüchtert sind, bei diesem Fabian bin ich
mir da nicht so sicher.«
»Ja, gut, warten wir
bis morgen. Ähm, gehst du noch mit auf ein Bier oder so?« Für Gerhard war das
ein Friedensangebot, das allerdings mehr seinem Frieden dienen sollte, wenn er
ehrlich war.
»Besser nicht«,
sagte Evi, stand auf und verabschiedete sich in den Feierabend.
Gerhard sah ihr
nach. Dann sprang er auf und ging in die Küche. Im Kühlschrank stand eine
Flasche Sekt. Halbtrocken. Die machte er auf. Dabei verabscheute er Sekt. Eine
halbe Flasche Ouzo nahm er auch noch mit. Und dann tat er etwas, was er selten
tat: Er schaltete seinen Computer ein und verbrachte den Abend mit eBay. Er
ließ sich überbieten, ersteigerte schließlich eine Jeans, die ihm sicher nicht
passen würde, starrte in den Kasten, trank den süßen Sekt und das Anisgesöff –
bis er Kopfweh hatte, vom Sekt und vom Starren in den PC . Es war drei Uhr morgens, als er heimfuhr.
7
Jo erreichte Laszlo
telefonisch schließlich erst am Mittwochabend. »Laszlo, wir müssen da nochmals
rein!«
»Tessék?«
»Ja, denn die Sache
mit dem Ochsendoping war ja wirklich völlig schwachsinnig. Und Gerhard, mein
Bekannter bei der Polizei, hat Recht: Da ist mal wieder meine Phantasie mit mir
durchgegangen. Aber die Praxis hat Ochsen gedopt. Angeblich war das Svenja.
Aber auch wenn alles gegen sie spricht, Svenja hätte niemals Tieren geschadet.
Und schon gar nicht wegen dieses albernen Wettgewinns. Das waren ja letztlich
Peanuts-Beträge!« Jo sprach schon wieder viel zu laut und schnell.
»Du sagst es«,
antwortete Laszlo.
»Was sage ich?«
»Wettgewinne. Ich
habe über das Ganze nachgedacht. Über Clenbuterol. Ich musste nachdenken,
obwohl ich es gerne vermieden hätte.« Das Gesagte kam Jo kryptisch vor, aber
sie spürte, dass sie nicht nachhaken sollte.
»Und was ist das
Ergebnis?«
Laszlo atmete
schwer. »Es geht um Geld, wie immer und überall. Mit Ochsendoping verdient man
aber sicher keine Reichtümer.« Laszlo machte eine Kunstpause. »Was, wenn die
Ochsen nur etwas ganz anderes verschleiern sollten?«
»Ja, aber was? Womit
verdient man richtig viel Geld?«, überlegte Jo.
»Drogen, Waffen,
Mädchenhandel, Menschenschlepper«, sagte Laszlo lakonisch, »und Doping. Nicht
bei Ochsen, aber im großen Stil. Ich habe da einen gewissen Einblick aus meiner
Zeit als Schwimmer. Im Leistungssport wird gedopt, überall. Jeder weiß es, und
doch wird das Thema totgeschwiegen.«
»Wie beim Radfahren?
Aber da gibt es doch Journalisten, die immer wieder Dopingskandale aufdecken
und jede Menge Insiderwissen haben.«
»Biztonságos, aber
letztlich will das doch keiner hören. Zuschauer oder gar Angehörige von
Sportlern wollen ihre Recken nicht vom Sockel stoßen. Sie wollen einen sauberen
Sportsmann, sie wollen den Heldenmythos. Also ist nicht, was nicht sein kann.«
Er klang bitter.
»Aber jemand muss
sich doch der gesundheitlichen Risiken bewusst sein?«
»Ha, glaubst du auch
an den Weihnachtsmann?
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