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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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nicht eher so, dass er mit seiner vermeintlichen
Spürnase in einem weiblichen Spinnweben-Gespinst hängen blieb? Wie hatte Frau
Weigand gesagt: feine Fäden?
    Als er sich mit
einem angedeuteten Handkuss – zum ersten Mal in seinem Leben – von ihr
verabschiedete, nahm sie seine Hand und tätschelte sie. »Sie sind ein feiner
Mensch, Herr Weinzirl. Wenn Sie in Ihrer Verwandtschaft oder Bekanntschaft
jemanden haben, der Ihnen wirklich wichtig ist, dann bemühen Sie sich, die
gemeinsame Zeit nicht im Stich zu lassen. Damit es etwas gegeben hat, auf das
man blicken kann. Das Leben eilt schnell voran.« Sie winkte ihm nach, als er
wegfuhr.
    Gerhard steuerte
seinen Wagen Richtung Kempten. Was für eine Frau! Und was lag wohl zwischen den
Zeilen ihrer wohl temperierten, beherrschten Sätze, dachte er, als er am Bühl
die Adresse von Karina gefunden hatte. Es war ein gesichtsloser Wohnblock: Balkone wie Rattenfallen, ein schlecht übermaltes Graffiti neben der
Klingelleiste. Er läutete, und der Türsummer ging wenig später. Karina wohnte
im dritten Stock.
    Als er die Etage erreicht
hatte, flog ihm eine Tüte um die Ohren. »Du Arschloch, fick sie doch alle, du
Oberarschloch. Fick doch diese Kerstin als Erste. Oder hast du schon?« Eine
Lederjacke flog hinterher, der Gerhard geschickt auswich. »Wag es nicht, näher
zu kommen«, kreischte die Stimme.
    »Oh, das werde ich
schon wagen!«, rief Gerhard und war mit einem Sprung vor der Tür, seinen
Ausweis in der Hand. Im Türrahmen stand eine junge Frau, ihre dunklen Augen
waren schwarz vor Wut. Sie war hübsch, keine Frage. Sie war schmal gebaut,
wirkte aber nicht sportlich-durchtrainiert, sondern eher wie ein Mädchen, das
das Glück hatte, trotz Fehlernährung nicht zuzunehmen. Angesichts leerer
Pizza-Kartons, Chips-Tüten und Colaflaschen, die Gerhard von der Tür aus auf
dem Couchtisch sah, wusste Gerhard, dass er mit dieser Annahme nicht falsch
lag. Ihre ausgeleierte Jogginghose und das Minitop gaben eine Tätowierung am
Bauch frei, auch auf ihrem linken Arm hatte sich einer mit Ranken und Schlangen
verkünstelt. Ihr Haar war etwas überschulterlang, die Tönung, die ins Aubergine
ging, machte sie älter. Ihre Körperhaltung war angespannt, und sie klammerte
sich so an den Türstock, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß wurden.
    »Polizei. Ich nehme
mal an, Ihre freundliche Begrüßung sollte nicht mir gelten?«, fragte Gerhard
und drückte sich ganz in die Wohnung.
    Sie war alles andere
als eingeschüchtert. »Hat das Arschloch jetzt auch noch die Bullen am Hals?«,
schrie sie.
    »Das Arschloch
interessiert mich nicht. Mich interessiert, wieso Sie einen Schlägertrupp auf
Svenja Gudmundsdottir gehetzt haben!« Gerhard wurde jetzt auch laut. Der
Überraschungseffekt war auf seiner Seite. Sie plumpste auf einen Stuhl, und ihr
Gesicht durchzuckte Angst. Man konnte ihr ansehen, was sie dachte: Ausweg,
Ausreden, wo war das Mauseloch? Sie starrte Gerhard bitterböse an und schwieg.
    Gerhard pokerte.
»Ich habe hier eine Anzeige von Frau Doktor Gudmundsdottir. Sie hat Anzeige
gegen Sie erstattet. Ich habe hier zudem eine Zeugenaussage, die das bestätigt.
Nun? Ich kann Sie gerne vorladen!«
    »Ich hab diese
Schlampe nicht angerührt!«, schrie die junge Dame.
    »Oh, das müssen Sie
nicht selbst getan haben. Anstiftung reicht völlig aus. Also?«
    Eines war Gerhard
oft schon aufgefallen bei dieser Generation, egal, ob bei Praktikanten oder
Auszubildenden. So cool und allwissend sie auftraten, so schnell bröckelte die
Fassade dann. Konfliktbewältigung, Kommunikation, Einsicht in eigene Fehler –
das waren alles Fertigkeiten, die nur noch diese altvorderen Opapas in Gerhards
Alter zu beherrschen schienen.
    »Diese Svenja
sollten Sie besser vorladen. Sie hat meine Oma betrogen und bestohlen. Sie hat
sich eingeschlichen. So a Neigschmeckte von Grönland oder Irland oder …« Sie
brach in Tränen aus.
    Gerhard sah sie mit
gerunzelter Stirn streng und unverwandt an.
    »Wissen Sie nicht,
dass sie bei meiner Oma Geld abgezockt hat, diese miese Schlampe!«, heulte sie
auf.
    »Ist es nicht so,
dass auch und gerade Sie sponsored by Oma leben?«
    »Ich bin auch ihre
Enkelin, nicht so eine dahergelaufene Tierärztin. Die wollte sich Geld
erschwindeln. Hat meiner Oma schöngetan. Zweihundertfünfzigtausend Euro hat Oma
ihr gegeben. Dieses miese fette Weib von einer Tierärztin.«
    »Und da haben Sie
beschlossen, sie zu bedrohen? Was wollten Sie damit erreichen? Dass sie das
Geld

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