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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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das die Erde überhaupt bewohnbar gemacht
hatte. Er sank zur Seite.
    Jo weinte
hemmungslos. Anni Fink hatte sie noch immer umfasst. Sie starrten beide auf die
Schläuche. Und dann kam das Wasser. Minuten vergingen, es regnete Asche. Die
Sonne war verdunkelt wie bei einer Sonnenfinsternis, und Jo war sich sicher,
dass es nie mehr hell werden würde. Zwei Sanitäter und ein Notarzt waren von
irgendwoher gekommen, natürlich von der Feuerwehr alarmiert. Aus den dichten
Rauchwolken tauchte der Kommandant wieder auf.
    »Kennsch dia
Hitta?«, fragte er Anni.
    »Ja.«
    »Kellr?«
    »Ja.«
    »Kich?«
    »Ja, talsitig im
linka Eck, wenn i mi räacht erinner.«
    »Bätet!«
    Er nickte einem
seiner Männer zu, und beide hasteten wieder bergwärts, bis der Rauch sie erneut
verschluckte. Die verbliebenen acht Männer, Jo, Anni, die Sanicrew und einige
Menschen, die wohl aus dem Tal gekommen waren, standen im Halbkreis da. Jo
hatte den Kopf gesenkt. Wir dürfen niemals aufhören, das Unmögliche für möglich
zu halten. Gerhard musste leben. Er musste einfach. Anni Fink betete in leise
flüsternden Worten.
    Ihr Mann war
gekommen und mit ihm zwei ältere Leute. Gerhards Eltern! Gerhards Vater, der
wie eine ältere Kopie seines Sohnes aussah, war aschfahl im Gesicht. Gerhards Mutter
zitterte. Jo kannte die beiden, nicht gut, aber doch lange Jahre.
    »Johanna«, flüsterte
Gerhards Mutter und nahm Jos Hand. Es war, als hätte jemand die Zeit
angehalten. Nur die Wolken jagten über den Himmel, der Rest der Welt war in
Starre verfallen. Minuten, Stunden, Jahre, Lichtjahre später traten die beiden
Männer wieder aus dem Rauch. Wie bei einem Effekt heischenden Theaterstück.
Zwischen sich trugen sie einen Mann. Gleichzeitig spurteten der Notarzt und die
beiden Sanis los.
    Wieder hatte eine
höhere Macht auf Zeitlupe umgeschaltet. In Zeitlupe stürzte ein Teil der Alp in
sich zusammen, in Zeitlupe erreichten Jo und Gerhards Eltern die Trage. Gerhard
lag in einem aufblasbaren Stützbett, eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Der
Notarzt lächelte aufmunternd. »Rauchvergiftung. Das wird wieder.«
    »Und sonst?«, fragte
Gerhards Vater.
    »Er scheint einige
gebrochene Rippen zu haben, er hat eine Kopfverletzung überm Auge. Mehr kann
ich momentan nicht sagen. Ich …«
    Lärm zerschnitt das
Gespräch. Da war auch wieder der resolute Kommandant. Er fuchtelte mit den
Armen. Weg hier, dass der Hubschrauber landen kann, hieß diese Bewegung. Sie
rannten zur Seite, in Richtung von Annis Hütte. Eine gewaltige Druckwelle war
zu spüren, Blätter wirbelten auf, Rußpartikel, der Himmel verdunkelte sich
erneut. Als der Hubschrauber wieder abhob, regnete es Asche, und als der
Hubschrauber verschwunden war, bemerkte Jo, dass sie noch immer die Hand von
Gerhards Mutter hielt. Eine Frau war neben die beiden getreten. Evi Straßgütl. Ihr
hübsches, schmales Gesicht war leichenblass, sie hatte Augenringe, und ihre
Augen waren rot entzündet.
    »Ich hab’s über Funk
gehört. Ist er? Wird er?« Evi stammelte.
    »Evi!« Gerhards
Mutter lächelte ihr aufmunternd zu. »Er lebt! Das ist erst mal das Wichtigste.
Aber was wollte er denn hier? Allein, ohne Streife? Ohne dich?«
    Evi zögerte, bevor
sie zu sprechen begann. »Das ist eine lange Geschichte. Äh, anfangs ging es um
einen Selbstmord, dann um einen Mord. Gerhard hatte Hinweise, die ich als
Nonsens abgetan habe. Gerhard war sich auch nicht sicher, bis …« Sie stockte.
    »Bis ich ihn so
genervt habe. Es ist alles meine Schuld!«, mischte Jo sich ein.
    »Es ist niemands
Schuld. Er isch fiechtig stur. Aber er hot allat an Duusl«, sagte Gerhards Mama
beruhigend. Sie verstand zwar nicht ganz, was vorging, aber spürte, dass diese
beiden jungen Frauen Hilfe brauchten. Sie streckte beide Hände aus, und alle
drei standen da, schweigend, die Augen zum Boden gerichtet.
    »Fahren wir ins Krankenhaus«,
meinte Gerhards Mutter und schaute Jo und Evi fragend an.
    »Fahrt ihr! Sie und
Jo.« Evi schluckte schwer. »Ich möchte hier der Spurensicherung auf die Finger
sehen. Sehen, was wir finden. Das bin ich Gerhard schuldig. Denn wenn seine«,
sie blickte Jo an, »wenn eure Ahnung stimmt, dann ist das eine ungeheure
Schweinerei, und wir müssen den ganzen Svenja-Fall neu aufrollen.«
    »Evi! Eure Ahnung,
das solltest du nicht so sagen. Also, ich meine: Es gibt kein Wir zwischen
Gerhard und mir. Es tut mir Leid, wenn ich dir und Gerhard …«
    Evi trat einen
Schritt auf Jo zu. Sie zwinkerte ein wenig mit den

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