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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hat mich da immer beruhigt. Erstens wären
das ja Medikamente für unsere Tiere, und zweitens – als ich mal die großen
Abgabemengen bemängelt hatte – ginge das mit dem Besitzer der anderen Viecher
schon in Ordnung. Mein Mann würde da seine Hand ins Feuer legen, dass der die
Rechnungen schon bald bezahlen könne. Na ja, und da habe ich dann eben Dinge
wie Ivomec zum Entwurmen verbucht und Antiphlogistika wie Flunixin, Banamin,
Tolfedin, Voren oder Mederantil zur Appetitanregung. Aber es waren auch einige
Hormone darunter.«
    »Und irgendwann
wurden Sie stutzig?«, fragte Jo.
    »Ja, wegen des
Ventipulmin, wegen der Hormone und wegen Medikamenten wie Clenbuterol.«
    »Clenbuterol. Schon
wieder! Darauf sind wir auch gestoßen!« Lazlo sah sie scharf an.
    »Ja, das ist ein
Kälbermastmittel«, sagte Röschen leise. »Und um Ihre Frage vorwegzunehmen: Es
ist in der EU verboten. Ich hatte
schon länger den Verdacht, dass mein Mann illegale Mastversuche macht.«
    »Wussten Sie auch
von den Menschenversuchen?«, fragte Laszlo ziemlich aggressiv.
    »Bitte? Ich verstehe
Sie nicht.«
    »Clenbuterol, die
Mutter allen Dopings. Die schöne Katrin Krabbe hat das verwendet. Es beeinflusst
die Muskulatur positiv. Es ist kein Steroid, allerdings verdammt leicht
nachzuweisen. Da muss man ja nur in die Nähe des Teststreifens pinkeln, dass
der anspricht. Aber es gibt inzwischen genug Masking Agents, die die
Nachweisbarkeit verschleiern. Probenicid heißt eines der Mittel. Liebe Frau
Ostheimer, wären Sie Computern gegenüber etwas aufgeschlossener, würden Sie
unter ›www.dopingnews.de‹ über so einiges stolpern. Es gibt wirklich die
abartigsten Websites!« Laszlos Ton war so bitter, dass Jo erschrak.
    Röschen war auf
einen Stuhl gesunken. »Aber mein Mann ist Tierarzt, ich sage doch, ich hatte
eine ungute Ahnung. Ich wusste, dass die da in Tauting irgendwie an den Ochsen
rumpfuschen. Der Schraub ist ein Jagdfreund meines Mannes. Ich hatte mir auch
zusammengereimt, dass das nicht alles sein kann. Aber Doping? Damit hat er doch
nichts zu tun! Es wäre schlimm genug, wenn er illegal Mastmittel einsetzen
würde.«
    Jo hatte bisher
unentwegt auf ein Poster an der Wand gestarrt, das diverse Rinderrassen erklärte.
Nun sah sie Frau Ostheimer erstmals in die Augen. »Hat Svenja davon gewusst?
Und mehr noch: Kann das ihre Idee gewesen sein? Die Polizei glaubt das
zumindest, weil die Dateien auf ihrem Computer gefunden worden sind.«
    »Ich habe keine
Anzeichen dafür bemerkt, dass sie es gewusst hat. Und ich kann das nicht
beweisen, aber ich weiß, dass Svenja niemals Tieren geschadet hätte. Für kein
Geld der Welt! So, wie sie gestrickt war, hätte sie alles getan, um so eine
Sauerei zu verhindern. Aber, wie gesagt: Ich weiß nicht, was wirklich passiert
ist zwischen Svenja und meinem Mann«, sagte Frau Ostheimer leise.
    »Nun, sie wird ihm
auf die Schliche gekommen sein, und da hat Ihr Mann sie umgebracht! Eigentlich
eine ganz logische Geschichte«, rief Laszlo, immer noch voller Aggression.
    Röschens
veilchenblaue Augen waren fast schwarz. Die Falten unter der professionell
aufgetragenen Schminke waren auf einmal tief eingegraben. »Das kann ich nicht
glauben. Er hat sie diskreditiert mit dieser unseligen Ochsengeschichte, vielleicht
wollte er sie auch rausekeln, aber er hätte sie nicht umgebracht. Wie denn
auch, wenn es doch Selbstmord war? Die Polizei hat Fremdeinwirkung
ausgeschlossen.«
    »Weil sie nur
oberflächlich hingeschaut hat. Frau Ostheimer, Sie müssen ihren Verdacht der
Polizei mitteilen!«, rief Jo.
    »Und genau das werde
ich nicht tun! Ich werde leugnen, Sie heute Abend gesehen zu haben. Ich werde
leugnen, jemals den Laptop gesehen zu haben.« Sie schwieg und sah Jo in einer
Weise an, die ihr schlagartig bewusst machte, welche tiefen inneren
Verletzungen dieser Frau Herz und Seele zerschnitten hatten.
    »Machen Sie was
draus. Tun Sie, was Sie nicht lassen können, ich weiß von nichts!«
    »Aber Frau
Ostheimer! Sie haben Svenja gemocht, glaube ich. Und umgekehrt. Das hingegen
weiß ich. Sie können doch nicht wollen, dass ein Mord ungesühnt bleibt? Frau
Ostheimer, wo ist Ihr Mann?« Jo war verzweifelt. Wie sollten sie ohne eine
Aussage von Frau Ostheimer weiterkommen?
    »Nach Ungarn
gefahren. Die Praxis ist ja geschlossen wegen eines Todesfalls.« Sie klang
bitter. »Er ist zur Jagd. Mit Hundemeute und großem Jagdbrimborium. Fragen Sie
mich nicht, wohin.« Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was sie von

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