Weinzirl 03 - Kuhhandel
bis auf …« Laszlo machte eine dramaturgische Pause.
»Bis auf was?«
»Nun, bis auf die
Tatsache, dass die Dateien manipuliert worden sind. Die Dateien zum
Ochsendoping, das sich Svenja angeblich über Monate ausgedacht hat, die hat man
erst an dem Tag draufgespielt, als du und der Kommissar da wart! Exakt in der
Frühe um 5 Uhr 30. Scheiße, das hab ich bei unserem ersten Besuch gar nicht
überprüft. Dann wurde hier auf Ostheimers PC eifrig gelöscht, unwiederbringlich!«
»Ja, aber das ist
doch der Beweis.«
»Dämpfe deine
Euphorie, was soll das beweisen?«
»Wenn wir bloß
Svenjas Laptop hätten! Sie hatte einen, hundertpro. Ich hab ihn gesehen.«
»Gut, aber warum war
dann auf der Sicherungsdiskette, die sie bei dir hinterlegt hat, nichts drauf,
außer den Dateien zum Ochsendoping?«, fragte Laszlo, der immer so penetrant
logisch dachte.
»Das verstehe ich
auch nicht«, kam es leise von der Tür.
Jo und Laszlo fuhren
herum. Da stand Röschen Ostheimer, in der rechten Hand hielt sie ein
Jagdgewehr, dessen Lauf bedenklich auf und ab schwankte. Die Waffe war viel zu
schwer für das zierliche Röschen. Unter dem linken Arm war ein Laptop
eingeklemmt. Die Situation war bizarr: Laszlo saß am Computer wie eingefroren,
die Finger noch auf den Tasten. Jo hatte eine verdrehte Körperhaltung, und im
Türrahmen stand Röschen. Die einzige Bewegung kam vom wippenden Gewehrlauf. Als
Jo sich schließlich ganz zu Röschen umdrehte, hatte sie das Gefühl, es sei
unendlich viel Zeit vergangen. Erst daraufhin nahm Laszlo die Hände vom
Keyboard, der Gewehrlauf setzte mit einem Tack auf dem Boden auf. Jo schrak
zusammen.
»Ist nicht geladen«,
sagte Frau Ostheimer, legte die Waffe ganz auf den Boden und kam näher. Den
Laptop hatte sie nun mit beiden Händchen umfasst und trug ihn vor sich her wie
den Heiligen Gral.
»Svenjas Laptop. Er
war oben in der Wohnung versteckt. Wir wohnen ja eigentlich in Halden oben. Die
Wohnung hier wird manchmal als Ferienwohnung vermietet, oder wir stellen sie
Gästen zur Verfügung. Ich benutze die Wohnung hier ab und zu. Mein Mann und ich
… Na ja, das tut ja nichts zur Sache.« Mit keinem Wort kommentierte sie die
Situation. Sie setzte den PC vorsichtig vor Laszlo ab.
»Ich weiß nicht, ob
noch was drauf ist. Computer sind mir ein Buch mit sieben Siegeln.« Frau
Ostheimer versuchte ein Lächeln.
Laszlo begann in die
Tasten zu hacken, schnalzte mit der Zunge. »Ich denke, der PC ist komplett. Frau Ostheimer, da sind
Listen für eine Alp Himmelsschwand verzeichnet. Kennen Sie die?«
»Ja, sicher. Wir
haben selber noch Vieh. Sozusagen die Erbmasse der Schwester meines Mannes. Im
Winter stehen die im Stall eines Bekannten, im Sommer auf der
Himmelsschwand-Alp.«
»Gut. Die Besuche
Ihres Mannes sind akribisch aufgelistet. Da gibt es Listen mit Medikamenten,
geliefert für die Alp. Sie sind doch selbst Veterinärin oder? Ich bin da ein
kompletter Laie. Was ist das für Zeug? Frau Ostheimer, Sie müssen uns da jetzt
helfen!«
Röschen nickte.
»Also, ich beginne. BST ?« Laszlo starrte in den Computer.
Röschen überlegte
nur kurz: »Bovines Wachstumshormon, auch als bovines Somatotropin, eben BST, bekannt. Ich kenne das unter dem
Handelsnamen Posilac. Ich glaube, es ist in den USA zugelassen, nicht in der EU .«
»Gut, weiter: Ventipulmin? War das nicht für Pferde?«
»Ja, Ventipulmin
wird gegen Bronchopneumonie als Granulat täglich verabreicht.«
»Gab es auf der Alp
denn auch Pferde?«, fragte Jo überrascht.
»Nein, sicher nicht,
nur Jungvieh und trocken stehende Kühe.«
»Frau Ostheimer. Was
mich irritiert: Die Überprüfung von Tierärzten ist doch auch sehr straff
geworden. Wird da nicht scharf kontrolliert?«, wollte Laszlo wissen.
»Sicher, wir sind
inzwischen gezwungen, extrem gut Buch zu führen über verwendete und abgegebene Medikamente.
Seit dem Skandal vor gut drei Jahren ist das immer extremer geworden.
Inzwischen darf ein Bauer offiziell nur mehr ausreichend Medikamente im Haus
haben zur gezielten Behandlung von Tieren, nachdem sie von einem Tierarzt
untersucht worden sind. Sprich, wir können nicht mehr einfach eine
Hundert-Milliliter-Flasche von einem Antibiotikum abgeben, wenn nur ein Tier zu
behandeln ist, was meist mit zwanzig Millilitern abgehandelt ist. Ich mache bei
uns die Medikamentenbestellungen und die Abrechnungen. Was für die
Himmelsschwand-Alp ausgegeben wurde, sieht man am besten an der Rechnung. Die
wurde aber nie bezahlt, und mein Mann
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